Reklame?*
Vor 150 Jahren wurde der Deutsche Brauer-Bund gegründet – eine landesweite Interessenvertretung, die es in dieser Form bis dahin noch nicht gegeben hatte. Waren die Brauer früher in Zünften oder Gaffeln organisiert (oder gar nicht), war es angesichts der Industrialisierung nun notwendig geworden, über die Stadtgrenzen hinaus zu denken.
Viel ist in diesen 150 Jahren passiert – zwei Weltkriege haben dazu geführt, dass die Bierproduktion in Deutschland jeweils fast zum Erliegen gekommen war, der Sozialismus in der DDR hat viele Brauereien schließen lassen, und seit anderthalb Jahren kämpft das Brauwesen wie viele andere Wirtschaftszweige auch mit den schrecklichen Auswirkungen der CoViD-19-Pandemie.
Die deutschen Brauer
Der Deutsche Brauer-Bund 1871 – 2021
Dementsprechend liest sich dieses Buch auch spannend. Markus Raupach hat viel recherchiert und die hundertfünfzigjährige Geschichte des Deutschen Brauer-Bundes sorgfältig aufbereitet und lebendig beschrieben. Eine spannende Lektüre. Hut ab vor dieser umfangreichen und beeindruckenden Arbeit. Ich habe den Inhalt geradezu in mich hinein gefressen.
Hm, also, zumindest den Mittelteil …
Als Lobbyverband muss der Deutsche Brauer-Bund natürlich auch der Politik und den Vertretern der Wirtschaft in diesem Buch genügend Raum lassen, und so beginnt der Jubiläumsband mit über 50 Seiten an Grußworten. Mit der Bundeskanzlerin beginnend über zahlreiche Bundes- und Landespolitiker bis hin zu Vertretern anderer Organisationen oder der Wirtschaft. Macht man sich den „Spaß“, diese Grußworte hintereinander weg zu lesen, so bemerkt man rasch Qualitätsunterschiede und das nicht immer vorhandene Herzblut, mit dem diese Texte geschrieben (schreiben gelassen) worden sind. Erschöpft stelle ich auf Seite 62 fest: Jede(r) blamiert sich, so gut er oder sie kann.
Am Ende des Buchs habe ich noch einmal ein vergleichbares Gefühl: Es endet mit fast dreißig Seiten Werbung. Entweder als unmittelbare und als Werbung sichtbare Reklame oder hübsch in Grußworte von Verbänden, Großbrauereien und Brauereigruppen verpackt.
Im Ergebnis ist dieses schöne Buch leider nur halb so dick, wie es scheint.
Aber bitte: Diese mittlere Hälfte ist schön, liest sich flüssig, spannend und plastisch, und sie offenbart viele historische Informationen, die auch dem Vielleser noch nicht immer präsent sein dürften. Gute Sache, fleißige Recherche, und: Gut gemacht, Markus!
immer wieder spannende Informationen
Ein herzliches Dankeschön an den Deutschen Brauer-Bund und an seinen Geschäftsführer, Holger Eichele, für die Zusendung dieses Buchs. Und, ja, Holger, ich weiß: Lobbyarbeit ist eine der Hauptaufgaben des Deutschen Brauer-Bunds, und deswegen geht es weder ohne politische Selbstbeweihräucherung noch ohne Reklame. Das ist selbstverständlich akzeptiert. Nur: Gefallen muss es mir als Leser nicht.
Herzlichen Glückwunsch dem Deutschen Brauer-Bund zum 150jährigen Jubiläum. Gut, dass es die deutschen Brauer gibt! Gut, dass es trotz CoViD-19-Pandemie gelungen ist, diesen Jubiläumsband herauszugeben.
Die deutschen Brauer
Der Deutsche Brauer-Bund 1871 – 2021
Deutscher Fachverlag GmbH
Frankfurt am Main, 2021
ISBN 978-3-8005-1801-2
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Büchern, die ich zu Rezensionszwecken kostenfrei bekommen habe, Reklame sei. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Nun denn: Ich habe das Buch über Holger Eichele, den Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bunds, unentgeltlich zugeschickt bekommen. Insofern ist eine solche Rezension irgendwie immer auch Reklame. Hiermit sei also festgestellt: Der obige Text kann als Reklame angesehen werden.
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