Browar Folga
Gryfice
POL

Nachtrag 19. Juni 2025: Oh, es war so schön im letzten Jahr, das schreit nach Wiederholung. So gönnen wir uns erneut eine kleine Auszeit, lassen uns im Spa verwöhnen und genießen den kleinen Luxus der Browar Folga, die in ein Wellness-Hotel integriert ist.

Verwöhnen lassen im Spa? Ja, aber mit untrinkbarem Bier!

Aber, ach, das herrliche Erlebnis vom letzten Jahr lässt sich leider nicht wiederholen. Zwar ist das gemietete Appartement wunderschön, gut ausgestattet und sehr geräumig, aber im Spa geht es leider schon los: Das dort angebotene Bier hat einen massiven Stich. Es schmeckt alt, oxidiert und muffig. Nahezu untrinkbar. Blöd, wenn man das erst realisiert, wenn man schon iim Whirlpool sitzt. Jetzt wieder raus, abtrocknen, anziehen, vorlaufen, reklamieren? Doof!

Die also erst an das Bad anschließende Reklamation wird freundlich entgegengenommen, aber ohne wirkliches Verständnis. „Es ist aber dasselbe Bier wie im Restaurant!“ Naja, das hoffe ich ja, aber es war trotzdem nicht okay. Entweder hat das Fass eine Infektion oder die Zapfanlage ist nicht ordentlich gereinigt worden …

Später sitzen wir im Restaurant neben den Braukesseln. Das Essen ist vorzüglich, die vier kleinen Biere auf dem Testbrettchen leider nicht. Zu warm und völlig ohne Schaum werden sie serviert, und der junge Barmann macht keine Anstalten, zu erläutern, welches Bier sich in welchem Glas befindet. Ein Noch-nicht-Bierkenner säße jetzt ratlos vor den Gläsern, müsste raten, was drin ist und würde durch die lauwarme Brühe vermutlich dauerhaft vom Kreativbiertrinken abgeschreckt.

Reklamation? Wie denn? Der junge Mann ist spurlos verschwunden und taucht erst zum Bezahlen wieder auf …

lauwarme und schale Bierprobe

Draußen im Hof und nebenan im Ballsaal tobt eine Hochzeitfeier, die offensichtlich die gesamte Aufmerksamkeit des Personals bindet. Der Lärm stört uns nicht, die Feier als solche auch nicht, aber wenn man eine solche Feier ausrichtet, dann muss man sicherstellen, dass man die „normalen“ Gäste trotzdem versorgen kann. Oder man darf parallel keine Zimmerreservierungen annehmen.

Der nächste Morgen: Statt des umfassenden Frühstücksbüffets, wie wir es letztes Jahr erlebt haben, gibt es vorgefertigte Frühstücksteller. Etwas Käse, etwas Wurst. Dazu zwei Spiegeleier. Ende. Keine Auswahl an frischem Obst, keine Cerealien, keine Fruchtsäfte. Auch keine Kaffeeauswahl – nur simpler Filterkaffee. Lustloses Abfertigen der Gäste, um sich ganz auf die Versorgung der Hochzeitsgäste zu konzentrieren.

Freundliche Reklamation an der Rezeption bei der Abreise. Erneut eine nette und höfliche Reaktion, aber wie gestern keinerlei Verständnis. Und auch in den Tagen danach keine Reaktion des Hotels.

Auf unsere eMail hin eine unverschämte Reaktion.

Damit ist das Brauereihotel Folga mit seiner Brauerei für uns gestorben. Einen dritten Aufenthalt hier wird es definitiv nicht mehr geben. Schlechtes, also verdorbenes (im Spa), und nicht sauber gezapftes (im Restaurant) Bier, eine nicht akzeptable Frühstücksleistung und eine unverschämte Reaktion auf eine höfliche, schriftliche Reklamation? Bäh!

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Browar Folga

Hm, der Name der Brauerei, Browar Folga, wirft Fragen auf. Aus der polnischen Sprache ist mir das Wort „Folga“ nicht bekannt, höchstens, dass meine Kollegen meinen Vornamen gelegentlich so aussprechen, weil sie nicht wissen, wie sie mit einem „V“ umgehen sollen – ebenso wie das „Q“ kommt das „V“ in der polnischen Sprache nämlich nicht vor.

(Dass das dann bei meinen Initialen immer wieder zu Verwirrung führt und beispielsweise in früheren, papiergebundenen Jahren, meine Bibliotheks-Ausleihkarten, weil falsch abgelegt, immer irgendwo im Orkus verschwanden, ist ein anderes Thema und führt jetzt zu weit.)

Zurück also zu Folga. Vielleicht kommt es von pofolgować, dem sich gehen lassen, sich hingeben? Das würde ja zu dem in diesem Brauereihotel angebotenen Spa passen – dort kann man sich nämlich tatsächlich dem entspannenden Genuss hingeben und sogar ein Rytuał Piwny, ein Bier-Ritual, buchen.

Aber ach, lassen wir die Philosophiererei über die Benennung mal links liegen und betreten stattdessen den Schankraum. Gemütlich und ansprechend ist es hier, viel Grün, nette Deko und die Tische stehen zwar dicht, aber doch so, dass man sich von den Tischnachbarn nicht genervt fühlt. Und: Direkt an die Theke anschließend steht ein kleines Sudwerk, edel in rubinrotem Metallglanz schimmernd.

das rubinrot glänzende Sudwerk macht richtig was her …

Es stammt von der Firma Braumax aus dem polnischen Lublin, und es macht wirklich was her. Zweifarbig ist es (neben dem rubinroten Glanz auch noch silbrig funkelnder Edelstahl), und vermutlich bereitet es dem Brauer jeden Tag auf’s neue das zweifelhafte Vergnügen, mit Engelsgeduld Fingerabdrücke allzu neugieriger Gäste wegpolieren zu dürfen. „Nur kucken, nicht anfassen“, heißt es, was offensichtlich von einigen erst recht als Aufforderung verstanden wird, mit schweißfeuchten oder essensfettigen Fingern auf dem Metall herum zu tatschen.

