Eins mal vorneweg: Ein zweiter Narziß ist dieses Buch nicht. Soll heißen, es ist zwar großformatig, hat über 170 Seiten und nennt sich „ultimativ“, aber setzt das ganze „tongue in cheek“ um, also mit einem humorigen Augenzwinkern.
Die Hamburger Journalistin Sünje Nicolaysen hat sich in ihrem Buch „Der ultimative Bier Guide – Zum Kenner in 222 Grafiken“ des Themas Bier mit viel Humor und mindestens ebenso viel Unvoreingenommenheit angenommen.
Kurze Sätze. Klare Aussagen. Feste Statements. Immer wieder mit einem kessen Spruch garniert.
So liest sich das Buch in der Tat sehr unterhaltsam, und trotzdem lernt man nebenbei noch einmal die eine oder andere Sache über unser Lieblingsgetränk hinzu. Spielerisch, sozusagen.
Nach einer kurzen Einleitung, in der Sünje Nicolaysen sich selbst kurz vorstellt und erklärt, wie sie als Hamburger Deern zum kreativen Bier gekommen ist, beginnt schon das erste Kapitel: „für Biertrinker“. Bier in Zahlen, also ein paar Statistiken, die Geschichte des Biers (beginnend in Babylon), ein kleiner Seitenhieb auf das sogenannte „Reinheitsgebot“, ein paar Gedanken zum Thema Craft Beer, Trinkrituale und ein paar nützliche oder kuriose Informationen rund ums Biertrinken finden sich hier. Zwischendrin immer mal wieder ein paar witzige Zeichnungen von Ole Schleefs lockern das Ganze weiter auf – letzteres übrigens im gesamten Buch.
Kapitel 2, „für Bierentdecker“ öffnet den Blick für die vier Grundzutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser und stellt den Brauvorgang in seinen wichtigsten Phasen übersichtlich dar. Auch wie man Bier zu Hause selbst herstellen kann, wird ein wenig angerissen, aber dann auf ausführlichere Anleitungen verwiesen – die Autorin beschränkt sich darauf, der Leserin oder dem Leser einen Floh ins Ohr zu setzen und sie oder ihn für ein neues Hobby zu begeistern. Einschließlich der Idee, Hopfen auch mal im eigenen Garten anzupflanzen, übrigens.
Im dritten Kapitel schreibt Sünje Nicolaysen „für Biergenießer“. Lagern, Servieren, die Wahl des richtigen Glases, das korrekte Einschenken, der Schaum, die Kombination von bestimmten Bierstilen mit bestimmten Speisen und nicht zuletzt auch ein paar Rezepte mit Bier finden sich hier.
Das vierte Kapitel adelt den Leser oder die Leserin bereits: „für Bierkenner“. Die verschiedenen Gärungsarten, die nach Stammwürze unterschiedenen Biergattungen und nicht zuletzt die zahlreichen verschiedenen Bierstile werden hier erläutert. Die verschiedenen Stile nehmen viel Raum ein, und so wird dieses Kapitel zum längsten im Buch, allerdings auch zum einzigen, was man vielleicht nicht einfach so hintereinander weg lesen kann oder sollte. Die Beschreibungen der Bierstile dienen mit ihren meist tabellarischen Darstellungen eher als Nachschlagewerk. Am Ende des Kapitels folgt noch ein bisschen Statistik zu deutschen Brauereien, und schon geht es weiter mit …
… Kapitel 5 „für Biertester“. Wie trinke ich mit allen Sinnen? Wie nähere ich mich den Bieraromen halbwegs systematisch? Wie kann ich mit anderen gemeinsam Biere verkosten? Welche Aromen kann ich finden und mit welchen Vokabeln beschreibe ich sie am besten? Auch ein paar typische Bierfehler werden genannt und ein Verkostungsbogen vorgeschlagen, mittels dessen die Sinneseindrücke festgehalten werden können.
Was kann dann noch kommen? Eigentlich nur noch ein Loblied auf die guten Eigenschaften von Bier, und die finden sich im sechsten und letzten Kapitel „für Bierbewusste“. Wellness- und Gesundheitsaspekte des Biers finden sich hier, alkoholfreie Biere werden als Sportlergetränk empfohlen und der klassische Bierbauch wird diskutiert.
Tja, und dann ist man auch schon am Ende. Schnell und unterhaltsam hat sich alles gelesen. Ein eingängiger, sympathischer Schreibstil fesselt mich, und auch wenn für den erfahrenen Bierliebhaber nur wenig Neues in diesem Buch enthalten ist, so ist es doch eine sehr schöne Lektüre. Es muss ja nicht immer schwere Kost sein, sondern Bier und das Lesen darüber dürfen einfach auch nur Spaß machen.
Schön!
Sünje Nicolaysen
Der ultimative Bier Guide – Zum Kenner in 222 Grafiken
Wilhelm Heyne Verlag
München, 2018
ISBN 978-3-453-60475-9
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