Selten hat mich ein Buch so irritiert, wie dieses hier. Ein gewaltiger Bildband mit einer Sammlung beeindruckender Bilder, herausgegeben zum 500 Jahrestag einer lebensmittelrechtlichen und wirtschaftlichen Vorschrift, die besonders in Bayern oft als sogenanntes „Reinheitsgebot“ betitelt wird.
Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit Bayerisches Bier
Die Wächter des Reinheitsgebotes
Nein, es ist nicht die Tatsache, dass das Thema dieses Buchs der Kampf gegen eine drohende Aufweichung oder gar Abschaffung der derzeit in Deutschland geltenden Produktionsbeschränkungen beim Bier ist. Das geht schließlich aus dem Titel „Die Wächter des Reinheitsgebotes“ schon hervor – das wusste ich also bereits beim Kauf.
Auch, dass in den Vorworten teilweise übler Unfug und bewusste politische Irreführung stattfindet, überrascht mich nicht wirklich. Oder hättet Ihr von Horst Seehofer etwas Anderes erwartet als die engstirnige (und sachlich falsche) Behauptung „… ist es uns Bayern vorbehalten geblieben, mit dem Bier weltberühmt zu werden“? Ein Affront gegen Regionen wie England, Belgien oder Tschechien, die für ihre Bierkultur ebenfalls weltberühmt geworden sind.
hundert großformatige Bilder
Nein, was mich irritiert ist, dass das Buch hundert mich wirklich vorbehaltlos begeisternde, großformatige Bilder enthält, in denen Brauer, Brauerinnen oder andere mit der bayerischen Bierkultur eng verbundene Menschen meisterlich in Szene gesetzt werden, und dass viele dieser Bilder in einem recht umfangreichen Essay zu Beginn des Buches vom Kunsthistoriker Axel Effner detailliert analysiert werden, dass aber in der Bildersammlung selbst die Bilder auf simple, geradezu naive und mich nicht im geringsten ansprechende Weise simplifiziert erläutert werden.
Ich persönlich empfinde den Gegensatz zwischen den hervorragenden Bildern und ihrer Beschreibung, die mich als Leser fast schon als dümmlich anzusehen scheint, als unangenehm. Und das irritiert mich.
ich kann mit dieser Art der Bildbeschreibung überhaupt nichts anfangen
Vielleicht bin ich aufgrund der gewaltigen optischen Eindrücke bezüglich dieser Kurzerläuterungen aber auch nur zu anspruchsvoll, wer weiß?
Ich habe meinen Weg gefunden, dieses Buch zu genießen: Ich betrachte nur die jeweils rechte (Bild-) Seite und ignoriere den Text auf der linken Seite. So kann ich die Opulenz und Dramatik der sorgsam inszenierten Fotografien vorbehaltlos genießen und mich an diesem Buch immer wieder auf’s Neue erfreuen.
Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit Bayerisches Bier
Die Wächter des Reinheitsgebotes
Verlag Hans Schiler
Berlin, 2016
ISBN 978-3-89930-042-0
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