Wir bekommen noch einen Tisch am Fenster und können zum Bier den orangefarbenen Widerschein des Sonnenuntergangs genießen.

Ach ja, das Bier … Der freundliche Kellner steht schon einen Moment neben uns und wartet geduldig auf unsere Getränkebestellung, und als er bemerkt, wie sorgfältig ich die Bierliste studiere, kommt er mit dem gleichermaßen zweckmäßigen wie erwarteten Ratschlag um die Ecke: „Wir hätten da auch ein Probier-Brettchen mit vier kleinen Gläsern …“

Nun denn, ich lasse mich erweichen, und Augenblicke später stehen die vier Gläser schon vor mir. So, als hätte die nette junge Dame hinter der Theke schon bei meinem ersten interessierten Aufblicken begonnen, vorzuzapfen.

Bier Nummer 1 ist das vorzügliche, sehr stilgerecht gebraute und eben schon während des Bier-Rituals genossene Belgian Blond Ale namens Van der Blond. 6,0% Alkohol sind zwar kräftig, aber noch nicht zu viel, so dass es sich ob seiner fruchtigen, estrigen und komplexen Aromatik schon noch das Prädikat „höchst durchtrinkbar“ verdient.

Das zweite Bier in der Reihe nennt sich Jaśnie Pan, ist ein Polski Ale, also ein obergäriges und mit polnischem Hopfen gebrautes Bier mit 5,0%, das ein wenig unter meiner Trinkreihenfolge leidet. Unmittelbar nach dem Belgian Blond Ale wirkt es nämlich leicht erdig und dumpf – hätte ich es vorher getrunken, hätte ich dies sicherlich nicht so empfunden.

Das Lord Brown, ein English Brown Ale mit 5,5% Alkohol , sagt mir persönlich vom Stil her nicht so zu, aber ich muss zugeben: Es ist gut gebraut, und es passt eigentlich auch sehr schön zu meinem vorzüglichen und sehr ansprechend dekorierten Rinder-Tatar.

Den Abschluss bildet das Lord Black, ein Milk Stout mit gerade mal 3,7% Alkohol, das – eigentlich überraschenderweise – sehr schön mit meinem Spargel harmoniert. Dass auch dieser ebenso ansprechend, geradezu künstlerisch dekoriert ist wie das Tatar, sei mal als selbstredend festgehalten, denn hier in der Küche arbeitet ganz offensichtlich ein Koch, der den Grundsatz „das Auge isst mit“ sehr verinnerlicht hat.

Gutes Essen, gute und stilgetreue Biere, ein außerordentlich fröhlicher und aufmerksamer Service (der junge Mann spricht deutsch fast genauso gut wie polnisch) und eine feine Atmosphäre – hier und heute stimmt einfach alles.

Ein kleiner Zeitsprung: Am nächsten Morgen, wir haben im Brauereihotel Folga der Einfachheit halber gleich übernachtet und uns über die nordisch-schlicht und trotzdem sehr gemütlich eingerichteten, komfortablen Zimmer gefreut, bietet sich die Gelegenheit zu einer kleinen Brauereiführung. Pani Kornelia zeigt uns nicht nur die Braukessel, sondern auch die Gär- und Lagertanks, erklärt uns alles in beliebiger Detailtiefe und offeriert uns am Ende auch noch ein Gläschen Mr. Monkey, ein American Amber Ale mit 5,0% und einer vorzüglichen Hopfung. „Das gab es gestern noch nicht im Ausschank, ich habe den Ausschanktank nämlich jetzt gerade erst an die Zapfanlage angeschlossen“, erzählt Kornelia uns und zeigt auf den blauen Schlauch, dessen Ende sie eben noch in der Hand hielt. „Aber ich will natürlich, dass Ihr alle fünf Sorten mal probiert habt“, fügt sie noch lachend hinzu.

im Gär- und Lagerkeller

Noch breiter wird ihr Lachen, als wir sie bitten, uns doch von jeder Biersorte eine Flasche zu verkaufen. Verschmitzt grinsend saust sie in den Lagerraum und hinüber zum Kühlschrank an der Rezeption … Vorläufiges Endergebnis und Siegerehrung: Es gibt immerhin acht verschiedene Biere in der Flasche, darunter eben auch ein paar, wo der Ausschanktank bereits leergetrunken ist.

Eine schöne Ausbeute.

Resümee: Hotel, Spa, Restaurant, Brauerei – alles, aber auch wirklich alles hat uns heute, am 26. April 2024, im Rahmen unseres Kurzurlaubs von gerade einmal zwanzig Stunden Dauer gefallen. Eine Empfehlung für eine kleine Auszeit vom Alltag, für einen kleinen Trip nach Gryfice. Die Stadt selbst mag uninteressant sein, wenig attraktiv, aber der kleine Hotelkomplex ist einladend und bietet Erholung und Genuss pur.

Die Browar Folga hat ihr Restaurant täglich ab 13:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Gryfice liegt ein bisschen querab, daher empfiehlt sich die Anreise mit dem Auto – die Gäste von Hotel und Restaurant dürfen gebührenfrei direkt vor dem Eingang parken.

Bildergalerie

Browar Folga
ulica Nowy Świat 8
72-300 Gryfice
Polen

2 Kommentare

    • Danke für Deinen netten Kommentar – ja, das Brauereihotel Folga ist definitiv einen Kurzurlaub wert.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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