Zeitgleich mit den kreativen Bieren, die der Lidl seit 10. Mai 2021 im Angebot hat, hat meine holde Ehefrau auch den Taste Hero dort entdeckt – einen Flaschenaufsatz, der in der Werbung verspricht „Flaschenbier wie frisch gezapft!“
Taste Hero
Die Neugier hat uns getrieben, dafür ein paar Euro auszugeben, und heute machen wir den möglichst objektiven und unvoreingenommenen Versuch – was bewirkt dieser kleine Kunststoffaufsatz, den man mit zwei verschiedenen Adaptern sowohl auf eine normale Glasflasche aufstecken als auch auf eine PET-Flasche aufschrauben kann?
Ich schaue in die Röhre, und zwar im wörtlichen, nicht im übertragenen Sinn. Der Kunststoffaufsatz enthält eine Prallplatte und radial angeordnete schmale Durchlässe, und ich glaube, mir vorstellen zu können, was beim Einschenken durch diesen Aufsatz passiert: Das Bier wird verwirbelt, die Kohlensäure entbindet sich und ein konstanter Strom nassen Schaums fließt so ins Bierglas, dass er eine eindrucksvolle Blume erzeugt. Nicht ganz so radikal, als wenn man das Bier aus großer Höhe ins Glas plätschern lässt, aber zumindest so ähnlich. Die geschlossene Bauform verhindert aber einen zu großen Sauerstoffeintrag, der sich beim Plätschernlassen nicht vermeiden lässt.
ich schaue in die Röhre
Zwei identische Biere, zwei identische Gläser. Werden wir einen Unterschied merken?
Glas 1 wird normal eingeschenkt – es bildet sich eine schöne Schaumkrone, alles wie gehabt. Glas 2 wird mit dem Kunststoffeinsatz eingeschenkt, und in der Tat: Dick und nass fließt der Schaum langsam ins Glas. Im ersten Moment ist alles weißer Schaum, rasch trennen sich aber Flüssig- und Schaumphase, und es bildet sich eine gewaltige Schaumkrone.
Geduldig schenke ich im zweiten Glas noch ein, zwei Mal nach, warte immer wieder, bis sich der Schaum etwas gesetzt hat, und endlich habe ich den gesamten Flascheninhalt eingegossen.
links ohne, rechts mit Taste Hero
Und schmeckt das jetzt auch unterschiedlich?
Oh, ja! Glas 1 schmeckt frisch und spritzig, Glas 2 eher abgestanden und schal. „Flaschenbier wie frisch gezapft“? Nein, eher: „Flaschenbier wie ein schales Sieben-Minuten-Pils“.
Die Bierliebhaber und -liebhaberinnen, die an die Mär des Sieben-Minuten-Pils glauben und es mögen, wenn viel Schaum eine schale Lacke bedeckt, werden zufrieden sein: Jetzt gibt es ihr Lieblingsbier auch aus der Flasche in diesem Zustand. Und noch eine weitere Zielgruppe kann ich mir vorstellen, und das jetzt ganz ohne Zynismus: Personen mit Magenproblemen, die die Kohlensäure im Bier nur schwer vertragen. Für die ist es eine bequeme und komfortable Möglichkeit, das Bier ohne großen Sauerstoffeintrag zu entgasen.
Aber „Flaschenbier wie frisch gezapft“? Nein, danke!
Fast möchte ich mich zur Wertung „Der Scheiß des Jahres!“ hinreißen lassen, bleibe aber lieber bei der diplomatischen Formulierung „Für mich ist das absolut nichts!“ und stelle fest: Wer Magenprobleme hat, für den ist es okay, aber für uns war es rausgeschmissenes Geld.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar