Mitbringsel
sind immer willkommen! (9)

[Blick zurück auf September 2024]

Wo der das immer her hat …

Wir sind mit Freunden gut essen – das erste Mal in unserer neuen Wahlheimat Hannover. Wir lassen es uns schmecken, trinken (natürlich …) reichlich Bier dazu, und kurz vor dem Aufbruch bittet mich der liebe Herr R. um einen Gefallen: „Gib mir doch mal meine Tasche rüber!“

„Klar, kein Problem“, erwidere ich, und als ich das Trumm anhebe und dabei leicht ächze, schwant mir schon, was da drin ist.

Na klar, Herr R. hat wieder ein paar unbekannte Biere entdeckt. In diesem konkreten Fall jetzt keine exotischen Stile oder Sorten, aber Biere einer Marke, von der er vorher noch nie etwas gehört hat.

Ich auch nicht …

Farm Rebls? Nie gehört!

Und ist es wieder eine ehrenvolle Aufgabe, erstens ganz lieb zu danken und zweitens einen Text zu verfassen, nämlich einen Text mit …

Verkostungsnotizen

Farm Rebls – What a Weizen; Farm Rebls – Holy Helles naturtrüb; Farm Rebls – Power to the Pils; Farm Rebls – Lazy Lager naturtrüb; Landhaus-Brauerei Borchert – Rosen-Bier

Farm Rebls – What a Weizen (4,8%)

Farm Rebls by James Farm, so steht es auf dem Etikett, und auch „Straight outta Hörup!“ In Flensburg Galwik wird gebraut und in Hörup das verbraute Getreide angebaut.

Das Weizen ist sehr, sehr hellgelb, dabei dezent und gleichmäßig trüb, und der Schaum entwickelt sich nur zaghaft.

Der Duft ist phenolisch und geht eher in die Gewürznelken- und Kümmel-Richtung; Bananenaromen sind nur ganz leicht im Hintergrund zu erschnüffeln.

Der Antrunk ist weich und eher süßlich. Auf der Zunge wirkt das Bier ein wenig dünn, fast schon wässrig, kann aber ansonsten mit schönen phenolischen Aromen und einer feinen Süße überzeugen.

Nach dem Schluck kommen dann die Bananenaromen ein kleines bisschen mehr nach vorne – retronasal werden sie etwas stärker. Es bleibt aber trotzdem bei einem insgesamt deutlich phenolischen Charakter.

Farm Rebls – Holy Helles naturtrüb (4,8%)

Das Bier hat eine kräftig gelbe Farbe und ist deutlich und gleichmäßig trüb. Der Schaum ist altweiß, feinporig und wirkt kremig. Er hält recht lange, obwohl er sich beim Einschenken nur zaghaft entwickelt hat.

Der Duft ist sehr zurückhaltend. Ein Hauch von Malz, aber auch ein ganz leicht dumpfer Akzent, der das Bier nicht mehr frisch wirken lässt. Muffig wäre zu viel gesagt, aber es fehlt an Frische. Fast so, als sei das Bier vorzeitig gealtert oder warm gelagert worden (was ich für meinen Teil der Lieferkette allerdings ausschließen kann).

Der Antrunk ist weich und rund, auf der Zunge dominieren die Malzaromen – sofern man bei einer so zurückhaltenden Gesamtsensorik überhaupt von Dominanz sprechen kann. Der Abgang zeigt schließlich neben den schon orthonasal wahrgenommenen, jetzt retronasal erneut auftauchenden dumpfen Akzenten auch eine sehr zurückhaltende Bittere und eine leichte Säure.

Farm Rebls – Power to the Pils (4,8%)

Hm, also die Optik passt nicht wirklich. Für ein Pils ist die Farbe zu dunkel – das ist ja fast schon kupferfarben oder das, was Unbedarfte als „bernsteinfarben“ bezeichnen würden, weil sie die ganze Farbpalette echten Bernsteins nicht kennen … Noch dazu ist es gleichmäßig trüb, obwohl ein „echtes“ Pils ja filtriert wäre. Und schließlich hält der Schaum für ein Pils nicht lang genug …

Der Duft ist malzbetont mit einem feinen Honigaroma, das nicht unangenehm ist, aber auf vorzeitige Alterung schließen lässt.

Der weiche Antrunk ist ebenfalls malzbetont, und auf der Zunge ist das Bier vollmundig und rund. Retronasal wieder die Honigaromen … Die Bittere ist sehr zurückhaltend, wird nach dem Schluck überhaupt erst spürbar.

Kann man trinken, ist aber alles, nur kein Pils.

Farm Rebls – Lazy Lager naturtrüb (4,8%)

Naturtrüb steht auf der Flasche, aber beim Einschenken bleibt das Bier zunächst bombenklar. Seine Farbe ist ein kräftiges Gold, sein Schaum üppig, ewig haltbar und etwas trocken, wenig kremig wirkend.

Der Duft ist dezent malzig mit einer hauchfeinen Säure.

Der Antrunk ist sehr spritzig und ein bisschen kohlensäurescharf. Auf der Zunge bizzelt das Bier sehr ordentlich und verdeckt mit seiner Kohlensäureschärfe zunächst die dezenten Malzaromen. Es dauert etwas, bis letztere sich zeigen – leider nicht ohne eine feine, an Cider oder jungen Wein erinnernde Note.

Nach dem Schluck zeigen sich retronasal kräftige Noten von grünen Äpfeln und es kommt eine dezente Hopfenherbe zum Vorschein, die sich aber gegen die moussierenden Weinnoten nicht recht durchsetzen kann.

Merkwürdiges Bier …

Landhaus-Brauerei Borchert – Rosen-Bier (4,8%)

Wie schon im Vorjahr hat die Firma Rosen auch für das zehnte Bierfestival Lingener Bier Kultur ein Bier aufgelegt und verkauft – erneut ein hopfengestopftes Pils mit Tettnanger, Ella und Mistral. Und auch die lustigen Gags auf dem Etikett finden sich erneut wieder: „Einmal mit Profis arbeiten?! – #gehtbeiuns“.

Im Glas präsentiert sich das Bier klassisch strohgelb mit einer ganz feinen Trübe und einem kremigen Schaum, der sich beachtenswert lange hält.

Der Duft ist zunächst fruchtig süß und erinnert an helles Obst, helle Stachelbeeren zum Beispiel, entwickelt dann aber eine – zum Glück noch ganz dezente – Alterungsnote.

Der Antrunk ist mild und weich; auf der Zunge wirkt das Bier leicht malzig, ohne dabei aber vollmundig zu werden, und retronasal spüre ich erneut die allererste Ahnung einer Alterungsnote. Im Gegensatz zum letzten Jahr bleibt das Bier diesmal eher mild im Abgang – die Hopfennoten sind zwar spürbar, aber bei weitem nicht so dominant wie noch 2023.

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