Haus- und Hobbybrauertage 2009
Bamberg

Viel Rauch um nichts?

Die Haus- und Hobbybrauertage 2009 zu Gast im Rauchbier-Mekka Bamberg

Über 200 Haus- und Hobbybrauer fanden im späten September 2009 den Weg nach Bamberg zu den diesjährigen Haus- und Hobbybrauertagen und setzten damit eine Rekordmarke, was die Teilnehmerzahl anbelangt. Herrlichstes Spätsommerwetter, die Bamberger Klosterbrauerei als Veranstaltungsort und die Unterstützung durch die Mälzerei Weyermann haben sicherlich dazu beigetragen, dass diese Teilnehmerzahl erreicht wurde, aber ich wage zu behaupten, dass es die Stadt Bamberg selbst war, die Bierhauptstadt Frankens und das Rauchbier-Mekka schlechthin, die uns in Scharen hierher gelockt hat. Und es gab, glaube ich, niemanden, der die teilweise weite Anreise bereut hat.

„Check-In“

Der „Check-In“ (letztes Jahr hieß es noch „Anmeldung“, aber auch die Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland e.V. (VHD) geht mit der Zeit und wird modern …) im großen Saal der Klosterbräu, der ältesten noch betriebenen Brauerei Bambergs, ging mit gewohnter Routine vonstatten. Die eingereichten Biere wurden mit einer Kennnummer versehen, der Teilnehmerausweis ausgehändigt und eine individuell angepasste Tourbeschreibung ausgedruckt: Während auf die Verkoster ein eher arbeitsreicher Sonnabend warten sollte, durften sich die anderen Teilnehmer auf ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm freuen.

Für heute stand aber zunächst eine Führung durch die Klosterbräu an. In kleinen Gruppen wurde uns in etwa 30 Minuten das nagelneue Sudwerk und der nicht minder neue Lagerkeller gezeigt. Die beiden jungen Herrn, die die Führung um 16:30 Uhr übernommen hatten, waren beide keine ausgebildeten Brauer, und obwohl sie sich viel Mühe gaben und mit viel Begeisterung bei der Sache waren, kamen sie bei den spitzfindigen Fragen der Hausbrauer gelegentlich ein bisschen ins Schwimmen. Das tat unserer Begeisterung aber keinen Abbruch, und um ehrlich zu sein, waren die allerletzten Details des angewandten CIP-Verfahrens dann auch nicht mehr wirklich wichtig. Viel wichtiger hingegen war die Möglichkeit, das Pils direkt aus dem Lagertank zu zwickeln und zu verkosten – was wir auch ausgiebig taten!

im Sudhaus der Klosterbräu

Ein letzter Blick über den idyllischen Biergarten direkt oberhalb der Regnitz, und dann hieß es für die Verkoster und Biereinreicher, sich zum Verkostungsseminar zu versammeln: Fränkisches Braunbier, Helles Bockbier und Bamberger Rauchbier waren im Vorfeld als Kategorien für den Hausbrauwettbewerb vorgegeben worden, und genau diese drei Sorten wollte uns der Vorsitzende des Vereins, Dieter Birk, anhand kommerzieller Beispiele vorstellen, uns die Charakteristika erläutern und so eine einheitliche Verkostung am nächsten Tage sicherstellen – eine Kalibrierung, gewissermaßen, wie einige von uns scherzhaft behaupteten.

Leider aber eine Kalibrierung mit Hindernissen, denn obwohl Dieter sich wirklich alle Mühe gab, die Geruchs- und Geschmackscharakteristika der drei Kategorien zu erläutern, und obwohl er mit einer Engelsgeduld auf die Rezens, die Vollmundigkeit, die Bittere, den Gesamteindruck und auf Farbe und Schaum einging, war es von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da die gekauften Biere gerade nicht als Vorbild für die jeweilige Kategorie gelten konnten: Der Kulmbacher Mönchshof Bock war bernsteinfarben statt hell und viel zu karamellig; das Weiherer Rauchbier war nur ganz schwach rauchig und ließ es an Vollmundigkeit vermissen, und das Klosterbräu Braunbier war zu hell und obendrein untergärig statt obergärig.

Kalibrierung für die Verkostung

Dieter mühte sich redlich, den aufkommenden Unmut zu bekämpfen, und nach etwas emotionalem Austausch von Argumenten beruhigten sich die Gemüter wieder – schließlich sind wir hier, um ein fröhliches, gemeinsames Wochenende zu verbringen, und nicht, um uns um Dinge zu streiten, die nicht mehr geändert werden können. Dieter versprach Besserung für‘s nächste Jahr, und in friedlicher Harmonie ließen wir uns die drei Biersorten nun dennoch munden.

