Conrad Seidl
Hurra! Bier!

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Conrad Seidl
Hurra! Bier!

Dreißig Jahre ist dieses kleine Buch über die österreichischen Brauereien schon alt. Dreißig Jahre, in denen sich extrem viel verändert hat.

Erinnern wir uns: 1990 war von Craftbier noch nirgends die Rede. Ein paar Großbrauereien dominierten die Getränkemärkte, ein paar Regionalbrauereien waren … eben, genau! … regional vertreten, und mit ein bisschen Glück fand man auch hier und dort noch eine Gasthausbrauerei. Das war’s dann aber schon.

Insgesamt so wenig Braustätten, dass eine komplette Übersicht aller Brauorte gerade 48 Positionen umfasst, mit kaum mehr, nämlich sechzig, Brauereien. Alles ging übersichtlich auf eine ausklappbare Landkarte im Einband dieses Buches.

Conrad Seidl ist es trotzdem gelungen, aus diesem seinerzeit dürftigen Angebot ein 270 Seiten umfassendes Buch zu machen – es war halt noch eine Zeit, in der es gelingen konnte, alle Brauereien eines Landes zu besuchen: „Conrad Seidl (…) hat alle 60 Brauereien Österreichs besucht“, verkündet die Innenklappe des Einbands stolz.

Bevor es an die systematische Beschreibung all dieser Braustätten geht, hat sich der Autor aber noch knapp vierzig Seiten allgemeiner Betrachtung über das Bier gegönnt.

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alle 60 Brauereien in 48 Orten passen auf eine kleine Übersichtskarte

Im einleitenden Kapitel „Das Bier und seine Heimat“ liefert Conrad Seidl ein Sammelsurium von Informationen rund ums Bier – die Herkunft bestimmter Bierstile, Pro-Kopf-Verbräuche in einigen Ländern, Bier-Superlative in Österreich und dergleichen Dinge mehr. Teils amüsant, teils unterhaltsam, teils auch wirklich wissenswert im Sinne von „des Wissens wirklich wert“.

Das zweite Kapitel ist überschrieben „Das Bier und seine Erzeugung“. Neben einer Darstellung des Brauprozesses finden sich hier auch einige Informationen über die Rohstoffe und das Lebensmittelrecht, insbesondere den gerade erst zu Anfang des Jahres 1990 in Kraft gesetzten österreichischen Lebensmittelcodex.

Wie nahezu jedes andere Buch über Bier auch, enthält auch Hurra! Bier! ein eigenes Kapitel über die Historie des Biers: „Das Bier und seine Geschichte“. Von den Babyloniern ausgehend schlägt Conrad Seidl rasch den Bogen zur Geschichte des Biers in Österreich und vergisst auch nicht, die wenig begeisternde Zeit des Bierkartells bis 1980 gebührend zu „würdigen“.

Als letztes Kapitel, bevor die Beschreibungen aller sechzig Brauereien beginnen, folgt noch „Das Bier und seine Liebhaber“. Sammler von Brauerei-Memorabilia, Bier-Historiker und ähnliche Menschen werden hier gewürdigt.

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zu jedem Bundesland kommt zunächst eine kurze Einleitung

Von Kärnten bis Wien werden dann aber, alphabetisch geordnet, die Bundesländer „abgearbeitet“. Zunächst kommen jeweils ein paar einleitende Informationen zur Bierszene im jeweiligen Bundesland, dann kommen die Brauereien – eine nach der anderen. Name, Adresse, Telefonnummer und ein Flaschenetikett oder Wappen der Brauerei bilden die Überschrift, der Informationsteil zu jeder Brauerei gliedert sich in „Eigentumsverhältnisse“ (was einen deutschen Leser überraschen mag, in einem Land, in dem es über siebzig Jahre hinweg ein Bierkartell gegeben hat, aber von großem Interesse ist), „Jährlicher Ausstoß“, „Biersorten“, „Souvenirs“ (ein Zugeständnis an die Sammler, obwohl bekannt ist, dass viele Sammler von Brauerei-Memorabilia sich gar nicht für das Bier selbst interessieren, oftmals es nicht einmal trinken …) und „Geschichte“. Ein bisschen über das Kernthema hinausgehend folgen dann Informationen zu (nicht zwingend bierigen) „Sehenswürdigkeiten“ in, bei oder in der Nähe der Brauerei und „Ausflügen“ und schließlich, dann wieder enger auf die Brauerei und ihre Biere fokussiert, „Wo einkehren?“.

Conrad Seidl zieht diese Systematik konsequent durch, so dass das Buch nicht nur als Wissensquelle, sondern durchaus auch als bierzentrierter Reiseführer durch Österreich dienen kann. Nett!

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jede der 60 Brauereien wird nach der gleichen Systematik beschrieben

Das Layout ist jedoch ein bisschen unübersichtlich. Keine Leerzeilen zwischen den Absätzen, überhaupt ein ziemlich eng gesetztes Schriftbild mit wenig Struktur – es erfordert durchaus Konzentration, das Buch zu lesen. Andererseits bürgt genau dies natürlich für eine gewaltige Informationsfülle auf den 270 Seiten. Übersichtlich gestaltet und lesefreundlicher gesetzt wäre das Buch entweder doppelt so dick geworden oder hätte nur noch die Hälfte an Informationen enthalten …

Das feste, gestrichene Papier hat einen seidenen Glanz und wäre prädestiniert, die Etiketten und Wappen sowie die ab und an eingefügten Fotografien farbig wiederzugeben, aber Farbdruck bleibt in diesem Buch – leider! – nur den gelegentlich eingefügten kommerziellen Reklameseiten vorbehalten. Letzteres – Reklame mitten in einem Buch – ist etwas, was ich sowieso nicht mag!

In der Summe schmälert das den Wert des Buchs aber nicht. Viel Information, kompakt präsentiert, und somit seinerzeit eine gute Leseempfehlung – mittlerweile, dreißig Jahre später allerdings nur noch von historischem Wert. Zu viel hat sich in der Bierszene Österreichs verändert. Fast nur zum Positiven, sei angemerkt!

Conrad Seidl
Hurra! Bier!
Österreichischer Bundesverlag Gesellschaft m. b. H.
Wien, 1990
ISBN 3-215-07509-1

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