Davoser Craft Beer
Davos Platz
CHE

„Also, veganes Bier gibt es dann hier wohl nicht“, stellt Herr M. lakonisch fest, als wir die Brauerei Davoser Craft Beer wieder verlassen. Ich schaue ihn verständnislos an.

„Naja, es war doch vorher ein Schlachthof, da ist nix mehr mit vegan“, grinst er, und bei mir fällt der Groschen.

Davoser Craft Beer

Blicken wir zurück:

Nach einer schönen Wanderung zum Morteratsch-Gletscher entscheiden wir uns, noch über Davos zu fahren. „Ist nicht weit“, heißt es, was zumindest für die Luftlinie nicht ganz falsch ist.

Aber in der Schweiz wird die Luftlinie ja immer durch irgendwelche Berge blockiert, und so dauert es ewig, bis wir in Davos ankamen – Serpentinen hier, Bahnverladung dort. „So viel Aufwand, nur um ein paar Flaschen Bier zu kaufen“, lästert meine holde Ehefrau schon, denn sie hat im Internet aufmerksam herum gegoogelt und festgestellt, dass die Brauerei in der Tat nur von einem Rampenverkauf jeden Donnerstag von 16:00 bis 19:00 Uhr spricht. „Lasst uns doch lieber heimfahren und dort ein gutes Bier genießen.“

Zum Glück ist Herr M. genauso stur wie ich, und da er am Steuer sitzt, kann auf der Rückbank ruhig genölt werden. Es geht nach Davos. Basta!

„Wir würden gerne ein paar Flaschen Bier kaufen!“

„Wir würden gerne ein paar Flaschen Bier kaufen“, erklären wir am Eingang, und Hannes, der Brauer vom Davoser Craft Beer, freut sich: „Das ist so ziemlich das Beste, was Ihr machen könnt. Noch besser ist allerdings, wenn Ihr Euch vorher in den Taproom setzt und ein paar Biere hier vor Ort trinkt!“

„Wie? Taproom? Davon ist auf der Website gar nicht die Rede?“ Erstaunt laufen wir zwischen den Sudkesseln und Gärtanks hindurch nach hinten in einen kleinen Nebenraum. Drei Biergarnituren, eine kleine Theke, ein Kühlschrank. Der Taproom.

„Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sechs verschiedene Biere durchprobieren“, erklärt Hannes in rheinischem Singsang und outet sich als kölsche Jung. „Macht mal!“

… was wir uns nicht zweimal sagen lassen!

Mit drei Gläsern und jeweils einer Flasche kommen wir recht gut voran und schaffen es tatsächlich, alle sechs Flaschenbiere aus dem Kühlschrank zu verkosten:

  • Blonde (4,6%)
  • Mountain Pale Ale (5,6%)
  • IPA (5,8%)
  • Galactic Pale Ale (4,6%)
  • Red Ale (5,3%)
  • Black Pearl Porter (5,5%)

sechs durchweg solide Biere

Durchweg solide Biere. Keine Überflieger dabei, aber auch keine Ausreißer nach unten. Schöne Aromen, frische Herbe beziehungsweise runde Malzigkeit – alle Biere erweisen sich als gut durchtrinkbar und machen Lust auf mehr.

Ich schaue mir die Brauerei ein wenig genauer an und bummele an den Sudkesseln und Lagertanks entlang. Alles ist blitzsauber und aufgeräumt wie es sich gehört. Sogar eine eigene, kleine Flaschenabfüllung steht hier in der Halle.

Was uns wundert, ist, dass es tatsächlich mitten in Davos, direkt neben dem Bahnhof, noch eine solche Halle gegeben hat, in der die Brauerei 2018 hat eingerichtet werden können. Da scheint der Schlachthof genau zum richtigen Zeitpunkt außer Betrieb genommen worden zu sein. Mit vier weiteren Jungs, Jan, Lukas, Markus und Stephan (alle aus Davos) braut der Kölner Hannes hier drei reguläre Biere und immer wieder wechselnde Special Editions, und in ihrer Reklame beziehen sich die fünf immer wieder darauf, dass sie zu den jüngsten und wildesten Kleinbrauereien der Schweiz gehören.

Zu den jüngsten … das ist klar. Aber zu den wildesten? Dazu waren die Biere doch viel zu durchtrinkbar, denke ich. Aber das Wilde ist eher Teil des Konzepts, denn wie ich auf der Website erfahre, ist das Logo der Brauerei (ein Männchen mit einer Hopfendolde als Körper) eine Reminiszenz an das Davoser Wildmannli, eine Sagengestalt. Daher also „wilde Brauerei“.

Und ob diese wilde Sagengestalt aus den Bündner Bergen wirklich wie von der Brauerei behauptet aus Berggetreide das erste Bier Graubündens gebraut hat? Wer weiß … Zumindest klingt die Geschichte gut!

Blick in das Sudhaus einschließlich Lagerkeller

Während ich so vor mich hin sinniere, kommt Hannes vorbei: „In zehn Minuten machen wir Schluss, ich habe einen Anschlusstermin, da müssen wir heute pünktlich zu machen. Leider.“

Da reicht die Zeit gerade noch, einen winzigen Schluck vom Sommerbier zu verkosten – ein Mango Weizen, das noch am Zapfhahn hängt. Obwohl schon eine Weile im Angebot, schmeckt es immer noch frisch und duftet intensiv nach Mango.

Mit ein paar Flaschen im Arm – schließlich war es ja der Rampenverkauf, der uns hierher gelockt hat – gehen wir zurück zum Auto und stellen fest: „Veganes Bier gibt es hier wohl nicht …“

Die 2018 eröffnete Brauerei Davoser Craft Beer ist ausschließlich donnerstags von 16:00 bis 19:00 geöffnet, sonst nur auf spezielle Anfrage. Sie befindet sich im ehemaligen Schlachthof direkt hinter dem Bahnhof Davos Platz, ist mithin bequem mit den Öffis erreichbar. Zum Be- und Entladen am Rampenverkauf kann man aber auch direkt vor der Tür parken.

Bilder

Davoser Craft Beer
Bolgenstrasse 1
7270 Davos Platz
Schweiz

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