Am Rande der kleinen Stadt Murau, irgendwo in der Steiermark. Früher hat sich hier wohl die Brauerei befunden, bis die Räumlichkeiten irgendwann zu klein, zu eng wurden und man direkt nebenan einen Neubau errichtete. Jetzt befindet sich unter der Adresse Rafaltplatz 17 ein Hotel mit Restaurant und Biergarten, das als Ausschank der Murauer Brauerei dient, das Brauhaus zu Murau.
Die Schankstube, die gleichzeitig Restaurantbereich ist und, je nach Auslastung des Hotels auch als Frühstücksraum dient, ist ansprechend eingerichtet. Die Theke mit ihren Zapfhähnen ist mit Reklametafeln und Sprüchen rund ums Bier verziert; die Tische und Stühle sind so gruppiert und zum Teil in eigenen Nischen arrangiert, dass man gemütlich und unter sich sitzen, das Bier genießen und sich schön unterhalten kann.
Bei gutem Wetter lockt der Biergarten. Unter großen Schirmen, die wahlweise Schutz vor Sonne oder Regen bieten, sitzen wir beieinander, freuen uns über die kräftig-deftigen, trotzdem aber schön schmackhaft zubereiteten und nett dekorierten Speisen und genießen dazu das Murauer Bier frisch vom Fass, zum Teil auch aus der Flasche.
Genuss ohne Reue, denn zwar steht das Auto in der Tiefgarage direkt unter dem Biergarten, aber wir brauchen dennoch heute nicht mehr zu fahren – das gemütlich und zeitlos eingerichtete Zimmer im oberen Stockwerk wartet auf uns. Die Gänge sind mit Bierbildern dekoriert und lassen keinen Moment vergessen, dass wir uns hier in einem Brauereihotel befinden, und von allen Sitzgruppen im Biergarten aus hat man einen direkten Blick auf die Lagertanks der Brauerei.
Wir blättern die Bierkarte auf und studieren das Angebot. Am besten, wir fangen einfach mal mit einem simplen Zwickel an. Hell, leicht trüb, kremiger Schaum, süßlich im Geschmack und 5,2% Alkohol. Ein guter Durstlöscher an einem heißen Augusttag. Es folgt das Pale Ale. Nicht auf der großen Anlage der Murauer Brauerei hergestellt, sondern auf einem separaten, kleineren Sudwerk. Recht dunkel für ein Pale Ale und eher klassisch britisch im Charakter, also keine fruchtige Hopfenbombe, wie sie die Amerikaner so lieben, sondern ein erdig-harziges Aroma. Fein. Mit 5,5% Alkohol auch noch nicht zu stark.
Das Pils kommt recht schlank daher, lässt aber eine kräftige Hopfenbittere vermissen – das ist uns zu wenig Pils, zu viel österreichisches Märzen. Ein Allerweltstrinkbier ohne Geschmacksfehler, aber irgendwie im Stil nicht sauber verortet.
Weiter? Okay, erneut ein Bier aus den kleinen Sudkesseln, und zwar diesmal das Stout. Schön schwarz, mit stabilem Schaum, leichten Röstnoten – 5,8% Alkohol und eine sehr sympathische Anmutung.
Dann das Steirergold. Ein klassisches, österreichisches Märzen, also ein helles, süßliches, recht hoch gespundetes, niedrig gehopftes Bier gegen den großen Sommerdurst. Dieser Aufgabe kommt es mit seinen 5,2% Alkohol und im einfachen Glaskrug gut nach. Mehr aber auch nicht.
Wir steigen um auf die Weißbiere. Das „normale“ Weizen, also das helle Hefeweizen, ist Durchschnittsware. Wir vermissen ein paar fruchtige Aromen und eine schöne Fülle – es ist zwar gut trinkbar und im Sommer erfrischend, aber irgendwie fehlt uns der Pep in diesem Bier. 5,4% vermerkt die Getränkekarte.
Die Hoamat-Weisse hingegen ist deutlich besser. Äußerlich vom vorherigen, „normalen“ Weizen kaum zu unterscheiden, geschmacklich aber ausdrucksstärker, fruchtiger und runder. Jawoll, ein sehr schönes Hefeweizen! Ebenfalls 5,4%.
Und damit sind wir die wesentlichen Positionen der Getränkekarte durch. Solide Biere, keine schlimmen Ausreißer nach unten, aber auch nur wenig, was im Gedächtnis haften bleiben wird. Ordentliche Biere, jedoch fantasielos. Aber sie erfreuen sich großer Beliebtheit: Der Biergarten ist gut gefüllt, die Menschen haben Durst.
Müde betten wir später unser Haupt auf die blütenweißen Kissen in den angenehmen Zimmern, schlummern dem nächsten Tag entgegen. Hätte es sich gelohnt, extra wegen diesem Bier bis nach Murau zu reisen? Nein, wohl eher nicht. Sind wir jetzt enttäuscht? Nein, das auch nicht. Der Service war sehr nett, die Speisen appetitlich und nicht zu teuer, und das Ambiente gefällt. Und morgen kommt der eigentliche Grund unserer Kurzreise, die Ausstellung Global Beer. Deswegen sind wir im Ort, und wenn man sowieso schon hier ist, dann ist es hier im Brauhaus zu Murau auch nett.
Durch den Hotelbetrieb verwöhnt das Brauhaus zu Murau mit großzügigen Öffnungszeiten: Täglich ab 09:00 Uhr durchgehend, warme Küche gibt es ab 11:30 Uhr. Kein Ruhetag. Mit der Murtalbahn, einer Schmalspur-Lokalbahn, ist das Hotel problemlos und romantisch zu erreichen, vom Haltepunkt des Bähnchens sind es nur ein paar Minuten zu Fuß. Alternativ kommt man mit dem Auto, parkt in der hauseigenen Tiefgarage und bleibt über Nacht.
Brauhaus zu Murau
Raffaltplatz 17
8850 Murau
Österreich
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