Ich weiß selbst, dass ich da etwas verpasst habe. Aber manchmal geschehen Dinge so, wie sie geschehen. Lest selbst:
Gibt es Tage, an denen ich keine Lust habe, eine Brauerei zu besuchen?
Nee, eigentlich nicht. Aber es gibt Tage, an denen geht es einfach nicht mehr so richtig. Wir waren den ganzen Tag in Glasgow unterwegs, haben das Museum und die Kunstgalerie in Kelvingrove von oben bis unten und von links bis rechts erkundet, das Gelände der University of Glasgow durchwandert und sind im Kelvingrove Park spazieren gewesen. Dann noch schnell ein Bier und eine Kleinigkeit zu essen in der BrewDog Bar gegenüber des Museums, und jetzt sind wir k.o. Eine schon seit Tagen verschleppte Erkältung trägt das Ihrige dazu bei, dass wir jetzt eigentlich nur noch zurück wollen ins Hotel. Ein Bier auf der Bettkante, und dann ausschlafen.
Hidden Lane Organic Brewery
„Wenn wir jetzt zur Bushaltestelle laufen, dann kommen wir an der Hidden Lane Organic Brewery vorbei. Lass uns wenigstens einen Blick auf den Eingang werfen“, stelle ich müde fest, und genau so machen wir es jetzt auch.
Hidden Lane – die versteckte Gasse. Das winzige Sträßchen trägt seinen Namen zu recht. Es geht durch eine schmale und niedrige Zufahrt, die aussieht, als würde sie nur in einen kleinen Hinterhof führen, aber nachdem wir hindurch gegangen sind, öffnet sie sich zu einer, nun ja, nicht wirklich breiten, aber doch breiteren kleinen Kopfsteinpflasterstraße.
Eine Handvoll Häuser nur, eines bunter als das andere. Ein Kollektiv von kleinen Cafés, Handwerksläden, Werkstätten und … einer Brauerei. Die Häuser sind liebevoll, wenn auch gelegentlich nicht wirklich professionell renoviert und hergerichtet. Manchmal wurde der Gammel einfach nur bunt übermalt. Aber nett.
„Da vorne ist sie ja schon“, lässt sich meine holde Ehefrau vernehmen und deutet auf ein altes Ziegelgebäude mit einem hellblauen, windschiefen Holztor. Davor eine Anzahl verbeulter KEGs. Das Tor steht weit offen, und wir können direkt in das Sudhaus sehen. Eine Zapfanlage steht hier, und dahinter die holzverkleideten Maischebottiche einer klassisch-britischen Infusions-Brauerei. Davor noch ein kleines Hobbysudwerk, Modell Grainfather oder so etwas Ähnliches.
im menschenleeren Sudhaus
Weit und breit ist niemand zu sehen, nur ein kleines Schild verweist auf Brewery Shop und Beer Sale.
„Wollen wir nicht doch mal reinschauen?“ Ich schaue meine Frau zögernd an, aber sie schüttelt den Kopf: „Heute beim besten Willen nicht mehr. Auch wenn das wahnsinnig interessant aussieht.“
Und so siegt ausnahmsweise einmal die Vernunft.
In der Rückschau irgendwie schade, aber manchmal muss man sich selbst auch eine Grenze ziehen.
Die Hidden Lane Organic Brewery ist dienstags bis donnerstags von 09:00 bis 17:00 Uhr, freitags bis 18:00 Uhr und sonnabends bis 20:00 Uhr geöffnet. Sonntags und montags ist zu. Man kann Bier vor Ort kaufen und auch verkosten, und man kann Brauereibesichtigungen und Braukurse buchen. Zu erreichen ist sie, indem man mit der Buslinie 2 bis zur Berkeley Street fährt und dann direkt neben der Bäckerei Greggs durch den vermeintlichen Hauseingang geht – das ist nämlich die Zufahrt zur Hidden Lane.
Hidden Lane Organic Brewery
The Hidden Lane
Finnieston
Glasgow G3 8ND
Schottland
Großbritannien
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