Die dritte virtuelle Vorlesung der TU München rund ums Bier fand am 20. August 2020 statt – nach den Themen „Sensorik“ und „Alkoholfreies Bier“ ging es diesmal um das Thema, wie Bier richtig behandelt werden soll, damit das Produkt, das die Brauerei in genau dem Zustand, in dem es der Brauer gerne haben möchte, verlässt, auch beim Kunden, bei der Verbraucherin, beim Gast ankommt und von ihm oder ihr genossen werden kann.
zur Vorlesung über Bier gehört natürlich immer auch ein Bier im Glas
Vortragender war Roman Werner, Verfahrenstechniker und Leiter des Prüflabors für Schankanlagen, aber er beschränkte sich beileibe nicht nur auf den Aspekt der Schankanlagen, sondern betrachtete in anschaulichen Darstellungen den ganzen Weg von der Rampe an der Brauerei bis ganz zum Schluss in das Bierglas.
Besonders schön waren seine spitzen und dennoch diplomatisch gewählten Formulierungen wie zum Beispiel: „Bierpflege ist ein in der Gastronomie gelegentlich unterschätztes Thema.“ Und er machte keinen Hehl daraus, dass es ihm natürlich auch darum ging, die Brauereien ein wenig in Schutz zu nehmen, denn wenn der Verbraucher in der Gastronomie ein Bier ins Glas bekommt, das ihm nicht schmeckt, macht er instinktiv zunächst einmal die Brauerei dafür verantwortlich, auch wenn es vielleicht der Wirt war, der das Bier verhunzt hat: „Mit Liebe gebraut, vom Wirt versaut.“
Sehr strukturiert stellte er alle Faktoren zusammen, die das Bier auf seiner langen Reise bis zum Bierliebhaber belasten können. Licht, Temperatur, Unsauberkeit, Oxidation, Mikroorganismen und nicht zuletzt auch der Faktor Zeit, also die überlange Lagerung des Fasses oder der Flasche – als Zuhörer des Vortrags bekamen wir fast schon den Eindruck, froh sein zu müssen, wenn ein Bier überhaupt unbeschadet bis ins Glas kommt.
Aber nicht nur der Weg von der Brauerei bis in die Wirtschaft wurde von Roman Werner betrachtet, sondern natürlich auch die Endphase vor Ort – die Glasreinigung und das korrekte Einschenken.
Die meisten Zuhörer dürften am Ende auch überrascht gewesen sein, dass es zum Thema Bierausschank sogar eine DIN gibt, die acht Grundregeln vorgibt – die DIN 6550-10.
Auch wenn Werner mit seinem kurzweiligen und pointierten Vortrag die für die Vorlesung vorgesehene Zeit eigentlich schon ausgeschöpft hatte, nahm er sich noch die Zeit für einen kurzen Chat mit weiterführenden Fragen.
Alles in allem eine sehr runde und informative Veranstaltung!
Die Vorlesung stand allerdings unter dem Copyright der TU München, weswegen ihr Inhalt hier nicht wiedergegeben werden darf. Stattdessen eine Empfehlung: Wenn sich die Gelegenheit bieten sollte, an einem solchen Seminar einmal teilzunehmen, egal ob in der physischen Realität oder als virtuelles Web-Seminar: Ich kann es nur nachdrücklich empfehlen!
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