Bierwerk Züri
Zürich
CHE

Drei junge Menschen – Lidia, Valeria und Max – aus dem schweizerischen und süddeutschen Raum treffen sich in London in der Beavertown Brewery. Und zwar nicht zum Biertrinken, sondern zum Bierbrauen. Alle drei arbeiten sie dort als Brauerin oder Brauer. Und obwohl es ihnen dort hervorragend gefällt und sie verantwortungsvolle Positionen bekleiden, möchten sie sich neu orientieren. Und das mitten in der Pandemie …

Hut ab vor dem Mut, und Hut ab vor dem, was hier mitten in Zürich im Jahr 2021 neu entstanden ist: Das Bierwerk Züri.

Eine Gasthausbrauerei mitten in der Stadt. Vielleicht nicht in der teuersten Straße, als solche gilt nämlich die Bahnhofstrasse, aber der Gustav-Gull-Platz hat zumindest Chancen, gemeinsam mit der Bahnhofstrasse auf einem Podest zu stehen. Eine solche Adresse verpflichtet. Da darf dann keine Kaschemme stehen, der man schon von weitem ansieht, dass am Service, der Bierqualität und an allem anderen gespart werden muss.

ein einladender Biergarten mitten in der Stadt

Tut’s auch nicht. Im Gegenteil: Das Bierwerk Züri macht einen hervorragenden und soliden Eindruck.

Es geht schon los mit dem einladenden Biergarten, der uns heute, am 10. September 2022 mit seinen Grünpflanzen, Blumen und schönen Tischen und Bänken in der Fußgängerzone erwartet. Direkt an der Pfütze, dem hübsch angelegten und seinem Namen alle Ehre machenden Brunnen, der eher ein kleines Wasserbecken ist und auch Europfütze oder Europuddle genannt wird.

Wir nehmen Platz, genießen die warme Sonne, schauen auf die Pfütze, beobachten die vorüberflanierenden Passanten und fühlen uns wohl. Es vergehen wohl einige Minuten, bis wir uns nachdenklich in die Augen blicken: „Sag mal, wolltest Du nicht Bier holen gehen?“, fragen wir uns gegenseitig wie im Chor.

Synchron schütteln wie die Köpfe und prusten laut lachend los. „Na gut, dann gehe ich mal“, fasse ich mich als erstes und komme nach wenigen Augenblicken mit zwei kleinen Willibechern in der Hand zurück.

„Da ist aber nicht viel drin“, mäkelt meine holde Ehefrau. „Dafür waren sie aber teuer. Wir sind hier schließlich in Zürich“, schieße ich zurück, und beim gemeinsamen Verkosten des fünfprozentigen Una Máš – Extra frisch Helles und des sechsprozentigen Intercontinental India Pale Ale stellen wir fest: Wenigstens schmecken die Biere beide hervorragend. Müssen sie angesichts dieses Preisniveaus aber auch!

Una Máš – Extra frisch Helles & Intercontinental India Pale Ale

Offensichtlich hat der Wettergott unser Lästern über die Preise gehört und zürnt uns nun. Dicke und dunkle Wolken ballen sich am Himmel und türmen sich immer höher auf. „Ob wir besser reingehen, solange da noch Platz ist?“, überlege ich, und Augenblicke später sitzen wir drinnen. Eine lange Reihe von neun Lagertanks, davor eine Anzahl kleiner Tische, von denen wir einen noch ergattert haben. Es gibt schlechtere Orte zum Biertrinken als direkt am Lagertank. Ich brauche meine Hand nur ein bisschen auszustrecken und kann die Tanks berühren. Viel näher kann ich meinem Lieblingsgetränk nicht kommen.

viel näher kann ich meinem Lieblingsgetränk nicht kommen

Unsere Gläser sind leer, und ich hole nochmal Nachschub. Diesmal ein 4,8%iges Belgian Wit namens Cʼest la Wit und das fünfprozentige Hop Schwiiz #7, ein Singel Hop P!ls (wirklich so geschrieben) mit Spalter Select Hopfen. Keine exotische Hopfensorte. Zwar bestimmt häufiger mal als einzige Hopfensorte in einem Bier benutzt, aber vermutlich selten so prominent als Single Hops Bier präsentiert.

Auch jetzt gilt: Beide Biere sind gut. Eigentlich zu gut, denn viel zu schnell trinken wir sie weg. Dabei ist es doch erst Nachmittag, und wir haben noch nichts gegessen. Und hier im Bierwerk Züri gibt es nur kleine Knabbereien – Oliven, Nüsse oder ein Focaccia. Obwohl es kleine Gläser sind, spüren wir bereits den Alkohol.

Cʼest la Wit & Hop Schwiiz #7

Nee, so geht das nicht. So schön es hier auch ist, und so viele weitere Biere es hier bestimmt auch geben würde, und so nett die Jungs und Mädels an der Bar mit den Ausschanktanks auch sind, und so einladend die Atmosphäre, der Blick auf die Pfütze und die Europaallee und auf den mittlerweile doch wieder sonnenbeschienenen Biergarten (denn die Wolken haben sich wieder verzogen) – wir müssen jetzt irgendwohin, wo es etwas „Richtiges“ zu essen gibt. Ansonsten endet der Tag heute nicht gut …

So trollen wir uns; die Vernunft hat, unterstützt vom Hunger, gesiegt. Aber heimlich kucke ich doch über die Schulter zurück, auf die stahlglänzenden Lagertanks, auf das kleine, gläserne Sudwerk, auf den bunten Biergarten und die mittlerweile eng belagerte Theke.

Schön war’s!

Das Bierwerk Züri ist täglich außer sonntags ab 14:00 Uhr geöffnet. Die Lage ist ideal. Man verlässt den Hauptbahnhof durch den Südausgang, wendet sich nach rechts und geht drei, vier Minuten parallel zu den Gleisen. Schon sieht man die Pfütze und dahinter – jedenfalls in der schönen Jahreszeit – den Biergarten.

Bildergalerie

Bierwerk Züri
Gustav-Gull-Platz 10
8004 Zürich
Schweiz

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