Die 1992 gegründete Minibrowar i Restauracja Spiż war seinerzeit Polens erste Gasthausbrauerei, und bis heute zehrt sie von diesem Ruhm. Wann immer man das Spiż im Keller des berühmten Breslauer Rathauses betritt – es ist immer voll.
Lässt man den Blick durch die Schwemme schweifen, fallen die schönen Bögen des Kellergewölbes positiv auf. In diese Bögen sorgfältig eingepasst ist die mit 10 hl überraschend große Brauerei. Ordentlich, aber nicht auf Hochglanz poliert steht sie da und dominiert den gemütlichen Raum.
Direkt vor der Brauerei die Theke, an der Selbstbedienung herrscht – wer ein Bier trinken möchte oder ein Schmalzbrot haben möchte, holt es sich selber ab und bezahlt sofort. Im hinteren Bereich des Kellers findet sich jedoch auch ein ordentliches Restaurant mit einem großen Speiseangebot und selbstverständlich umfassendem Service.
Zwischen Schwemme und Restaurant sieht man hinter einer dicken Glasscheibe die offenen Gärbottiche von 20 hl Größe. Die Kräusen mit ihren braunen Tupfen werden allerdings von bunten Flackerlichtern so angestrahlt, dass man nahezu nichts erkennen kann und schon nach wenigen Momenten schier rappelig im Kopf wird.
Als wir am 2. Dezember 2012 hier vor Ort waren, überraschte uns die Bierkarte mit einer riesigen Auswahl. Sechs „normale“ Biere waren im Angebot, und dazu drei aromatisierte. Die aromatisierten (Honig, Karamell und Schokolade) schenkten wir uns, aber die anderen sechs testeten wir durch.
Was allerdings schwer fiel. Enttäuschender Weise war ein Bier schlechter als das andere. Es begann mit einem noch recht ordentlichen Märzen, das geschmacklich soweit fehlerfrei war, aber etwas zu warm serviert worden war. Das Helle und sein „großer Bruder“, das Mocne, wirkten beide wässrig und aroma-arm. Hier schien man an allen Zutaten gespart zu haben, außer am Wasser. Das Dunkle schmeckte unangenehm nach Färbebier – anstatt dunkles Malz zu nehmen, schien man hier einfach nur zu dem normalen Hellen etwas Farbe hinzugefügt zu haben, und fertig.
Dann das saisonal angebotene Porter, in das ich bei der Bestellung durchaus Hoffnungen gesetzt hatte: Absolut schaumfrei wurde es serviert, lauwarm, und wenn man so betrachtete, wie große Kohlensäureblasen nach oben stiegen und ohne Schaumentwicklung lustlos zerplatzten, so sah es eher wie eine Cola Light aus, die da traurig im Glase schwappte. Leider war auch der Geschmack nicht viel besser. Mit viel gutem Willen konnte man ein wenig Röstmalz herausschmecken, aber das war es dann auch schon. Gibt es Porter light alkoholarm? Wenn ja, dann dürfte es ungefähr so schmecken, wie das hiesige. Der absolute Tiefpunkt war jedoch das Weizen. Lauwarm, ohne Schaum, mit muffigem, erdigem Geruch und korrespondierendem Geschmack – ich stellte es angewidert nach dem ersten Schluck weg.
Der grottenschlechte Eindruck vom Bier setzte sich allerdings auch in vielen Details fort. Die Gläser hinter der Theke waren schlecht gespült, wiesen dicke Kalkflecken auf (hoffentlich war es wirklich nur Kalk); die Biere wurden teilweise vorgezapft und standen dann lange ab – wenn jemand bestellt, zapfte das unfreundliche Personal schnell noch etwas Schaum drauf und fertig.
Summa summarum: Eine Tragödie. Abgesehen von der ansprechenden Einrichtung der Schwemme leider eine der schlechtesten Gasthausbrauereien, in der ich jemals war.
Die Minibrowar i Restauracja Spiż ist täglich ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Durch ihre Lage im Keller des Rathauses ist sie problemlos zu erreichen – fast alle Stadtbusse und Straßenbahnen halten in unmittelbarer Nähe; bis zum Hauptbahnhof sind es etwa 20 Minuten zu Fuß.
Minibrowar i Restauracja Spiż
Rynek 9
50-106 Wrocław
Polen
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