14. Internationales Bierfestival Berlin
„Berliner Biermeile“
Berlin
DEU

Die Berliner Biermeile 2010 von A bis Z

Allee – Die Karl Marx Allee war vom 6. bis 8. August 2010 zum wiederholten Male Schauplatz der Berliner Biermeile. Zwischen dem Strausberger Platz und dem Frankfurter Tor standen die Bierbuden, –stände und –festzelte dicht an dicht aufgereiht. Konnte man am späten Vormittag und frühen Nachmittag noch innerhalb von einer bis anderthalb Stunden die Meile entlang bummeln, war das am Abend nicht mehr möglich: Mehr als ein paar hundert Meter waren dann selbst in mehreren Stunden nicht mehr zu schaffen – zu viele Bierfans und –liebhaber drängten sich zwischen den Ständen. Schwerpunktsetzung war nun gefragt, und es empfahl sich, eine der 21. Regionen, in die die Biermeile aufgeteilt war, genauer zu erkunden, anstatt ziellos durch die Allee gespült zu werden und am Ende nichts wirklich gesehen zu haben.

BrewDog – Die Brauerei BrewDog aus Schottland hatte sich in den vergangenen Monaten einen medienwirksamen Wettbewerb mit der Brauerei Schorsch Bräu aus Gunzenhausen (siehe unten) um das stärkste Bier der Welt geliefert. Durch Einfach-, Zweifach-, Dreifach- und Vierfach-Vergärung, durch Ausfrieren, Spezialverfahren und sonstige Tricks wurde der Alkoholgehalt wechselseitig bis in Sphären getrieben, die sonst stärksten Destillaten vorbehalten sind. Ob man das Ergebnis auf beiden Seiten noch als echtes Bier bezeichnen kann, oder ob es eher eine Art Hopfenschnaps geworden ist, sei dahin gestellt, aber zumindest gab es die beiden berühmten Sorten „Tactical Nuclear Penguin“ mit 32% und „Sink The Bismarck!“ mit 41% zu verkosten. In winzigen Schnapsgläsern und zu Preisen, die dem Bierliebhaber die Tränen in die Augen trieben …

Chaos – blieb eigentlich aus. Selbst im dichtesten Gedränge ging es gesittet zu. Fröhliche Zecher gab es reichlich, Aggressivität und Gewalt gar nicht. Lob an die Organisatoren!

Dauerregen – gab es zum Glück nicht, sondern nur immer mal wieder mehr oder weniger heftige Regenschauer, die das Glück der Bierliebhaber nicht zu trüben vermochten und nach Angaben der Veranstalter trotzdem rund 800.000 Besucher ermöglichten.

Eindrücke – Die Zahl der Eindrücke ging in die Tausende. Der Versuch, alle Bierstände einzeln zu fotografieren, hätte vermutlich auch die größten Speicherkarten der Digitalkameras gesprengt. Auch mit der Erfahrung vieler anderer Bierfestivals im Hinterkopf war das, was hier geboten wurde, mehr als beeindruckend. Sei es das Bierzelt, in dem morgens um zehn Uhr schon lautstark zu Dicke-Backen-Musik gesungen wurde, seien es die ungezählten originellen Kostüme, die vorwiegend zu später Stunde gesichtet wurden, oder die feuchtfröhlichen Runden, die Junggesellen- und Junggesellinnen-Abschied feierten. Auch ohne ein einziges Bier zu trinken, hätte man hier einen oder mehrere tolle Tage verbringen können.

Feinschmecker – Bierfeinschmecker kamen an diesem Wochenende definitiv auf ihre Kosten. Bei 2000 verschiedenen Sorten war für jeden etwas dabei. Alle Farben, Aromen, Alkoholgehalte, Bierstile und Sorten waren vertreten. Wer hier nichts gefunden hat, war wohl überzeugter Weintrinker und bewusst auf Selbstkasteiung aus …

Gedränge – Durch Baumaßnahmen auf der Karl Marx Allee war die Nutzung des überbreiten Bürgersteigs nebst angrenzender Wiese ein wenig eingeschränkt, was zu übermäßigem Gedränge auf der Meile führte. Die Bierfans ertrugen es geduldig und definierten das „Gedränge“ flugs zu „Atmosphäre“ um.

