Die Füße sind nach über zwölf Kilometern zu Fuß kreuz und quer durch Zürich ein bisschen müde, und so sind wir froh, so früh beim Zürich Bierfestival aufzutauchen, dass wir noch eine faire Chance auf einen Sitzplatz haben. Erleichtert fläzen wir uns auf die mit dicken Kissen gepolsterten Europaletten und beschließen: Diesen Platz geben wir nicht wieder her!
Gesagt, getan: Abwechselnd stürzen wir uns ins Getümmel, schauen nach interessanten Bieren und bekannten Gesichtern, und der jeweils andere verteidigt den Platz auf den Polstern. Ja, so macht man das wohl am besten, hier und heute im Spirgarten, wo sich erneut eine nicht zu bewältigende Anzahl von Brauern mit ihren Bieren versammelt hat. Die Schweiz, Europa und Übersee – es ist wieder alles vertreten.
Wie jedes Jahr stellt sich allerdings auch heute die Frage: Womit anfangen? Insbesondere die hochalkoholischen Spezialitäten stürzen mich stets in ein mentales Dilemma. Trinke ich sie zu Beginn des Abends, dann bin ich relativ früh so alkoholisiert, dass ich nicht mehr weitertrinken mag. Trinke ich sie aber gegen Ende des Abends, dann weiß ich sie ob meiner Ermüdungs- und sonstigen Randerscheinungen nicht mehr richtig zu würdigen und exe sie vielleicht ohne besondere Beachtung weg.
Den Königsweg raus aus diesem Dilemma habe ich noch nicht gefunden. Und ich habe auch noch niemanden getroffen, der das hätte. Obwohl die Mehrheit meiner Bierfreunde und Bierfreundinnen lieber langsam und geradezu zaghaft beginnt und das fast schon achtlose in sich hinein Gießen der wertvollen, fassgereiften Ultra-Spezialbiere zu später Stunde achselzuckend hinnimmt.
Ich lasse es heute einerseits drauf ankommen und fange mit hochprozentigen Alkohol- und Aromabomben an, bringe aber andererseits für meine Liebste jeweils ein Probierglas eines leichten, gut durchtrinkbaren Biers mit. Sie nippt dann nur an meiner „Bombe“, und ich teste parallel immer ihr spielerisch leichtes Bier.
Und siehe da: Das funktioniert erstaunlich gut. Allerdings auch nur, weil wir beide die Selbstdisziplin mitbringen, zwischen den Überkreuz-Verkostungen immer einen großen Schluck Wasser zu trinken, auf dass das Ultrabier das Leichtbier nicht erschlagen möge.

zweiundzwanzig Biere und hunderte schöne Momente
Sowohl die Brauer als auch die vielen netten Bekannten beäugen uns zwar, und zwar insbesondere immer genau dann, wenn wir den Schluck Wasser nehmen, und schütteln ihre Köpfe, aber das Resultat zählt: Zweiundzwanzig verschiedene Biere, gut ein Drittel davon mit Alkoholgehalten jenseits der zehn Prozent – das ist doch eine tolle Ausbeute.
Finden wir.
- Officina della Birra – Fortified Ale LE 700B (15,0%)
- Bierwerk Züri – Hopfest Fresh Hop Pils (5,0%)
- Blackout – Divination – Cognac BA Barley Wine w/ Bergamotte (12,0%)
- Blackout – New Buzz DDH IPA (6,0%)
- Drunk Beard – Two Beasts, One Barrel – Imperial Stout Bourbon Barrel Aged (11,0%)
- Meta Edabeak – Foz – Grape Ale (4,2%)
- Schneeeule – Basilikum – Berliner Weisse mit Basilikum 2024 (3,0%)
- Schneeeule – Sour Cellars – Minverva (3,8%)
- Firstep – Rumur – Barley Wine (16,1%)
- Firstep – Funfar – Hoplager (5,4%)
- Bierwerk Züri – Velobier – Micro IPA (2,8%)
- Traquenard – Kölsch Style unfiltered (5,2%)
- Ārpus – Quintuple Dry Hopped Motueka x Nelson Sauvin QIPA (10,5%)
- Traquenard – Irish Dry Stout (4,8%)
- Oerlikon – Cold Brew II – Coffee White Stout (5,5%)
- Oerlikon x Bådin– Berry Me Alive – Sour with Raspberry & Blueberry (5,5%)
- Bådin x Pühaste – Letʼs Add Blueberry – Imperial Stout (12,0%)
- Brausyndikat – A Pint of Plain is Your Only Man – Irish Stout (3,8%)
- À Tue-Těte! – Concombre Aneth – Barrel Aged Sour Ale w/ Gurken & Dill (7,0%)
- Brausyndikat – Draft Helles (4,7%)
- Blackout – Deadly Splendor – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout w/ Creme Brulée (12,0%)
- Attik Brewing – Jandals – NZ DDH IPA (6,6%)
Hochzufrieden sind wir also, als wir das Zürich Bierfestival zu später Stunde verlassen.
Tolle Biere, spannende Gespräche, nette Brauer und Brauerinnen, gute Musik und überall eine total relaxte Atmosphäre.
Es hat sich mal wieder gelohnt, quer durch den großen Kanton bis über die Grenze zu fahren. Und von Zürich haben wir auch was gesehen.
Zürich Bierfestival 2025
Spirgarten
Lindenplatz 5
8048 Zürich
Schweiz
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