Reklame*
Der 1. April ist vorbei, also meint der Postbote es ernst, als er klingelt und uns ein Paket vor die Haustür stellt. Das königsblaue Klebeband, mit dem der Karton sorgfältig verschlossen ist, kommt mir vertraut vor: Das Paket kommt vom Gaffel Shop.
Hurra! Ein Care-Paket, das uns die Ausgangsbeschränkungen angesichts der CoViD-19-Pandemie leichter ertragen lassen wird!
Neugierig ziehe ich das Messer durch die Klebestreifen und öffne den Deckel des Kartons. Zwölf einzelne Packfächer, zwölf 0,33-l-Flaschen Viking Kölsch! Ein breites Grinsen geht über mein Gesicht.
Ich hatte im Netz Anfang des Jahres schon viel über dieses Bier gelesen, war neugierig geworden, hatte aber auch festgestellt, dass das Maß der Entfernung bis Köln und die Chance, es einmal probieren zu können, sich umgekehrt proportional zueinander verhalten. So hatte ich mich schon damit abgefunden, dieses Bier nicht probieren zu können.
Jetzt aber steht es vor mir. Und das gleich zwölf Mal.
Viking Kölsch. Der Versuch der Privatbrauerei Gaffel, Kölsch einmal wieder ins Gespräch zu bringen.
Kölsch ist ein Bierstil, den es ausschließlich in Köln und unmittelbarer Umgebung gibt. Bier, das in der Kölsch-Konvention von 1985 ziemlich präzise beschrieben ist, und zwar im §1(2):
„Die Bezeichnung „Kölsch“ darf nur für nach dem Reinheitsgebot hergestelltes helles, hochvergorenes, hopfenbetontes, blankes obergäriges Vollbier verwendet werden, das innerhalb des Herkunftsbereichs von „Kölsch“ hergestellt wird und dem dort herkömmlich und unter der Bezeichnung „Kölsch“ hergestellten und vertriebenen obergärigen Bier entspricht. Der Herkunftsbereich von Kölsch ist das Stadtgebiet von Köln. Zum Herkunftsbereich gehören darüber hinaus diejenigen Brauereien außerhalb des Stadtgebiets von Köln, die an der Bezeichnung „Kölsch“ bereits vor Inkrafttreten dieser Wettbewerbsregeln einen wertvollen Besitzstand erworben hatten.“
Kölsch ist eine geschützte geographische Angabe (ggA), was sehr schön ist, und doch führt es immer mal wieder zu Diskussionen. Die Kölsch-Liebhaber betonen gerne, wie gut dieses Bier doch ist. Bierliebhabern außerhalb von Köln erschließt sich diese Begeisterung allerdings nicht immer, ist Kölsch doch ein zwar außerordentlich gut durchtrinkbares Bier (es hat eine hohe „Drinkability“ – zu diesem Thema habe ich mich im Mai letzten Jahres mal in meinem Newsletter etwas ausführlicher geäußert), aber eben tendenziell auch relativ geschmacksneutral und vor allem, im Gegensatz zur Formulierung in der Kölsch-Konvention, eher nicht hopfenbetont.
Hopfenbetont – der Begriff ist wohl nur im historischen Kontext als Forderung nach einem schlanken, nicht malzigen Bier zu verstehen. Wer intensives Hopfenaroma oder kräftige, kernige Hopfenbittere erwartet, wird enttäuscht sein.
Mit dem Viking Kölsch erfolgt aber die Kehrtwendung zu einem wirklich hopfenbetonten Kölsch. Die Privatbrauerei Gaffel, unter den etablierten Kölschbrauereien vielleicht die kreativste, hat den dänischen Wanderbrauer Mikkel Borg Bjergsø, weltweit bekannt mit seiner Marke Mikkeller, für einen Kollaborationssud gewonnen, der natürlich wegen der ggA in der Domstadt eingebraut werden musste. Aber Mikkel brachte seinen ganz speziellen Twist in dieses Bier, den es wurde hopfengestopft – das ist in der Kölsch-Konvention nämlich nicht verboten.
Neben Hallertauer Perle, einem klassischen deutschen Aromahopfen, wurde dafür, so informiert mich das freundliche Begleitschreiben der Brauerei, auch der australische Hopfen Galaxy verwendet, und mich erwarten nun Anis, Pfeffer, Cassis, Heidelbeeren und Brombeeren im Aroma.
Die Neugier ist groß, und rasch sind die ersten Flaschen in den Kühlschrank gestellt. Im Gegensatz zu Bieren mit Flaschengärung, wo sich der Hefebodensatz nach dem Transport erst einmal zwei, drei Tage absetzen sollte, brauche ich beim filtrierten Viking Kölsch nicht lange warten – sowie das Bier kalt genug ist, kann ich es trinken.
Auf geht’s also, zur Verkostung. Passende Kölschgläser habe ich natürlich noch. Das Bier ist goldgelb, ist kristallklar, hat einen schneeweißen, durchaus haltbaren Schaum und – Hmmm! – einen angenehmen, leicht süßlich-fruchtigen, hopfigen Geruch. Der Antrunk ist spritzig, etwas kohlensäurescharf und damit sehr typisch für ein Kölsch, und dann stelle ich fest: Ich schmecke etwas! Das ist bei Kölsch nicht unbedingt selbstverständlich – die meisten Kölschmarken rauschen unauffällig über Zunge und Gaumen und verschwinden im Rachen, ohne größere sensorische Eindrücke zu hinterlassen. Hier aber spüre ich tatsächlich ein angenehmes, fruchtiges Aromenspiel, finde zwar kein Anis, aber trotzdem eine leichte Aromaschärfe und nach dem Schluck sogar eine feine Bittere, die rasch abklingt.
Ein gelungenes Kölsch, mit einem dezenten Twist, das es von anderen, eher klassischen Kölschmarken spürbar unterscheidet, ohne dass es jedoch an Drinkability verliert. Ein gut durchtrinkbares Bier, für den großen und schnellen Schluck. Sehr sympathisch.
„Gerne mehr davon!“, denke ich.
Ach so, habe ich ja!
Es sind ja noch elf weitere Flaschen da. Sehr schön. Lange werden die wohl nicht halten. Draußen scheint die Sonne, es ist frühlingshaft warm auf dem Balkon, da werden die rasch getrunken sein.
Herzlichen Dank nach Köln, also!
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG
Ursulaplatz 1
50 668 Köln
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Artikeln, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe die zwölf Flaschen Viking Kölsch von der Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG gratis bekommen. Bei der Rezension habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.
Be the first to comment