Harms – Markus und Gerlinde Harms saßen mit ihrem kleinen Stand geduldig drei Tage lang gegenüber der Festival-Organisation und machten Werbung für die Zeitschrift „Bier und Brauhaus“. Hoffentlich erfolgreich.

International – war dieses Bierfestival sicherlich. Nicht nur die Herkunft der Biere deckte mindestens die Hälfte des Erdkreises, wenn nicht mehr, ab, sondern auch die Herkunft der Besucher. Wer aufmerksam hinhörte, konnte Mono- und Dialoge in den exotischsten Sprachen vernehmen. Eine bunte und interessante Welt. Wunderbar!

Jung und Alt – Jung litt unter der gesetzlichen Beschränkung, Bier erst ab einem Alter von 16 Jahren verkonsumieren zu dürfen. Aber es gab genug kindgerechte Alternativen. Alt hingegen litt unter dem Gedränge nach Einbruch der Dunkelheit. Spazierstöcke, Krücken oder gar Rollatoren erwiesen sich als extrem hinderlich. Gleichwohl kämpften sich zahlreiche Veteranen tapfer durch das – eigentlich doch gar nicht vorhandene (siehe oben) – Chaos.

Kräuterbier – Mein tiefster Eindruck war das Kräuterbier aus dem Brauereigasthof Zwönitz. Eine ellenlange Zutatenliste mag vielleicht zunächst abschreckend wirken, wurden doch neben Gerstenmalz, Hefe und Hopfen so exotische Dinge wie Honig, Rosmarin, Salbei, Erdbeerblätter, Hirschzungenkraut, Stiefmütterchen, Sauerampfer, Nelke und Thymian verbraut. Das Ergebnis jedoch überzeugte in jeder Hinsicht. Mein persönliches Highlight!

Länge – Das Festival nennt sich auch Biermeile. Eine Meile misst gemeinhin etwa 1,6 (angloamerikanische Meile) oder 1,8 Kilometer (Seemeile). Nach eigenen Angaben misst das Bierfestival aber 2,2 Kilometer. Am nächsten kommt dieser Länge demnach die antike Gallische Meile oder Leuca mit 2,22 Kilometern – aber ob das die Veranstalter wissen?

Menschenmassen – nach Angaben der Veranstalter haben sich fast 800.000 Besucher an den drei Festivaltagen auf der Biermeile verlustiert. Ich habe versucht, nachzuzählen, musste aber bei dreihundertvierzehn aufgeben, weil das Bier dann doch interessanter war.

Notdienst – Der Thüringer Biernotdienst machte nicht nur durch eine große Auswahl von guten Thüringer Bieren an mehreren Ständen auf sich aufmerksam, sondern vor allem mit kurzberockten und –behosten Bierhostessen. Der Abfüllungsgrad der vorwiegend männlichen, stieläugigen Festivalbesucher, die sich in großen Trauben an diesen Ständen versammelten, und ihre Chancen, bei den Bierhostessen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, standen in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zueinander – was allerdings von den wenigsten Anwesenden eingesehen wurde.

Obst – An einen Obststand konnte man sich am Eingang zu Orankes Biergarten versetzt fühlen. Nicht nur liegen Oranke und Orange lautlich dicht nebeneinander, sondern es gab hier auch noch Mango-, Bananen- und Passionsfruchtbier zu verkosten. Und an anderen Ständen Kirsch-, Erdbeer-, Holunder-, Grapefruit-, Kokosnuss-, Apfel-, Zitronen-, Heidelbeer-, Himbeer-, Blaubeer-, Affenbrotbaumfrucht-, Pfirsich-, Aprikosen- und Maracuja-Biere. Klingt vitaminreich und gesund.

Promille-Polizei – Junge Damen in Phantasieuniformen patrouillierten als Promille-Polizei. Wer wollte, konnte gegen einen entsprechenden Obolus blasen und seinen Atemalkoholgehalt testen lassen. Gerüchte behaupten, die Rekordjagd endete knapp oberhalb von zweieinhalb Promille, weil die darüber hinaus abgefüllten Strategen nicht mehr bröckchenfrei pusten konnten.

Quante – Der CBO vom Brunnenbräu®, Volker R. Quante, war auch da. Sonst wäre dieser Bericht nicht geschrieben worden.

