Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
Da fristet man fernab von daheim auf irgendeinem polnischen Truppenübungsplatz sein Dasein, und dann kommen Bilder von zuhause: „Überraschung von Herrn G.“, schreibt meine holde Ehefrau im Messenger und schickt zwei Fotos von einem Sixpack.
ein Überraschungs-Sixpack
„Herr G. hat eben hier geklingelt, die Biere abgegeben, aber dann musste er leider schon wieder weiter“, erzählt sie. „Und: Lassen Sie beide sich die Biere schmecken“, fügt sie noch grinsend hinzu. „Also, nicht, dass Du auf die Idee kommst, die alle allein trinken zu wollen!“
Nein, das hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht gemacht. Und so verbringe ich den Rest der Zeit der militärischen Übung mit zufriedenen Gedanken an die Biere, die daheim auf mich warten: Sechs verschiedene Spezialitäten der Alpirsbacher Klosterbräu!
Verkostungsnotizen
Kloster Starkbier; Kloster Helles; Spezial; Kloster Dunkel; Kloster Zwickel; Kleiner Mönch
Alpirsbacher Klosterbräu – Kloster Starkbier (7,3%)
Das Bier ist überraschend hell. Irgendwie habe ich im Unterbewusstsein mit einer kräftigeren Farbe gerechnet. Also: Ein helles, fast blasses Gelb. Ganz blank ist es auch nicht – es schimmert ganz leicht trüb. Der weiße Schaum schaut gut aus, hält allerdings nicht übermäßig lang – bei einem alkoholkräftigen und malzbetonten Bier ist das häufiger mal der Fall.
Der Duft ist interessant. Ich erwarte kräftige Biskuitaromen vom Malz und bekomme stattdessen leichte und frische Zitronenmelissentupfer, etwas Lemongrass, und erst dahinter den leicht teigigen Malzcharakter, der sonst doch so typisch für helle, starke Lagerbiere ist.
Der Antrunk ist weich und voll – jetzt geht es doch in Richtung eines hellen Bocks. Aber auch nur behutsam. Samtig geradezu macht sich das Bier auf der Zunge breit, Malzsüße und eine sehr dezente Hopfenherbe ergänzen sich spielerisch. Während das Malz auf der Zunge spielt und eine angenehme Fülle erzeugt, fokussiert sich der Hopfen neben der ganz leichten Herbe eher auf die zitrusfrischen Aromen, die er retronasal in die Nase zaubert. Das Spielerische dieser Aromen verhindert, dass das Bier zu sättigend, zu saturierend wird. Es verführt aber auch dazu, viel größere Schlucke zu nehmen als eigentlich nötig. Und das auch noch viel öfter!
Ein gefährlich durchtrinkbares Bier. Ich sehe mich im Geiste schon in zwei, drei Zügen das Glas leeren, und ich fürchte mich davor: 7,3% Alkohol – das ist eine Ansage.
Ob da immer die Vernunft siegt? Oder manchmal einfach die Trinkfreude?
Alpirsbacher Klosterbräu – Kloster Helles (5,1%)
Optisch unterscheidet sich dieses Bier jetzt gar nicht groß vom vorher verkosteten Starkbier. Eine hellgelbe Farbe, blanker Glanz, ein wenig schneeweißer, aber nicht allzu lange haltbarer Schaum.
Aber schon beim Duft beginnen die Unterschiede: Feine und zurückhaltende Malzaromen, ein nur ganz leichter Biskuitteig-Charakter und ganz im Hintergrund ein metallischer Hauch.
Der Antrunk ist frisch und für ein Helles durchaus sehr spritzig. Das hätt’s so hoch gespundet gar nicht gebraucht.
Auf der Zunge steht ein süßlicher, tendenziell schon leicht zuckriger Malzcharakter im Vordergrund; der Hopfen ist wohl eher in homöopathischen Mengen verwendet worden. Jedenfalls hält er sich außerordentlich zurück. Erst nach dem Schluck spüre ich einen Hauch trockener Bittere an den Schleimhäuten – ein Hauch, der aber auch sehr schnell wieder abklingt.
