Es gibt sie, diese Menschen, die auch während der Pandemie durch die Welt fliegen. Meistens haben sie dafür auch gute Gründe. Manche Menschen arbeiten im multinationalen Umfeld, andere wiederum haben Familienmitglieder am anderen Ende der Welt. Dritte jagt die Liebe rund um den Globus, und vierte treibt ein wissenschaftlicher Hintergrund über die Kontinente.
Schön, wenn so jemand an die Daheimgebliebenen denkt und nach der Rückkehr vier große Bierflaschen von der Elfenbeinküste aus dem Koffer zaubert. Volle natürlich!
vier Biere aus Abidjan erreichen das Allgäu
Jetzt ist die Elfenbeinküste nicht gerade ein Paradies für Craftbiertrinker, aber zumindest gibt es in Abidjan zwei große Brauereien, deren Biere ich bisher noch nicht verkosten konnte. Schön, das jetzt nachholen zu können.
Verkostungsnotizen
Brassivoire – La Bière Ivoire (4,8%)
Das Bier ist blankfiltriert und bringt so seine goldgelbe Farbe schön zur Geltung. Darüber thront ein etwas großblasiger, aber durchaus lange haltbarer, schneeweißer Schaum. Nach langem Hin- und Her-Riechen identifiziere ich eine ganz, ganz dezente Hopfennote, die ein bisschen ins Zitrusfrische geht. Wenn der Brauer schon sparsam gewesen ist und nur eine Hopfendolde um den Sudkessel herumgetragen hat, so war es doch wenigstens eine Aromahopfendolde! Der Antrunk ist spritzig und frisch, auf der Zunge spüre ich dann ein wenig Malz mit leicht brotigem Charakter. Wobei der Akzent auf „wenig“ und „leicht“ liegt, und nicht auf „Malz“ oder „brotig“. Der Abgang ist schlank und unaufgeregt, und Sekundenbruchteile nach dem Schluck ist alles vorbei. Ein Bier zum Durstlöschen, wenn man keine Lust auf Wasser hat. Zisch!
Brassivoire – La Bière Ivoire Spéciale (5,5%)
Ein klares, goldgelbes Bier mit einer zwar üppigen, aber sehr schnell zusammenfallenden Schaumkrone. Der Geruch ist primär malzig, weist aber auch leichte Lichtgeschmack-Noten auf. Der Antrunk ist spritzig, auf der Zunge wirkt das Bier etwas runder als das 4,8%ige Standardbier derselben Brauerei, eine leichte, etwas muffige Geschmackskomponente ist auch drin. Kommt sie vom Lichtgeschmack oder vom Reis? Der Abgang ist voller und brotiger im Vergleich zum ersten Bier, Bittere ist kaum festzustellen, aber es bleibt für einen Moment ein malziger, brotiger Nachgeschmack und eine etwas glitschige Textur auf der hinteren Zunge. Insgesamt wirkt das Bier nahrhafter und gehaltvoller als das vorherige, aber auch etwas unausgewogener. Eher ein Begleiter zum Essen, denn ein Durstlöscher.
Solibra – Bock (4,8%)
Die Farbe ist goldgelb, das Bier ist blitzblank filtriert. Der Schaum ist schneeweiß, recht üppig und lange haltbar. Der Geruch ist nur schwach ausgeprägt und von einer metallischen Note geprägt. Der Antrunk ist spritzig, fast schon kohlensäurescharf, auf der Zunge breitet sich rasch ein leicht dumpfer Maisgeschmack aus (der Blick in die Zutatenliste bestätigt dies im Nachhinein – das Bier ist mit Mais gebraut), begleitet von einem leicht adstringierenden Mundgefühl. Die schwachen, aber spürbaren retronasalen Aromen nach nassem Karton lassen auf Oxidation schließen. Der Abgang ist nur schwach ausgeprägt – neben einer rasch abklingenden, leichten Süße bleibt nur das adstringierende Gefühl für einen Moment haften.
Brassivoire – Bière Ivoire Black (6,0%)
Black ist übertrieben – die Farbe dieses Biers ist gerade mal ein kräftiges Braun. Es ist klar und entwickelt einen leicht beigefarbenen Schaum, der sich annehmbar lange hält. Der Geruch ist nur schwach ausgeprägt, mit viel Fantasie rieche ich ein bisschen dunkles Malz. Der Antrunk ist fein süßlich – ein Eindruck, der sich auf der Zunge fortsetzt. Ein zwar spürbarer, aber sehr schlanker Malzkörper harmoniert mit dieser Süße. Mild rinnt das Bier den Gaumen entlang; ein bisschen malziger Nachgeschmack bleibt, und ein paar dezente Dunkelmalznoten versuchen, sich retronasal noch einmal bemerkbar zu machen, scheitern aber fast. Ein rundum mildes Bier, das sicherlich auch bei sommerlicher Hitze gut mundet.
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