Ach, was waren das noch für Zeiten. 1997 habe ich angefangen, in der Küche zu brauen. Zunächst mit fertigen Kits, bei denen ich den Extrakt nur in heißem Wasser auflösen und mit der mitgelieferten Hefe vergären lassen musste. Nach ein paar recht erfolgreichen Versuchen dann der Wechsel zum Maischebrauen, zum „richtigen“ Brauen.
Das erwies sich als etwas schwieriger, und da Hobbybrauen damals noch ein recht exotisches Hobby war, fand sich auch niemand in der Nachbarschaft, bei dem ich mal über die Schulter hätte kucken können. Also musste Fachliteratur her. Das Neueste auf dem Markt war das Buch „Bier brauen nach eigenem Geschmack“ von Hubert Hanghofer. In einem Forum im Internet (Ja, das gab es damals schon – die ersten Foren waren zwar noch umständlich zu bedienen, und die Einwahl über das Modem war nicht nur von merkwürdigen Geräuschen begleitet, sondern dauerte auch noch ewig, und dann war auch noch die Telefonleitung die ganze Zeit besetzt …), ja, also in einem Forum im Internet wurde es auch als das Beste auf dem Markt angepriesen.
Also wurde es gekauft. Quasi noch warm aus der Druckerpresse.
Hubert Hanghofer
Bier brauen nach eigenem Geschmack
Es hat mich dann einige Jahre lang begleitet. Die vielen und kleinen Schritte vom Plastikgäreimer, der Windel als Maischefilter, später dann die beiden ineinander gestellten Plastikeimer als Läuterbottich, der einfache Einkocher aus dem Elektromarkt bis hin zu meiner ersten integrierten kleinen Brauerei, dem Speidel Braumeister im Jahr 2007 (!) – immer lag dieses Buch neben mir und unterstützte mich in meinem Tun.
Zunächst mit seinem Hauptteil, der Anleitung, wie man mit den verschiedenen Gerätschaften überhaupt braut, was den Brauprozess ausmacht und worauf es zu achten gilt. Später dann, als mir der Prozess selbst in Fleisch und Blut übergegangen war, mit seinem umfangreichen Rezeptteil. Immer neue Ideen und Ansätze.
eine umfangreiche Sammlung mit Rezeptvorschlägen macht einen Großteil des Buchs aus
Nach rund zehn Jahren begann ich mich, von festen Rezepten zu lösen und entwickelte eigene Ideen, und Huberts Buch verschwand im Regal.
Wenn ich es heute in die Hand nehme, wundere ich mich, wie gut es die langen Jahre des Gebrauchs überstanden hat. Kaum Eselsohren, keine Bier- oder Würzeflecken, kein welliges Papier, weil es mal nass geworden wäre. Offensichtlich hat es beim Brauen immer genau dort gelegen, wo gerade nicht gekleckert oder unkontrolliert herumgewirtschaftet worden war.
Auch wenn das Buch mittlerweile über zwanzig Jahre alt ist: Es ist immer noch im Handel erhältlich, und es kann immer noch als Hilfe bei den ersten Schritten im neuen Hobby genutzt werden. Ob es immer noch das beste Buch für angehende Hobbybrauer ist? Ich weiß nicht. Der Markt ist mittlerweile riesig, und man kann sich regalmeterweise Anleitungen zum Hobbybrauen zusammensammeln. Es ist nur noch ein gutes Buch unter vielen.
Hubert Hanghofer
Bier brauen nach eigenem Geschmack
BLV Verlagsgesellschaft mbH
München, 1999
ISBN 3-405-15626-2
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