An das Verkostungsseminar schloss sich zunächst ein Imbiss für alle Teilnehmer der Haus  und Hobbybrauertage an – die Firma Weyermann hatte es sich nicht nehmen lassen, uns einzuladen. Schade, dass die Organisation in der Klosterbräu von der schieren Anzahl der Kostgänger ein wenig überfordert war – und so begann die Jahreshauptversammlung der VHD mit einer halben Stunde Verspätung. Gesättigt und den ersten Durst gestillt saß der Verein und harrte der großen Dinge, die da kommen sollten – hatte Dieter Birk im Vorfeld doch schon klar gemacht, dass er als Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung stünde. Neuwahlen waren also erforderlich.

Für die Details der Jahreshauptversammlung verweist der Chronist auf das Protokoll, das allen Vereinsmitgliedern zugesandt wird, und hält an dieser Stelle lediglich fest, dass der neue erste Vorsitzende nun Markus Metzger heißt – ein alter Bekannter, der vor Jahren bereits den Posten des Stellvertretenden Vorsitzenden innehatte.

Bei Klosterbier und interessanten Gesprächen klang die Jahreshauptversammlung aus, und die Mehrheit der Teilnehmer verschwand recht früh im Bett, um Kraft für den morgigen Tag zu tanken.

Bamberg weckte uns am 26. September 2009 mit einem strahlend blauen Himmel. In der Innenstadt feilschten die Frühaufsteher auf dem Wochenmarkt, an Main und Regnitz herrschte schon Geschäftigkeit, und aus allen Himmelsrichtungen liefen die Hausbrauer zur Klosterbräu.

blauer Himmel über Bamberg und der Mälzerei Weyermann

Für die verschiedenen Gruppen wurde ein jeweils unterschiedliches Programm angeboten – ein Teil begann gleich um neun Uhr früh mit einer kurzweiligen Stadtbesichtigung, während der in etwa zwei Stunden Geschichte und Geschichten von Bamberg in fröhlicher und abwechslungsreicher Form dargeboten wurden. Insbesondere die Damen der Gruppe staunten und schauten ein wenig neidisch, als sie hörten, dass König Heinrich II. seinerzeit die Stadt Bamberg seiner Frau Kunigunde kurzerhand zum Geschenk gemacht hatte.

Die Biereinreicher hingegen trafen sich zur Vorverkostung, um in moderierter Form in drei Panels aus den eingereichten Bieren schon einmal diejenigen auszusortieren, die deutliche Geschmacksfehler aufwiesen. Eine fleißige, aber interessante Arbeit, die den frühen Vormittag im Nu verfliegen ließ, uns aber auch deutlich machte, dass fünf Biersorten am frühen Morgen schon eine interessante Wirkung entfalten können, selbst wenn es nur fast homöopathische Mengen waren, die getrunken wurden.

Der spätere Vormittag sah zahlreiche Besuchergruppen bei der Betriebsbesichtigung der Weyermann Mälzerei. Bis ins letzte Detail wurde uns der Prozess des Mälzens zunächst an einer Schautafel erklärt, dann aber auch in der Mälzerei gezeigt. Ein hervorragender Einblick in die aufwändigen Verfahren, die für einen wirtschaftlichen Betrieb ein hohes Maß an Koordination und präziser Betriebsführung erfordern. Auch das neue Logistikzentrum mit automatischer Palettierung der Malzsäcke beeindruckte uns sehr. Abgerundet wurde die Betriebsbesichtigung durch einen kurzen Blick in die Verwaltung und das Labor, und danach konnten wir uns noch die Versuchsbrauerei anschauen und drei der bei Weyermanns gebrauten Biere am Durstlöschzug verkosten: Das Weyzen, das Schlotfegerla und das Barley Wine – letzteres mit über neun Prozent Alkohol. Die Firmenchefin Sabine Weyermann ließ es sich nicht nehmen, mit uns am Durstlöschzug zu stehen und zu fachsimpeln, und als wir das Firmengelände – teilweise mit frisch erworbenen Malzsäcken beladen – wieder verließen, waren wir beeindruckt von einem sich hervorragend präsentierenden Mittelstandsbetrieb.

die Versuchsbrauerei von Weyermann

Während im Schichtbetrieb nun andere die Führung durch die Altstadt oder die Mälzerei antraten, trafen sich die Verkoster am frühen Nachmittag erneut im Klosterbräu und begannen mit der Hauptverkostung. Jeweils etwa zehn Bock-, Braun- und Rauchbiere wurden konzentriert verkostet und in eine klare Rangfolge gebracht. Wieder sehr spannend und faszinierend, aber auch anstrengend.