Rotes Kreuz – Feuerwehr, Rettungswagen und Polizei standen überall einsatzbereit herum. So wie es für mich aussah, hatten sie mit Ausnahme der Promille-Polizei (siehe oben) nicht allzu viel zu tun. Ein Glück!

Schorsch – Den Schorsch Bräu aus Gunzenhausen habe ich auf der Meile nicht gesehen. Als Verlierer des Wettstreits mit BrewDog (siehe oben) hat er sich vielleicht nicht her getraut? Anwesend war aber der Lechner Schorsch, nach eigenen Angaben schönster Braumeister Nordrhein-Westfalens, der im Schweiße seines Angesichts mit einem handbetriebenen Uralt-Flaschenfüller Kitzmann-Bier auf Bügelflaschen füllte.

Terminschwierigkeiten – haben dazu geführt, dass es tatsächlich bis zur 14. Ausgabe des Internationalen Bierfestivals in Berlin gedauert hat, bis ich endlich einmal vor Ort war!

Umwerfend – war die Wirkung zu vieler verschiedener Biere in zu kurzer Zeit für den einen oder anderen Besucher. Es ging aber im Allgemeinen ohne Blessuren und ohne Randale ab. Noch einmal Lob an die Organisatoren.

Vietnam – war 2010 das Partnerland der Biermeile. Neben vietnamesischem Bier gab es auch vietnamesische Speisen, vietnamesische Handarbeiten und vietnamesische Souvenirs zu erwerben. Insbesondere die typischen vietnamesischen Strohhüte erfreuten sich großer Beliebtheit, schützten sie doch sowohl vor der August-Sonne, als auch – zeitlich begrenzt – vor den Regenschauern. Was die hübschen Vietnamesinnen kleidet, stand aber manchem Bierdimpfl nicht wirklich zu Gesicht.

Winkel, Frank und Kliemt, Matthias – die beiden vom bierclub.de saßen geduldig am Sonnabend im Alpirsbacher Biergarten und versorgten die Clubmitglieder mit Freibier. Einerseits schön, denn gratis trinken kostet nix. Andererseits aber auch einschränkend, denn es blieben neben dem hellen und dunklen Alpirsbacher noch 1998 weitere Biere zu verkosten…

X-beliebig – „X-beliebig – Hauptsache Bier!“ schien das Motto für den einen oder anderen Berliner zu sein. Anstatt die exotische Auswahl an Bieren zu schätzen und zu verkosten, tranken zahlreiche Einheimische Berliner Bierhelden tapfer ihr Berliner Kindl Bier, das meines Wissens auch außerhalb der Biermeilenzeit in Berlin problemlos käuflich zu erwerben ist. Warum sind die Helden dann heute hier?

Yggdrasil – Die Weltesche Yggdrasil aus der nordischen Mythologie birgt in ihrem obersten Stockwerk das Götterreich Walhall, in dem die Asen sich bei Bier (!) und Met, das ihnen die Walküren reichen, vergnügen. Ein schwacher Bierbezug, aber immerhin ausreichend, den Buchstaben Y abzudecken.

Zahlen – 0 (Euro kostete der Eintritt), 0,2 (Liter fasste der offizielle Probierkrug der Meile), 1,5 (Euro kostete die Füllung des Kruges), 3 (Tage dauerte das Bierfestival), 14 (Mal hat das Berliner Bierfestival nun stattgefunden), 16 (Seiten umfasste der Bierkompass, der half, alle Biere auf der Meile zu lokalisieren), 18 (Bühnen waren aufgebaut und boten Unterhaltung), 19 (neue Biersorten habe ich verkostet), 35 (Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam wurden gefeiert), 50 (Cent kostete der genannte Bierkompass), 72 (Lenze zählt der Darsteller des Bierkönigs Gambrinus, Eberhard Schollmeier), 86 (Länder waren vertreten), 155 (Kilometer maß meine Anreise), 300 (Brauereien waren anwesend), 362 (Tage dauert es bis zum nächsten Berliner Bierfestival), 2000 (Bierspezialitäten wurden angeboten), 2200 (Meter maß die Biermeile), 800000 (Besucher wurden gezählt).

Bilder und Impressionen

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