Eine bierige Überraschung!
Wir kommen von einem wunderbaren verlängerten Silvesterwochenende in einer kleinen fränkischen Brauerei zurück. Ein bisschen müde und zerknittert, aber als wir in den Hausflur treten, sind wir schlagartig hellwach: Ein kleines Überraschungspaket wartet dort auf uns!
Ein paar leckere Sesam-Laugenstangen und zwei Dosen italienisches Craftbier haben von Betzigau ihren Weg an die Erzflöße gefunden. Mein lieber ehemaliger Arbeitskollege G. hat Weihnachten an mich gedacht und dieses Päckchen auf den Weg gebracht.
ein schönes Verkostungspaket
Liebe Grüße und ein herzlicher Dank gehen zurück nach Betzigau, und es ist Ehrensache, dass in den nächsten Wochen das nun leere Päckchen mit feinen Bieren aus Polen bestückt und auf die Reise nach Betzigau gehen wird.
Und wie haben die beiden italienischen Biere nun geschmeckt?
Lest selbst:
Verkostungsnotizen
Free Solo – Session Ale; Tropic Thunder – DDH NEIPA
Birra Artigianale Impavida – Free Solo – Session Ale (3,5%)
Das Bier ist mittelgelb und dermaßen trüb, dass es ohne den Schaum bequem als Pampelmusensaft durchginge. So aber steht über dem Bier eine üppige Schaumkrone, die nicht nur sehr fest aussieht, sondern auch unendlich lange hält.
Der Duft weist ein paar Pampelmusen- und Mandarinenschalenaromen auf – mittlerweile ja schon geradezu klassische Düfte, erzeugt durch reichliche Hopfung mit den entsprechenden Aromahopfensorten.
Der Antrunk ist spritzig, frisch, etwas pfeffrig und lässt im ersten Moment ein wenig Fülle fehlen. Das ändert sich auf der Zunge rasch: Kräftige Bitternoten machen sich breit und überspielen die Tatsache, dass es sich hier um ein Leichtbier handelt. Zwar hat es wenig Körper und ist knochentrocken, aber die Bittere und die deutlichen, retronasalen Zitrusschalenaromen spielen locker darüber hinweg.
Nach dem Schluck klingt die Bittere nur langsam ab, bleibt dabei aber blitzsauber und macht rasch Lust auf den nächsten Schluck. Parallel dazu wird der retronasale Eindruck noch ein wenig fruchtiger und erinnert jetzt schon eher an die Pampelmusen selbst, nicht nur an deren bittere Schalen.
Gelungen!
Birra Artigianale Impavida – Tropic Thunder – DDH NEIPA (6,2%)
Das Bier ist für ein NEIPA überraschend dunkel – ein kräftiges, fast schon ins Orangene changierendes Gelb, und nicht die für diesen Bierstil typische milchige Blässe. Auch die Trübung ist nicht ganz so intensiv, wie erwartet. Zwar sehr blickdicht und gleichmäßig trüb, aber noch nicht wirklich milchig. Der schneeweiße Schaum entwickelt sich zunächst üppig, sehr schnell beginnen die Blasen aber, zusammenzuwachsen. Der Schaum wird großblasig und fällt dann in sich zusammen.
Der Duft erinnert an gelbe Grapefruit-Schalen und weist im Hintergrund eine ganz dezente, ledrige Note auf – allerdings nicht die verschwitzt-ledrige, wie sie von Brettanomyces-Hefen oft erzeugt wird, sondern eine nach frischem Leder, wie von ungetragenen Ledersachen oder einem neuen Ledersessel.
Der Antrunk ist recht weich, die Spundung nicht sehr hoch. Auf der Zunge macht sich das Bier breit, ohne zu malzig und süß zu wirken, ganz im Gegenteil: Nur im allerersten Moment spüre ich eine dezente Süße, dann wird das Bier sehr rasch sehr trocken. Die Bittere bleibt dabei trotz ihrer Intensität unaufdringlich. Keine Bittereinheiten, die die Schleimhaut von der Zunge wegätzen, sondern eine kernige, dabei aber seidenweiche Hopfenbittere, gegen die ein Baumwolllappen schon kratzig wirken würde.
Eben diese Bittere bleibt noch eine Weile haften, begleitet die retronasalen Pampelmusenschalenaromen und unterstreicht ganz vorsichtig den ledrigen Eindruck.
Ein schönes Bier, das nicht gleich in die Tropenfrucht-Obstkörbchen-Richtung abgleitet.
Passt!
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