Woah! Gerade mal zweieinhalb Stunden ist es her, dass der Tap Takeover der Berliner Brauerei Fürst Wiacek im Craft Beer Kontor begonnen hatte, und schon ernte ich bei meiner Bestellung einen traurigen Blick von Georg Fürst, einem der beiden Eigentümer und Namensgeber der Brauerei: „Ich habe nur noch ein Pils für Dich, alles andere ist ausgetrunken …“
Ja, so voll war es lange nicht mehr im Craft Beer Kontor.
Punkt siebzehn Uhr hat Georg die ersten vier seiner sieben Bierfässer angestochen; wir kommen leider erst eine Dreiviertelstunde später, schieben uns mit Mühe durch das Gedränge, und bis wir vorne am Zapftresen stehen, sehen wir schon, wie Hausherrin Ana Gerdel das Schwarze Brett abnimmt und das erste Bier auswischt. „Leer“, kommentiert sie lapidar.
Ich schaue mich um. Normalerweise haben die Gäste bei Tap Takeovers haufenweise kleine Gläschen vor sich stehen. 100 ml Bierproben. Heute sieht das irgendwie anders aus. 300 ml ist das Minimum, habe ich das Gefühl, und ganz oft sehe ich sogar Halblitergläser auf den Tischen stehen. Der Durst ist groß!
„Na, dann aber schnell“, denke ich mir und ordere vom fünfprozentigen Roten Lager mal schnell ein mittelgroßes Glas – immerhin hatte ich heute noch kein Bier, bin gerade ein Stunde lang mit den Öffis angereist und brauche jetzt mal was schön Durchtrinkbares! Ich werde nicht enttäuscht. Eine schöne rotbraune Farbe, eine dezent beigefarbene, üppige Schaumkrone, eine malziger und leicht brotiger Geruch, ein runder, malziger, aber nicht zu mastiger Geschmack – ein Bier, das sich zum Wegzischen eignet und trotzdem mit einem recht intensiven Aromaprofil überzeugt. Guter Auftakt!
So, zurück in die Schlange am Tresen!
Aber … verdammt, wo ist denn das Ende der Schlange? Mein Blick wandert ungläubig durch den Raum. Eigentlich stehe beziehungsweise sitze ich schon am Ende der Schlange. Gute acht Meter von den Zapfhähnen entfernt. Da hätte ich mich am besten gerade mit dem noch vollen Glas gleich wieder hinten angestellt – bis ich drangekommen wäre, wäre das Glas auch leer gewesen …
Geduldig arbeite ich mich vor, und diesmal bin ich schlauer: Ich bestelle mir gleich zwei Biere:
Eines noch mal zum Zischen, nämlich das Berliner Landbier, ebenfalls mit fünf Prozent Alkohol, und als ausgewogenes, unfiltriertes Helles mit leichtem Hopfentouch ein schönes Bier für warme Sommerabende … oder für durch die Menschenmenge überheizte Craft Beer Kontore …
Und eines für den langsameren Genuss, das Double New England India Pale Ale mit acht Prozent Alkohol, das Karate Gear. Eine kernige Hopfenbombe. Vom schön milchig-trüben Erscheinungsbild über den intensiv hopfig-fruchtig-herben Geruch bis zum seidigen und doch kernig bitteren Mundgefühl ein vorzüglicher Vertreter seines Stils.
Letzteres habe ich gerade noch rechtzeitig erwischt, denn von unserem Tisch aus sehe ich, wie Ana es von der Kreidetafel wischt … Auch schon alle!
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kunterbunte Biere und Impressionen
Für einen kurzen Moment ist an der Zapfe wenig Betrieb, und so kann ich ein paar Worte mit Georg wechseln. Er ist begeistert, wie gut seine Biere ankommen, und überrascht, dass die ersten beiden Fässer jetzt tatsächlich schon leer sind. Vier kreative Biere und drei Durchtrinkbiere hat er dabei – neben dem Roten Lager und dem Berliner Landbier noch ein Pilsner.
„Na, dann gib mir erstmal die beiden kreativen Biere, die Du noch hast, das erste habe ich ja eh schon verpasst“, bestelle ich und darf mich somit mit einem 6,8%igen Double Dry Hopped IPA namens Resonance und einem ebenfalls 6,8%igen New England IPA namens Psychic Dance vergnügen. Beide sehr heftig gehopft, und während das Resonance mich mit seinen deftigen, aber trotzdem harmonischen Hopfenaromen begeistert, wirkt das Psychic Dance etwas unausgewogen – die verwendeten Hopfen erzeugen einen sensorischen Spannungsbogen, der mir nicht ganz so zusagt.
Wohlgemerkt: „Nicht ganz so zusagt“, das heißt also, es ist immer noch ein tolles Bier, fällt nur im unmittelbaren Vergleich mit den beiden anderen Kreativbieren des heutigen Abends ein kleines bisschen ab.
Seit etwas mehr als anderthalb Stunden sind wir hier. Also, vom Karate Gear oder vom Resonance könnte ich mir schon noch ein weiteres Glas vorstellen, und dann muss ich ja auch noch kucken, was das letzte Bier für eines ist.
„Ich habe nur noch ein Pils für Dich …“
„Okay, her damit, damit ich wenigstens sechs Deiner sieben Biere probiert habe!“
Als einziges der heutigen Fürst-Wiacek-Biere gefällt mir das fünfprozentige Pilsner nicht so recht. Es hat eine leichte, aber gut spürbare Schwefelnote, und das ist für mich persönlich immer ein no-go. Auch wenn das eine oder andere Kultbier, zum Beispiel das Augustiner Hell, diese Schwefelnote regelrecht zelebriert und vielleicht sogar gerade wegen ihr so goutiert wird. Man kann es trotzdem trinken, aber Begeisterungsstürme erweckt es bei mir nicht.
Trotzdem ist es jetzt alle. Wir haben Georg trocken getrunken. In gerade mal drei Stunden sind sieben Fässer Bier leergetrunken worden, und ich kann mich nicht erinnern, jemals bei einem Tap Takeover gewesen zu sein, bei dem alle Biere so schnell weg waren. Wahnsinn!
Klar, dürsten oder auf den Genuss verzichten muss trotzdem keiner der Gäste heute. Zum einen gibt es noch andere Biere vom Fass, heute vorzugsweise von BrewDog, und zum anderen sind die Kühlschränke im Craft Beer Kontor natürlich wie immer randvoll mit besten Spezialitäten aus der Dose oder der Flasche.
So bleibt mir zum schönen Abschluss der Veranstaltung, ein Resümee in Zahlen zu ziehen: Sieben Fässer, sechs verkostete Biere, vier Zapfhähne, drei Stunden. Eine runde Sache!
Craft Beer Kontor
Schlägerstraße 17
30 171 Hannover
Niedersachsen
Deutschland
Fürst Wiacek
Wohlrabedamm 3
13 629 Berlin
Berlin
Deutschland
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