Manfred Walzl, Michael Hlatky
Jungbrunnen Bier
Gesunder Genuss

Bier ist gesund. Das hören wir immer wieder aus den Kreisen der Biergenießer, und es dient ihnen als Rechtfertigung, ihrem Hobby unbeschwert frönen zu dürfen.

Leider hören wir das aber auch oft genug aus dem Munde der Volumentrinker, die ihren massigen Körper auf viel zu dünnen Beinen balancieren, kurzatmig zur Theke watscheln, um die nächste Mass zu holen, und dann schweißtriefend und glubschäugig wieder am Biertisch zu sitzen.

Ist es wirklich gesund? Oder reden wir es uns nur ein?

ein nettes Dankeschön

Ein guter Freund sendet uns einen großen Briefumschlag und dankt uns herzlich für ein paar schöne Tage, die wir bei uns im Allgäu gemeinsam verbracht haben.

Drinnen ist ein Buch von Manfred Walzl und Michael Hlatky: Jungbrunnen Bier – Gesunder Genuss. Beide Autoren sind nicht unbekannt, und gemeinsam stehen sie für die passende Expertise, die Frage beantworten zu können, ob Bier wirklich gesund ist. Walzl ist habilitierter Wissenschaftler, der sich mit Ernährungsfragen beschäftigt; Hlatky Herausgeber von – unter anderem – einigen Büchern über Bier und Brauen.

Auf rund 150 Seiten stellen Walzl und Hlatky die gesundheitlichen Aspekte des Biertrinkens dar. Sie werden nicht müde, zu betonen, wie wichtig der maßvolle Biergenuss ist, und mehr als nur einmal stellen sie anhand von Kurven und Grafiken dar, wie schnell gesundes Biertrinken in schädliche Sauferei übergeht. Der Grat, auf dem wir Biergenießer wandeln sollten, um wirklich einen positiven Effekt durch das Bier erzielen zu können, ist schmal. Gar kein Bier hat keinen Effekt, zu viel Bier einen schädlichen – das Intervall dazwischen ist sehr eng.

Eine um die andere Studie wird zitiert. Es geht um Bluthochdruck, geistige Leistungsfähigkeit, Leberwerte, Ausdauer, Herzinfarktrisiko, gesunden Schlaf und viele Dinge mehr. Phasenweise sind es der Quellen und Studien so viele, dass die Information den Leser fast erschlägt, zumindest aber ermüdet.

Bierkonsum, Herzinfarktrisiko & Sterblichkeitsrate

Oft finden sich Formulierungen, die mich ratlos zurücklassen: Für die Dauer einer Studie müssen Probanden eine bestimmte Menge Bier trinken und werden dann verglichen mit denen, die im gleichen Zeitraum kein Bier getrunken haben. Es soll sich die Intelligenz unterschiedlich stark gesteigert haben, Blutfettwerte sollen unterschiedlich schnell gesunken sein oder die Libido sich differenziert verstärkt haben. Da stellt sich mir die Frage: Warum haben sich die Werte in der Kontrollgruppe, die kein Bier getrunken hat, überhaupt verändert? Hätten sie nicht eher gleichbleiben müssen?

Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen, die dies erklären könnten, werden nicht genannt. Aus meiner Sicht eine Schwäche dieses Buchs: Es werden immer nur plakativ die vermeintlichen Ergebnisse von Studien dargestellt, aber es wird kaum auf den wissenschaftlichen Ansatz dahinter eingegangen.

Auch dass viele Seiten dafür aufgewendet werden, den Brauprozess zu beschreiben, etwas, das sich in fast allen Büchern in immer der gleichen oberflächlichen Kürze findet, missfällt mir ein bisschen. Jedes Bierbuch, egal, mit welchem Schwerpunkt es geschrieben wurde, enthält einen geschichtlichen Rückblick auf die Ursprünge der Bierbereitung und eine kurze Darstellung des Brauprozesses. Ermüdend.

Manfred Walzl, Michael Hlatky
Jungbrunnen Bier – Gesunder Genuss

Aber bei aller Kritik: Das Buch ist flüssig zu lesen, bietet eine Menge Stoff für spannende Feierabenddiskussionen bei einem Glas Bier (oder, wie wir durch die Lektüre gelernt haben, höchstens zwei Gläsern!) am Küchentisch oder in der Stammkneipe und wirkt aufbauend. Sorgen um die eigene Gesundheit werden gelindert; der Genuss wird unbeschwerter.

Das ist doch schon viel, oder?

Manfred Walzl, Michael Hlatky
Jungbrunnen Bier
Gesunder Genuss
Bieche & Partner GmbH
Klagenfurt, 2004
ISBN 3-900087-02-4

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