Brauhaus Brauerei Zwickau
Zwickau
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Die Priesterhäuser in Zwickau sind eines der ältesten Wohnhausensembles in Deutschland überhaupt. Vier von einst zwölf Häusern sind noch erhalten, und ein Deckenbalken in einem dieser vier Häuser trägt die Jahreszahl 1264. Über 750 Jahre alt sind sie also, und wenn man davor steht, spürt man den Hauch der Geschichte. Was haben diese Häuser in den fast acht Jahrhunderten wohl alles erlebt? Kriege und Katastrophen, Liebe und Hass, Leben, Krankheit und Tod. Wie oft hat sich die Welt in dieser Zeit grundlegend gewandelt? Unendlich spannend.

vier der einst zwölf Priesterhäuser sind noch erhalten

Aber ach, um wieviel weniger spannend ist der Besuch im Brauhaus Brauerei Zwickau, das im linken dieser vier Häuser (und den Gebäuden dahinter) untergebracht ist. Eigentlich ja eine schöne Brauerei. Viele kleine Räume, jeder ein wenig anders gestaltet. Altmodisch-kuschelige kleine und winklige Ecken, aber auch ein eher modern gestalteter Saal, entstanden scheinbar durch Abtrennung und Überdachung eines Innenhofs. Einen Biergarten gibt es zwischen den Gebäuden, und geht man zwischen den Gebäudeteilen ein Treppchen hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf, kommt man auch an einer kleinen kupfernen Destille vorbei.

Und hinter der Theke, auf einem Podest steht das kupferne Sudwerk. Tische stehen direkt davor – wer möchte, kann also ganz nah an seine geliebten Braukessel heranrücken und sein Essen und das Bier quasi auf Tuchfühlung genießen. Aber genau dieser Biergenuss ist es, der die Spannung vermissen lässt.

Blick durch den großen Gastraum

War die Zeitreise durch die Geschichte der Priesterhäuser noch abwechslungsreich und faszinierend, so macht sich bei der Bierauswahl gähnende Langeweile breit. Ja, in der Tat, meine lieben Leserinnen und Leser, Herrschaften! Aufgepasst! Hier ist es wieder! Das unsagbar einfallsreiche, innovative, unerreichte und in seiner Einzigartigkeit zu oft kopierte Brauhaus-Triplett. Täterää! Fanfaren und Tusch: Hell, Dunkel, Weizen!

Ich drehe und wende die Speisekarte, schüttle sie, lese sie noch einmal. Priesterhell, Priesterdunkel, Priesterweizen. Ende.

Ja, natürlich, in einem kleinen Nebensatz findet sich der Hinweis, man möge doch bitte das Personal nach einem Saisonbier fragen. Aber das kennen wir ja schon. Wenn keine Aufsteller auf den Tischen stehen, keine Plakate an der Wand hängen, keine Kreidetafeln dafür Werbung machen, dann gibt es gerade kein Saisonbier.

Ich frage den Ober trotzdem. „Nein“, lautet die Antwort, ein Saisonbier gebe es gerade nicht. Gebe es sowieso eher selten. Ich möge doch die spannenden hausgebrauten Biere verkosten, die seien doch schon ganz toll.

Moment mal, hat er eben „spannend“ gesagt? Für einen Moment dachte ich, ich hätte mich verhört. Aber nein, er hat die Biere wirklich „spannend“ genannt.

das Helle

Ich probiere die drei Biere der Reihe nach durch und bin nicht überrascht. Deutscher Gasthausbrauereidurchschnitt. Dutzendware. Kann man trinken, wenn man Durst hat, muss man aber nicht. Wasser löscht den Durst auch. Zugegeben, immer noch besser als geschmackloses, überkarbonisiertes und gelb gefärbtes Wasser aus den großen Brauereikonzernen, aber nichts, was sich irgendwo als Erlebnis im Gedächtnis verankern würde. Zisch, und weg.

Aber bevor ich mir jetzt nachsagen lasse, alles nur schlecht zu reden: Die Atmosphäre ist nett. Die Schankräume sind heute, an einem Sonnabend, rappelvoll. Ganz Zwickau scheint auf den Beinen zu sein. Junge Leute, ältere Paare, ganze Familien. Die Kellner und Kellnerinnen sausen zwischen den Tischen hindurch und bringen große Portionen rustikalen Essens, und das Bier fließt dazu in Strömen. Kuschelig warm ist es im Gasthaus, während es draußen trüb, nieselig und kalt ist. Man kann hier schon gerne mal hingehen, wenn man Lust auf Gesellschaft hat, etwas Solides essen möchte, dazu mal schnell gedankenlos ein, zwei Biere zischen möchte. Man kann sich wohl fühlen.

das Sudwerk

Aber nur des Bieres wegen braucht man nicht zu kommen. Dann ist man eher enttäuscht. Spannend ist die Geschichte der Priesterhäuser – die Priesterbiere sind es nicht.

Das Brauhaus Brauerei Zwickau ist täglich von 11:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus oder Straßenbahn) problemlos, es sind nur wenige Schritte zur nächsten Haltestelle. Mit dem Auto ist es schwieriger – man sucht gelegentlich etwas länger nach einem Parkplatz und darf natürlich nichts trinken. Es bleibt aber immer die Möglichkeit, in den hauseigenen Gästezimmern oder im Hotel Alte Münze direkt gegenüber komfortabel zu übernachten.

Bilder

Brauhaus Brauerei Zwickau GmbH
Peter Breuer Straße 12-16
08 056 Zwickau
Sachsen
Deutschland

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