Die Geschichte der südmährischen Minibrauereien – der Name des Buchs ist Programm. Auch wenn vielleicht das Erscheinungsdatum Mitte 2020 nicht ganz glücklich gewählt war: Direkt in die ersten Monate der Pandemie hinein finalisierte der Autor Filip Vrána sein Buch, und als es erschien, wird ihm wohl bewusst gewesen sein, dass es nicht lange aktuell sein wird, sondern dass die Pandemie die Brauereiszene auch in dieser Provinz Tschechiens einen Umbruch erleben wird.

Filip Vrána
Příběhy Jihomoravských Minipivovarů
Nach einer kurzen Einleitung und ein paar Geleitworten stellt Filip insgesamt achtundfünfzig kleine Brauereien auf jeweils einer Doppelseite vor – zunächst die aus dem Stadtgebiet der Provinzhauptstadt Brno (Brünn), anschließend die „auf dem Lande“.
Dabei folgt er einem strengen Raster: Auf der linken Seite, gelb hinterlegt, listet er die „technischen Daten“ der jeweiligen Brauerei auf: Name, Adresse, Telefonnummer, eMail-Adresse, Website, Gründungsdatum, Datum des ersten Suds, Name des Inhabers, Produktionsmenge auf der Zeitachse, Namen der Brauer, die dort gearbeitet haben, Größe und Hersteller des Sudwerks, Anzahl der Mitarbeiter, Einzugsgebiet, in dem die Biere verkauft werden, die produzierten Biere und – etwas skurril – der Name der nächstgelegenen historischen Brauerei. Darunter ein paar Fotos der Brauerei oder, wenn das nicht möglich war, wenigstens des Logos und der hier produzierten Biere.
Auf der rechten Seite steht Fließtext – im allgemeinen in zwei Abschnitte unterteilt: Zum einen über die Geschichte der Brauerei und zum anderen ein paar Sätze darüber, wo sie heute steht und wie es weitergehen soll.

ein klar gegliedertes und konsequent durchgehaltenes Layout
Ob die „technischen Daten“ wirklich so spannend sind, sei einmal dahingestellt, aber immerhin wird es wohl sehr viel Arbeit gemacht haben, sie zusammenzutragen. Ich persönlich finde aber den Fließtext viel anregender. Hier kommen die Brauer, Eigentümer oder Gründer zu Wort, und sie sind dabei manchmal entwaffnend ehrlich, wenn sie über ihre fehlgeschlagenen Expansionspläne oder die Schwierigkeiten beim Bierabsatz sprechen. Liest sich gut – auch wenn ich große Teile dieser Texte mir nur mühsam und mithilfe einer Übersetzungs-App habe erschließen können. So gut sind meine rudimentären Tschechischkenntnisse dann doch nicht …
Ganz am Ende folgen noch zwei ganz kurze Kapitel: Ein eher trauriges über mittlerweile geschlossene Minibrauereien, und ein sehr ungewöhnliches, nämlich über Forschungs-, Experimental- und Lehrbrauereien. Darin enthalten: Bilder von Sudwerken, die Otto Normalbiertrinker üblicherweise nicht zu sehen bekommt, weil sie in Lehrsälen, Forschungseinrichtungen oder Laboren stehen. Spannend!
Ein nettes, kleines Büchlein, auch für den Bierliebhaber, der sich mit der tschechischen Sprache sehr schwertut, denn immerhin findet er (oder sie) hier die genauen Adressen und Erreichbarkeiten, um sich eine ganz individuelle Bierreise durch diesen schönen Teil im Osten der Tschechischen Republik zusammenzustellen.
Filip Vrána
Příběhy Jihomoravských Minipivovarů
CPress
Brno, 2020
ISBN 978-80-264-3189-3
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