Der Tauschhandel blüht (16)
Sonthofen
DEU

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!

„Also, die letzten Biere waren jetzt nicht so doll gewesen, oder?“ Herr P. wirkt ein wenig kleinlaut. Vor einer Woche hatte er mir vier Biere aus dem Saarland mitgebracht, und bei der Verkostung hatten sie sich zum großen Teil als untrinkbar erwiesen.

„Nee, aber da können Sie doch nichts dafür“, sage ich. „Wer weiß denn vorher schon, was sich hinter den durchaus beeindruckenden Etiketten und Biernamen alles verbirgt? Es ist doch der gute Wille, der zählt!“ Ich drücke ihm zum Trost eine feine Flasche vom aktuellen Bier der Aktion Fresh & New vom Schoppe Bräu aus Berlin in die Hand.

„Nein, also eigentlich wollte ich Sie ja trösten“, hält Herr P. dagegen und überreicht mir eine Flasche Störtebeker Glüh-Bierpunsch.

„Na, das lasse ich mir aber gerne gefallen“, stelle ich fest. „Also tauschen wir heute mal direkt und unmittelbar. Und auf das Glühbier bin ich echt neugierig!“

Verkostungsnotiz

Störtebeker Braumanufaktur – Glüh-Bierpunsch (5,0%)

Selbsternannte Bierpuristen werden aufschreien, aber mir schmeckt’s! Eine kräftige, dunkelrote Farbe (zur Trübung kann ich leider nichts sagen, da ich das Bier pfiffigerweise in ein milchig geätztes Glas gefüllt habe) und ein bisschen rosafarbener Schaum gefallen schon mal gut. Das auf etwa 70°C erhitzte Bier duftet fruchtig (nach Holunder, denn der ist da ja auch drin) und leicht säuerlich. Angenehm und nicht so aufdringlich und überwürzt wie die meisten Glühweine. Der Antrunk und der erste Eindruck im Mund sind aufgrund der trotz des Aufwärmens noch reichlich vorhandenen Spundung ungewöhnlich – der Mund füllt sich schon beim Antrinken sofort mit Schaum. Dann aber kommen die fruchtigen Holundernoten deutlich durch, auch retronasal. Von der bierigen Basis, aus der dieses Getränk ja zu 94% besteht (6% sind Holunderbeersaft), ist nicht viel zu spüren, um so mehr aber von der fruchtigen Säure, die auch nach dem Schluck noch den Speichel im Mund zusammenlaufen lässt. Eine deutliche Süße ist ebenfalls zu spüren, bleibt aber weit von dem klebrigen Eindruck eines normalen Glühweins entfernt und wird vielleicht auch ein wenig durch die ganz dezente Hopfung, deren Bittere im Abgang ganz schwach zu spüren ist, ausbalanciert.


Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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