Les 3 Brasseurs
Montpellier
FRA

Wir stellen unser Auto auf dem Parkplatz ab und laufen langsam über den riesigen Betonplatz. Eine typische französische Cité. Viel, viel Beton. Ein Kinokomplex. Ein Einkaufszentrum. Bürogebäude. Seelenlose Wohnhäuser mit vielen Etagen. Die Frühsommersonne brennt unbarmherzig, und über dem Beton kratzt die Temperatur bereits jetzt, Anfang Juni, an der 40°-Marke. Die Schneisen zwischen den Gebäuden kanalisieren den fast schon Sturmstärke erreichenden Wind, und so bläst uns die Luft wie ein Heißluftfön ins Gesicht. Puh – schön ist das nicht!

Aber auf der anderen Seite des betonierten Platzes wartet ja schon eine Brauerei auf uns. Les 3 Brasseurs. Auch hier viel Beton – noch dazu in Rosa und Gelb gestrichen. Ästhetisch ist anders …

Les 3 Brasseurs

Schweißgebadet lassen wir uns auf die Stühle fallen und schauen neugierig in die Speisekarte. Hinter mir steht eine schwarze Tafel mit den Tagesangeboten, aber gerade als ich sie studieren möchte, weht sie eine besonders kräftige Böe mit einem lauten Knall um. Ich greife also wieder zur Speisekarte auf dem Tisch … beziehungsweise, ich möchte greifen, aber der Wind ist schneller.

Der junge Kellner flitzt hinterher, fängt sie wieder ein und bringt sie an unseren Tisch zurück. „Das wird mit dem Wind gleich noch schlimmer“, orakelt er und fragt uns nach unseren Wünschen.

„Gegenfrage: Was habt Ihr denn für Bier?“

„Oh, ziemlich viel“, kommt die Antwort. „Acht Sorten haben wir. Sie können vier davon in einem Tester bestellen.“

2 x 4 Biere

Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, und einen Augenblick später sehen wir den jungen Mann mit zwei Testern, also genau den acht angebotenen Bieren, zu uns herüberlaufen. Aber, ach! Gerade, als er den zweiten Tester vor meiner holden Ehefrau abstellen möchte, rutscht er ihm aus der Hand, und der Inhalt der vier Gläser ergießt sich über den Tisch und die Hose meiner Frau.

In Windeseile kommt eine Kollegin hinzu gelaufen, und mit viel Küchentüchern und Papierservietten bemühen sich die beiden, den Schaden zu begrenzen. Wir bekommen einen anderen, trockenen Tisch angeboten und „selbstverständlich gehen die beiden Tester jetzt auf’s Haus“.

Nun ja, das kann jedem Mal passieren, und der junge Mann ist auch sichtlich geknickt. Erst, als wir trotz des Malheurs noch etwas zum Essen bestellen, lockert sich seine Miene wieder ein bisschen auf.

Während wir auf das Essen warten, arbeite ich mich durch den ersten Tester:

  • L’IPA (6,0%)
  • L’Ambrée (6,2%)
  • La Blonde (5,2%)
  • La Blanche (4,7%)

Grundsolide Alltagsbiere, an den Massengeschmack der Gäste angepasst. Man merkt, das Les 3 Brasseurs eine Kette ist, die landesweit mit ihren Konzeptbrauereien vertreten ist und dementsprechend auch eine möglichst kopfstarke Klientel ansprechen möchte.

Ähnlich sieht es mit dem Essen aus: Große Portionen, viel Fleisch, viel Kalorien. Die Gäste möchten für ihr Geld einen möglichst vollen Bauch und etwas, das lange vorhält. Und das bekommen sie. Der riesige Burger für meine Frau, garniert mit einem Spiegelei und ergänzt durch einen Berg Pommes ist ebenso mächtig wie meine Poutine – eine gewaltige Portion Pommes mit Pulled Pork dazwischen, und das Ganze mit viel Käse überbacken.

Poutine – die zweieinhalbtausend Kalorien Diät

Pappsatt sind wir beide nach dieser Mahlzeit. Ehrlich gesagt, auch nicht so das Richtige bei so einer Hitze, aber wir lehnen uns in dem Bewusstsein zurück, heute nichts Anderes mehr zu brauchen.

Höchstens noch ein bisschen Bier zum Runterspülen, und daher mache ich mich jetzt über den zweiten Tester her:

  • Bière du Mois
  • Création du Brasseur
  • La Brune (4,8%)
  • La Trente4 – Red Ale au Miel (5,8%)

Die ersten beiden Biere bleiben unspezifiziert. Weder zum Bier des Monats noch zur Kreation des Brauers können uns die netten Jungs und Mädels im Service etwas sagen, und auch Speisekarte und Website halten sich bedeckt. Schade, denn die beiden Biere stechen durchaus aus dem Allerlei heraus.

Letzteres gilt allerdings auch für das La Trente4, das vierunddreißig. Ein wirklich schön aromatisches Rotbier mit feinen Honigaromen. Und die 34 steht vermutlich für das Département Hérault, in dessen Hauptstadt wir uns gerade befinden.

ein schneller Blick auf das Sudwerk

Nach einem kurzen Rundgang durch den Innenbereich brechen wir auf und laufen zurück durch den Heißluftfön zurück zum Auto. Wir sind nicht unzufrieden, aber etwas Besonderes sind die 3 Brasseurs natürlich nicht. Wenn man eh in der Nähe ist, kann man hier gut und reichlich essen und dazu recht ordentliche Biere trinken, aber wer auf spezielle Küche und besondere Bierspezialitäten aus ist, ist hier sicherlich verkehrt.

Les 3 Brasseurs Montpellier sind täglich ab 11:45 Uhr bis mindestens 23:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Kommt man mit dem Auto, gibt es überall riesige Parkflächen; bequemer ist es allerdings mit der Straßenbahnlinie T1, die vom Stadtzentrum kommt und direkt vor der Brauerei hält.

Bilder

Les 3 Brasseurs
1, place de France
34 000 Montpellier
Frankreich

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