Nach einem sehr schönen Besuch im KvakInn haben mein Arbeitskollege und ich für heute genug. Genug Bier, genug Zeit in der Altstadt verbracht. Also, ich habe auf alle Fälle genug, und bei ihm bin ich mir nicht sicher, glaube es aber auch. Im Bewusstsein eines fordernden Konferenztags morgen lenken wir die Schritte in Richtung Hotel.
Augenblicke später:
„Kuck mal, eine Brauerei für Oberste“, höre ich und folge mit dem Blick dem Zeigefinger, der auf das übernächste Haus deutet. „Du Oberst, ich Oberst, wir gehen da jetzt rein!“ Mein Kollege duldet keine Widerrede.
Resigniert zucke ich mit den Achseln. Offensichtlich sind polnische Oberste doch etwas trinkfreudiger als deutsche. So dackeln wir die paar Meter hinüber und betreten das Colonel Brew Pub & Kitchen, also die Gasthausbrauerei und Küche Oberst.
ein Holz-Oberst
Der Name hat natürlich mit unserem Dienstgrad in der modernen Armee nichts zu tun, sondern ist nach einer fiktiven historischen Figur benannt, die auch an der Hausecke auf dem Wirtshausschild reitend dargestellt ist: Ein Oberst aus Holz in historischer Uniform.
Ob hier wirklich gebraut wird, oder ob die beiden Hausbiere (Hell – Gaišais und Dunkel – Tumšais) irgendwo anders entstehen, bekommen wir auf die Schnelle nicht heraus. Weder informiert uns die Speisekarte, noch können die fast schon unhöflich kurz angebundenen und nicht gerade sehr aufmerksamen Damen und Herren im Service darauf eine Antwort geben. Ratlos zucken sie mit den Schultern und schauen uns ob dieser unverschämten Neugier fast schon vorwurfsvoll an. Wenn jetzt noch die Bemerkung kommen würde „das ist doch scheißegal, Hauptsache, Ihr trinkt das jetzt“, dann würde das bestens ins Bild passen.
Nun, wir bestellen das 5,3%ige Helle. Es überrascht positiv … mit dem Preis. Vielleicht ist gerade irgendeine Art Happy Hour? Aber das war es dann auch mit den positiven Eigenschaften. Der Rest passt sich bestens dem Niveau des Services an – das Bier trägt eine Schaumschicht, die sehr schnell zerfällt, es schmeckt malzbetont, aber oxidiert (mit dumpfen Kartonaromen), und es macht keine große Lust auf ein zweites Glas. Wie gut, dass uns gleich von Anfang an schon gesagt wurde, dass das Dunkle aus sei. Denn noch nicht einmal die Neugier auf ein weiteres Bier für meine Datenbank hätte mich jetzt antreiben können, noch ein Glas zu bestellen.
Zugegebenermaßen – wir sind ja beide schon ziemlich trinksatt, oder sitt, wie man das wohl offiziell nennt. Da fällt die Bewertung des Biers vielleicht einen Hauch kritischer als gerechtfertigt aus, aber es bleibt trotzdem dabei: Über den Durchschnitt schafft es das Helle nicht.
das Gaišais sieht besser aus als es schmeckt …
Angesichts des unverändert schlechten Service sind wir auch recht froh, hier nichts zu essen bestellen zu müssen. Wir sind von vorhin noch gut satt. Wir hätten uns vermutlich nur geärgert.
In der Summe also: Keine echte Empfehlung. Der Vollständigkeit halber muss man vielleicht mal da gewesen sein, um mitreden zu können, aber ein zweites Mal braucht es nicht. Ein Lokal, das eher für die Volumentrinkerszene geeignet ist. Große Gläser für wenig Geld, die ohne auf den Geschmack zu achten, weg ge-ext werden können.
Das Colonel Brew Pub & Kitchen ist täglich von 12:00 bis 23:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Es liegt mitten in der historischen Altstadt am Rand des großen Platzes Līvu laukums. Ganz einfach zu Fuß zu erreichen.
Colonel Brew Pub & Kitchen
Meistaru iela 23
1050 Rīga
Lettland
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