Ich bummele mit einem Arbeitskollegen durch die Altstadt von Rīga. Der Nachmittag und der Abend waren schon recht lang und bierig, und eigentlich haben wir schon genug.
„Aber ein Bier geht schon noch, oder?“
Der gute Herr Ż. will’s jetzt offensichtlich wissen …
Wie gut, dass auf dem Rückweg zum Hotel das Belgische Biercafé KwakInn Doma liegt – klein, übersichtlich, aber mit einer gewaltigen Auswahl belgischer Biere.
KwakInn Doma
Wir treten durch die Glastür und stellen fest: Im hinteren Bereich der winzigen Bar sitzt ein Pärchen, ansonsten sind wir die einzigen Gäste. Wenig los, also. Allerdings ist es ja auch Mittwoch, ein normaler Arbeitstag, morgen müssen die Menschen früh raus …
Die beiden jungen Kellnerinnen beäugen uns kritisch. Was da wohl wieder für seltsame Gäste an der Bar Platz nehmen?
Wir fragen nach einer Bierempfehlung, bekommen aber nur ganz zurückhaltend Auskunft. Vielleicht trauen die beiden sich auch einfach nicht so recht, in Englisch zu kommunizieren? Obwohl ihr Englisch ganz vorzüglich ist …
Ich nehme die Sache selbst in die Hand, wandere einmal die Theke entlang und schaue mir alle Beschriftungen der Zapfhähne an, und dann blättere ich noch einmal durch die (umfangreiche!) Bierkarte. Anschließend entscheide ich mich für ein noch recht untypisches belgisches Bier, nämlich ein India Pale Ale. Lange hat es gedauert, bis sich dieser Bierstil auch in Belgien etabliert hat – aber mittlerweile springen zunehmend mehr Brauereien auf diesen Zug auf. So halt auch Anthony Martin mit dem mit Citra und Cascade gebrauten Martin’s IPA. 6,5% Alkohol hat es, und es schmeckt so, wie ein klassisches American IPA schmecken soll: Viele herbe Fruchtaromen vom Hopfen, eine knackige Bittere und ein angenehmer, nicht zu mastiger Malzkörper.
Für Herrn Ż. entscheide ich, dass er mal ein Pawel Kwak probieren soll. Eine herbe, sehr eigene Aromatik, die für Belgien außerordentlich typisch ist, und vor allem: Serviert in dem typischen Glas im Holzständer – ein Glas, dessen Form es früher den Bierkutschern ermöglicht hat, es an die Außenwand der Pferdekutsche zu hängen und das Bier so während der Fahrt trinken zu können. Heute erfordert diese Glasform einen Ständer aus Holz.
Glas und Holzständer sind als Souvenirs sehr beliebt, und so gibt es Biercafés in Belgien, in denen man einen Schuh als Pfand dafür hinterlegen muss, den man nur dann wieder bekommt, wenn man beides auch wieder zurückgegeben hat. Der Schuh wird so lange in einem kleinen Drahtkorb aufbewahrt, der wiederum an einem Seil hochgezogen wird und über der Theke baumelt.
Hier in Rīga ist das nicht so, aber wir werden von den beiden Damen immerhin ermahnt, es gar nicht erst zu versuchen, das Glas und den Holzständer zu stibitzen.
Beide Biere munden, und nachdem die Damen hinter der Theke nun auch genug Mut gesammelt haben, sich auf Englisch zu verständigen, empfehlen sie uns noch das Filou der Brouwerij van Honsebrouck. Ein Belgian Strong Blonde. Gewaltige 8,5% Alkohol, und dabei eine Durchtrinkbarkeit, die der eines normalen Hellen kaum nachsteht. Nur die süßlichen Fruchtaromen und der leicht phenolische Touch der belgischen Hefe macht den Genießer darauf aufmerksam, dass es sich hier um ein besonderes Bier handelt und nicht um eines, das in großen Zügen weggezischt werden sollte.
Eine gute Empfehlung!
Aber auch eine Art Betthupferl, denn nach diesem Bier ist es eigentlich genug. Langsam sollten wir unsere Schritte in Richtung Hotelbett lenken. (Dass es dann doch noch anders kam, das ist eine andere Geschichte und einen anderen Blogbeitrag wert …)
Meine Blutgruppe …
Inzwischen zutraulich geworden, lässt die eine der Bardamen uns noch ihr T-Shirt von hinten fotografieren, und dann beenden wir einen sehr schönen Barbesuch.
Das Belgian Beer Cafe KwakInn Doma ist täglich ab 12:00 Uhr bis in die Nacht durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist es ganz einfach: Es liegt, wie der Name Doma schon andeutet, in der historischen Altstadt direkt neben dem Dom.
KwakInn Doma – Belgian Beer Cafe
Jauniela 13
1050 Rīga
Lettland
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