Für meinen persönlichen Geschmack tendiert dieses Helle, obwohl absolut fehlerfrei und stilgerecht, doch ein wenig zu sehr in zuckrig-süße Richtung. Da werde ich kein Fan von, weiß aber, dass speziell in meiner Wahlheimat Oberallgäu genau diese Interpretation eines Hellen sehr goutiert wird.
Alpirsbacher Klosterbräu – Spezial (5,2%)
Das Bier ist goldgelb, ganz, ganz leicht trüb und trägt einen schönen, weißen Schaum.
Dem malzigen und ganz leicht brotkrustigen Duft folgt ein weicher, runder Antrunk, diesem wiederum ein schön vollmundiger und runder Eindruck auf der Zunge und am Gaumen. Der Abgang ist ebenso weich und rund, der Hopfen kommt kaum zur Geltung. Dabei ist das Bier aber niemals zuckrig, sondern stets füllig.
Und die Verkostungsnotizen sind kurz, weil ich beim Genuss auf dem Balkon in der Herbstsonne eingenickt bin …
Alpirsbacher Klosterbräu – Kloster Dunkel (5,2%)
Die Farbe des Biers ist ein schönes Dunkelbraun mit einem feinen Rotstich. Das Bier ist klar und trägt einen leicht beigefarbenen, sehr schön kremigen Schaum.
Der Duft ist malzig mit einer feinen kräuterigen Note. Er erinnert ein bisschen an Malzbonbons.
Der Antrunk ist vollmundig und rund, und auf der Zunge dominieren die angenehmen Malznoten. Ein leichte Hopfenbittere ist spürbar, aber obwohl sich jetzt retronasal auch ein paar leichte Röstaromen bemerkbar machen, wird die Bittere nicht röstig oder gar kratzig.
Nach dem Schluck bleibt für einen kurzen Moment eine feine Bittere erhalten. Sie klingt gleichmäßig ab und macht Raum für erneut kräuterige Malzaromen.
Alpirsbacher Klosterbräu – Kloster Zwickel (5,4%)
Das Bier ist goldgelb und nur leicht trüb. Fast schon nicht trüb genug für ein Zwickel. Und der Schaum ist leicht cremefarben und ganz, ganz feinporig. Dicht und kremig legt er sich auf das Bier, und da bleibt er dann auch. Minutenlang. Ach was, stundenlang …
Der Duft ist ganz dezent malzig mit einer feinen getreidigen Note.
Dem spritzigen Antrunk folgt ein sahniges, rundes Mundgefühl und eine fast schon zuckrige Malzsüße, der die nur schwach ausgeprägte Bittere nichts entgegensetzen kann. Retronasal spüre ich erneut die leicht getreidig wirkenden Malzaromen, und dahinter kommen dann doch noch ein paar feine, in die kräuterige Richtung gehende Hopfentupfer.
Der weiche Abgang belegt ein wenig die Zunge, klingt dann aber angenehm und gleichmäßig ab.
Absolut fehlerfrei, aber in der süßlichen Interpretation des Stils nicht mein Ding. Da hätte ich mir eine ordentliche Schippe mehr Hopfen gewünscht – gerne von einem klassischen Aromahopfen mit einem feinen Hauch Zitrus.
Alpirsbacher Klosterbräu – Kleiner Mönch (5,4%)
Ein kleiner Klassiker.
Goldgelbe Farbe, blank filtriert, schöner weißer Schaum.
Der Duft malzig mit einer feinen metallischen Note.
Ein angenehm herb-frischer Antrunk, auf der Zunge dann eher malzig (aber ohne, dass die Herbe sich davon komplett unterdrücken ließe), und retronasal eine etwas stärkere metallische Note. Wäre das Bier aus der Dose, würde diese metallische Note alle dummen Vorurteile bestätigen, die es zu dieser Verpackungsart gibt – vor mir steht aber eine Flasche. Insofern … könnte vielleicht am Hopfen liegen? Am Wasser vermutlich nicht, denn die anderen Sorten aus dieser Brauerei haben diese metallische Note nicht.
Nach dem Schluck werden die dezente Hopfenherbe und die mittlerweile gut spürbare Metallnote noch eine Hauch stärker, bevor dann das Bier recht weich und gleichmäßig abklingt.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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