Pivovar Hubertus, a. s.
Kácov
CZE

Das Außenthermometer des Wagens zeigt -13° C. Der kälteste Tag des Jahres bisher. Und, gefühlt, der düsterste. Langsam tasten wir uns durch den Nebel. Es ist gerade mal sechs Uhr nachmittags, aber es ist stockfinster. Das Navi heißt uns, in eine kleine Gasse abzubiegen und den Ortskern von Kácov zu verlassen. Es geht steil hinunter, und irgendwann stehen wir auf einem Kiesplatz direkt am Wasser, am Ufer des Flüsschens Sázava. Um uns herum ist es still.

es ist dunkel und still

Wir sehen das Brauereigebäude der Pivovar Hubertus vor uns, nur von zwei Scheinwerfen ein wenig erhellt. Alles ist ganz ruhig, nur ganz aus der Ferne hört man fröhlichen Gesang. Rechts neben der Brauerei das Brauereirestaurant, der Schalander, beziehungsweise auf Tschechisch natürlich Šalanda geschrieben. Benannt nach dem Aufenthaltsraum der Brauer und Mälzer, in dem sie sich von ihrer harten Arbeit bei einem Bier erholen konnten.

Als wir die schwergängige Holztür aufdrücken, wissen wir, wo der Gesang herkommt. Eine Gruppe junger Männer sitzt beisammen, einer spielt die Gitarre, die anderen singen fröhliche, eingängige Melodien. Die Berge von leeren Biergläsern zeugen davon, dass sie schon eine Weile hier sitzen, die geröteten Gesichter auch. Und sie zeugen davon, dass das Bier schmeckt.

Wir lassen uns auf einer der Holzbänke nieder, bestellen ebenfalls ein Bier und bitten um die Speisekarte. Die Wände sind dekoriert mit alten Emaille-Tafeln – Werbung längst vergangener Brauereien ist hier zu sehen. Viele zweisprachige und deutsche Schilder zeugen von der wechselvollen Geschichte der Region. Bier aus Mährisch-Ostrau, aus Görkau und aus Leitmeritz wird beworben.

Zeugen der wechselvollen Geschichte der Region

Die Speisekarte kommt und mit ihr das erste Bier. Ein zehngrädiges Hubertus Světlé Výčepní. Eigentlich ein recht leichtes Bier, mit gerade mal 3,9% Alkohol. Aber trotzdem schön voll im Geschmack. Und, untypisch für Tschechien: Keine Spur von Diacetyl. Kein buttriger Hauch, sondern ein reines Aroma. Nicht zu hoch gespundet – ein Bier, dass man selbst bei den heutigen Minusgraden mit Appetit wegzischen kann.

Die Speisekarte ist ausschließlich in tschechischer Sprache, und während vom Nachbartisch unermüdlich gesungen wird, arbeiten wir uns mühsam Wort für Wort durch das Menü. Robuste, rustikale Kost, niedrige Preise. Wir bestellen etwas Deftiges, und dazu ein zweites Bier – diesmal das etwas stärkere Zwölfer, das Hubertus Světlý Ležák Premium. Etwas voller schmeckt es, noch runder, schön malzig, nur zurückhaltend gehopft, mit einer feinen Hopfennase, aber nur geringer Bittere. Und ebenfalls kein Diacetyl. Sehr lecker!

Hubertus Světlý Ležák Premium

Das Essen dazu kommt als große, aber appetitliche Portion. Gebackener Käse, wie die Tschechen ihn mögen. Dazu Hranolki, also Stäbchen. Soll heißen, Pommes Frites. Passt. Nach stundenlanger Fahrt haben wir Mordskohldampf und hauen ordentlich rein.

Die beiden freundlichen Kellnerinnen tragen ebenso große Portionen an den Nachbartisch, dazu noch einmal ein gutes Dutzend Gläser Bier. Schlagartig kehrt Ruhe ein, der Gesang erstirbt. Gefräßige Stille, hätte das meine Oma genannt.

Auch wir wenden uns dem Essen zu, es schmeckt ganz ausgezeichnet. Für einen Moment überlege ich, noch ein drittes Bier zu bestellen, aber wir haben noch einige Stunden Fahrt vor uns. Herr M. muss als Fahrer sowieso nüchtern bleiben, und ich möchte eigentlich nicht alle zehn Minuten nach einem Parkplatz suchen müssen, weil die Blase drückt. Schweren Herzens verzichte ich, esse stattdessen langsam weiter.

deftige und preiswerte Küche

Am Nachbartisch hebt der Gesang wieder an. Die Jungs haben genauso schnell gegessen, wie sie getrunken haben. Mit vollem Munde singt man nicht, mit vollem Herzen schon. Kein Krawallgesang, sondern fröhliche Lieder. Hier möchte ich sitzenbleiben, die Atmosphäre genießen, und für einen Moment überlege ich, doch noch ein Bier …

Nein, die Vernunft siegt. Wir müssen weiter. Schnell noch die Rechnung. Mir gehen die Augen über. Gut sattgegessen, zwei Bier dazu, und ich bleibe umgerechnet unter fünf Euro. Das muss das Paradies sein, ja, es ist es! Diese Adresse bleibt definitiv im Navi gespeichert – hier müssen wir unbedingt wieder hin. Und dann mieten wir uns im zur Brauerei gehörigen Hotel ein und werden die Atmosphäre hier im Šalanda unbeschwert und ohne Zeitdruck genießen.

Jawoll, so machen wir das!

Pivovar Hubertus

Die Pivovar Hubertus ist 2001 gegründet worden und hat damit eine Jahrhunderte alte Tradition des Brauens in Kácov wieder aufgenommen, beziehungsweise nach kurzer, sechsjähriger Unterbrechung wieder fortgesetzt. Acht verschiedene Biere gibt es im Angebot, und dazu immer mal wieder Saison- und Sonderbiere. Das Brauereirestaurant Šalanda bietet preiswerte und gute Küche in einfacher, aber angenehmer Atmosphäre, und im 2013 erst eröffneten Hotel kann man, wenn man zu viel Bier erwischt hat, gut und preiswert übernachten.

Die Pivovar Hubertus bietet nach telefonischer Absprache Brauereiführungen für Gruppen an. Auch Rampenverkauf geht nach telefonischer Absprache. Das Brauereirestaurant Šalanda ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend bis zum späten Abend geöffnet; kein Ruhetag. Kácov liegt etwa zehn Minuten von der Autobahn Prag – Brünn entfernt; parken kann man direkt vor der Brauerei am Ufer des Flüsschens Sázava.

Bilder

Pivovar Hubertus, a. s.
V Podskalí 6
285 09 Kácov
Tschechien

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