Also, so richtig schön ist Schwedt nicht. Obwohl über 750 Jahre alt, obwohl wunderbar gelegen im Nationalpark Unteres Odertal – die Stadt lässt so einiges vermissen … Kein schöner, geschlossener Altstadtkern, keine historischen Gebäude-Ensembles, und das Straßennetz ist geprägt von grotesk überdimensionierten, mehrspurigen Straßen, auf denen vielleicht Truppenparaden schön ausgesehen hätten, die aber einer Kleinstadt nicht zu Gesichte stehen.
Um so schöner wirkt dann das Biergärtchen im Innenhof des Hotels Altstadtquartier und der 2018 eröffneten Brauerei Brauwerk Schwedt. Ein paar Mauerreste, über 200 Jahre alt, und ein paar große Bäume rahmen eine saftig grüne Wiese ein, die mit Stühlen und Tischen zum Verweilen einlädt.
eines der schönsten Eckchen im Stadtgebiet Schwedt
„Dürfen wir uns da draußen hinsetzen, auch wenn Sie dann ewig weit zu laufen haben?“, fragen wir die junge Bedienung, die uns gleich am Eingang der Brauerei freundlich begrüßt. „Aber klar doch. Ich habe bequeme Schuhe und sehe das als Sport an, kein Problem“, lacht sie uns an.
Wir gehen also an der Theke vorbei, sehen das kleine Sudwerk dahinter stehen, und durchqueren den geschmackvoll eingerichteten Schankraum. Ein paar Stufen runter, und schon sind wir im Biergarten angekommen.
das Sudwerk
Vier verschiedene Biere vom Fass gebe es derzeit, erklärt uns die junge Dame. „Und wir haben auch ein Probierbrett, so dass Sie die alle probieren können.“ Womit unsere Getränkebestellung ja schon klar ist …
Die Speisekarte bietet viel klassische und rustikale Gerichte an, und besonders viel Wert wird auf Wasserbüffelfleisch aus regionaler Zucht gelegt. „Würde ich jetzt gerne probieren, aber bei der Sommerhitze liegt mir das dann den ganzen Tag lang schwer im Magen“, erkläre ich meiner Frau und bestelle mir stattdessen ein deftiges Bauernfrühstück. Vielleicht nicht viel leichter, aber immerhin nicht ganz so fleischlastig.
Meine holde Ehefrau entscheidet sich für Schnitzel mit Champignon-Rahm-Soße und bleibt damit ebenfalls im klassisch-rustikalen Bereich.
Beide Gerichte erweisen sich als vorzüglich und werden appetitlich angerichtet.
schmackhaftes Essen
Und die Biere?
Nun, es sind klassische Gasthausbrauereibiere. Verschiedene Stile, aber immer nur ganz vorsichtig interpretiert. Nur nicht zu kräftig, zu ausdrucksvoll, zu bitter – es könnte den Otto Normalbiertrinker verschrecken. Das SchwarzStorch genannte, 5,2%ige Schwarzbier ist nur dunkelbraun und nur leicht röstig. Das Raffinierte, ein 5,2%iges Rotbier, ist nur dezent brotig-malzig und unterscheidet sich nur geringfügig vom 5,4%igen Karthäuser, dem ungefilterten Kellerbier.
die Biere reißen mich nicht ganz so vom Hocker
Der einzige Ausreißer, allerdings leider nach unten, ist das Schwedter, das 5,2%ige Pils. Es „duftet“ kräftig nach DMS, also Dimethylsulfid – als hätte ich eine Dose mit gemischtem Gemüse (Erbsen, Möhren, Mais) geöffnet. Schade!
Das Brauwerk Schwedt reiht sich also ein in die lange Liste der Gasthausbrauereien, die man gut und gerne mal besuchen kann, wenn man in der Nähe ist, bei denen es aber nicht unpfiffig wäre, sich als Gast von vornherein schon mal auf gutes Essen, guten Service, gute Atmosphäre und eher durchschnittliches Bier einzustellen.
auch drinnen ein ansprechendes Ambiente
Wie um das Ganze noch einmal zu unterstreichen, ist die Crème Brulée zum Nachtisch mehr als nur vorzüglich, wird – zum Teilen – mit zwei Löffeln und einem wissenden Lächeln serviert und rundet unser Mahl vorzüglich ab.
Das Brauwerk Schwedt im Hotel Altstadtquartier ist montags bis freitags ab 16:00 Uhr und sonnabends ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet. Sonntags ist zu. Vom Bahnhof aus sind es rund sechs, sieben Minuten zu Fuß in südlicher Richtung.
Brauwerk Schwedt
Louis-Harlan-Straße 1
16 303 Schwedt / Oder
Brandenburg
Deutschland
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