Labeerynt
Gdańsk
POL

Schon seit zwei Stunden spazieren wir bei schönstem Sonnenschein kreuz und quer durch Gdańsk, und gefühlt haben wir jetzt so ziemlich jede Gasse der Rechtstadt gesehen. Die Füße werden vom Kopfsteinpflaster müde, und wir fangen an, zu überlegen, ob es nicht irgendwo vielleicht schon ein feines Bier zur Stärkung geben könnte.

Besorgt schaue ich zum Himmel. Eine pechschwarze Wolke zieht sich über uns zusammen, es hat ein Ende mit dem Sonnenschein. Und da ist es auch schon so weit: Erste dicke Tropfen fallen, und Augenblicke später schüttet es wie aus Eimern.

Wohin? Für einen Moment bleiben wir im nächstbesten Hauseingang stehen, aber dann zeigt mit Onkel Google den Weg. Ein bieriger Tipp eines Freund erweist sich als Lösung, die Bierbar Labeerynt macht nämlich schon mittags um zwölf Uhr auf und ist nur dreihundert Meter entfernt. Ein kurzer Sprint, und schon sind wir da!

ein paar Stufen geht es in den Keller hinab

Tropfnass steigen wir die Stufen in den Keller hinab, und uns empfängt eine warme, vor allem aber trockene Atmosphäre.

Es ist fünf nach zwölf, außer uns sind noch keine weiteren Gäste da. Während meine holde Ehefrau die Schirme in die Ecke stellt, schaue ich mich schnell um. Fünfzehn Hähne gibt es hinter der Bar – vierzehn klassische und eine englische Handpumpe. Die obligatorische schwarze Kreidetafel hängt nicht hinter der Theke, sondern rechts vom Eingang, und listet eine ganze Reihe spannender Biere auf. Hinzu kommen ein paar Kühlschränke – einer steht ebenfalls direkt neben dem Eingang, andere hinter der Theke. Ich muss anerkennen: Die Auswahl ist prima!

Die junge Dame hinter der Theke schaut mich fragend an, und ich sehe rüber zu meiner holden Ehefrau. Mittags um zwölf trinkt die ja noch kein Bier. „Pfefferminztee?“ Die Barfrau schüttelt den Kopf. „Okay, dann Kaffee.“

Neugierig schaut mich die Barfrau an. „Nein, keine Sorge, ich trinke schon Bier – ich nehme das Chmielokrata Nectaron von Piwne Podziemie!“ Sie schaut erleichtert und macht sich an die Vorbereitungen.

unterschiedlich gestaltete Räume im hinteren Bereich der Bar

Musikalisch begleitet von Rammstein und Black Sabbath erkunde ich die hinteren Räume der Bar. Überall kann man bequem sitzen, als Deko hängen zahlreiche Emailleschilder mit Bierwerbung und -sprüchen an der Wand, aber auch alte Tonbandgeräte und Mindmaps mit Bierstilen. Mir gefällt’s!

Auch das Hop Heavy IPA vom bierigen Untergrund (das heißt Piwne Podziemie nämlich auf Deutsch) gefällt mir gut – schöne Mangoaromen, eine kernige Bittere, 6,0% Alkohol. Passt. Lediglich die blasse Trübe des Biers lässt es in der fahlen Beleuchtung an unserem Eckplatz wie einen Hexentrunk zur Geisterstunde aussehen …

Geisterstundenbier?

Draußen hat der Regen noch nicht nachgelassen, also ist noch Zeit für ein zweites Bier. Übermütig und von kritischen Blicken meiner Frau begleitet, bestelle ich mir ein Barrel Aged Pannepot Reserva von den Struise Brouwers. Ein echtes Fünf-Sterne-Bier, aber eben auch eins mit zehn Prozent Alkohol. Geschmacklich bin ich total begeistert – ein Hauch von Säure von der Fasslagerung, aber auch eine komplexe Fülle von Frucht- und Malzaromen. Ein wahres sensorisches Feuerwerk. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich dieses Bier schon mal vom Fass getrunken habe.

viele Zapfhähne

Aber ein Drittelliter eines zehn Prozent starken Biers zur Mittagszeit – das ist schon heftig, und als wir eine Stunde später das Labeerynt verlassen, spüre ich den Effekt durchaus …

Draußen scheint wieder die Sonne; der Regenschauer ist vorbei. Die Bierbar Labeerynt kam gerade recht, um uns Schutz zu bieten. Aber: Da kann man auch hin, wenn man nicht vom Regen getrieben wird. Eine sehr gute Bierauswahl, eine ansprechend-gemütliche Atmosphäre und schöne, harte Rockmusik. Fein!

Die Bierbar Labeerynt ist montags bis donnerstags ab 15:00 Uhr, freitags bis sonntags ab 12:00 Uhr jeweils bis tief in die Nacht durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Sie liegt mitten in der Rechtstadt; die nächstgelegene Haltestelle des elektrisch betriebenen Minibusses der Linie 100 ist Żuraw 01. Von dort aus läuft man zweihundert Meter in Richtung Westen.

Bilder

Labeerynt
ulica Szeroka 97
80-835 Gdańsk
Polen

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