Parallel dazu (und zum Glück für die Verkoster auch noch bis in den frühen Abend hinein) fand ein Stockwerk höher der Hausbrauermarkt statt, auf dem verschiedene Anbieter ihre Brauprodukte, Sudanlagen, Bücher und sonstiges Zubehör feilboten, auf dem aber auch die Schwalenberger Brauzunft ihre Brauerei und ihre Region vorstellte – sollen doch dort im August 2010 die nächsten Haus  und Hobbybrauertage stattfinden. So, wie dort die Werbetrommel gerührt wurde, freuten sich viele schon auf das nächste Treffen – und dabei war das diesjährige doch noch in vollem Gang …

die Verkostung

Ein Teil der Hobbybrauer fühlte sich von diesem Programm immer noch nicht ausgelastet genug, und so fand sich eine illustre Schar noch am Ufer der Regnitz im Stadtteil „Klein-Venedig“ ein. Bei Life-Musik und Tanz wurde hier ausgelassen gefeiert und getrunken, und so eine hervorragende Grundlage für den Hausbrauerabend ab 20:00 Uhr geschaffen. Vorglühen, nennt man das heutzutage wohl …

Beim Hausbrauerabend bogen sich die Tische nur so unter den Spezialitäten des kalten und warmen Büffets, und nachdem wir uns bei Haxen, Braten und reichlich Bier eine gute Grundlage geschaffen hatten, schritt Dieter Birk zur Siegerehrung. Auch dieses Jahr wieder war die Konkurrenz in den verschiedenen Kategorien erheblich gewesen, und so können die Sieger stolz auf ihre Leistung und ihr hervorragendes Bier sein. Mit dem obligatorischen Braupaddel und einem Sack Malz wurden sie belohnt, und mit einem flüssigen Dank an die Verkoster in Form von zwei Litern Hausbräu in Original-VHD-Flaschen ging dann der offizielle Teil des Hausbrauerabends zu Ende.

Hausbrauerabend

Das ist der Moment, in dem die Hausbrauer wieder zu Hochform auflaufen und ihre Produkte nun außer Konkurrenz in Fässern und Flaschen anbieten … Es wurde noch ein feuchtfröhlicher Abend, bei dem auch weit exotischere Sude, als es die drei Kategorien im Wettbewerb zugelassen hatten, verkostet werden konnten.

Wie üblich klangen die Haus- und Hobbybrauertage dieses Jahr wieder mit einem theoretischen Teil aus. Am Sonntagvormittag um zehn Uhr, also in gefühlter Herrgottsfrühe nach dem feuchtfröhlichen Abend gestern, hielten Andreas Richter und Ulrich Ferstl von der Weyermann Mälzerei zwei interessante und unterhaltsame Vorträge. Andreas erläuterte uns zunächst die Feinheiten des Mälzens und stellte uns dann eine Reihe von Spezialmalzen nebst Braurezepten zu deren Anwendung vor – eine Reihe von interessanten Anregungen und sicherlich ein Quell der Inspiration für die Anwesenden. Ulrich konzentrierte sich in seinem zweiten Vortrag auf eine knappe Handvoll internationaler Bierspezialitäten, und zwar das Imperial Pale Ale, den Barley Wine, das Baltic Porter und das Pumpkin Ale. Zu jeder dieser Biersorten gab es einen kurzen Abriss der Historie, Tipps zum Brauen und ein detailliertes Rezept.

Sonntagvormittagsvorträge

Solchermaßen theoretisch gerüstet für ein weiteres Jahr des Hausbrauens trollten wir uns wieder Richtung Heimat, natürlich nicht, ohne uns gegenseitig wieder zu versichern, dass es nächstes Jahr ein Wiedersehen auf den Haus- und Hobbybrauertagen geben werde. Also, in diesem Sinne: Bis zum August 2010 in Schwalenberg, und für dieses Jahr vielen Dank für die Organisation, die Unterstützung und die Spenden an alle Mitwirkenden, von der VHD über die Weyermann-Mälzerei, die Kloster Bräu, die Bamberg Touristik und all die vielen anderen Helfer und Sponsoren.

Lebt wohl, und bis dann, wünscht der Chronist.

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