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Austria 2023

Die Austrian Beer Challenge erstmals auch mit einem Publikumsvoting

Die BierIG – Interessengemeinschaft der Bierkonsumenten in Österreich führt schon seit rund zwanzig Jahren die Austrian Beer Challenge durch. Ursprünglich war dies mal ein Wettbewerb für Hausbrauer und nannte sich Staatsmeisterschaft – mittlerweile ist er zu einem österreichweiten Wettbewerb auch für kommerzielle Brauereien geworden. Wer hier einen Preis absahnt, und zwar egal ob Hobbybrauer oder kommerzielle Brauerei, darf stolz sein – hat sein oder ihr Bier doch im Kreis von ausgebildeten und hoch qualifizierten Verkostern reüssiert.

zwölf zufällig ausgewählte und aufwändig anonymisierte Bierproben

2023 kommt nun erstmals ein Publikumsvoting hinzu. Zwölf zufällig ausgewählte und aufwändig anonymisierte Bierproben werden per Post an Verkoster und Bierinteressierte versandt, die im Zeitraum eines Monats (vom 2. September bis zum 1. Oktober 2023 – jeweils einschließlich) die Biere verkosten und ihre Bewertung über den auf jede Flasche aufgedruckten Barcode in der BierTasting App der Firma Kalea hinterlegen. Jede österreichische Brauerei darf dabei nur ein einziges Bier einreichen, so das Brauereien mit einem großen oder kleinen Produktportfolio gleiche Chancen haben.

Auf geht’s!

Ich habe mein Verkostungspaket aus Gründen erst am 26. September 2023 bekommen – recht spät also, aber es ist noch genügend Zeit, alle zwölf Biere in Ruhe zu verkosten und zu bewerten.

Auf geht’s, und ich freue mich, Teil der Publikumsjury zu sein.

Bildergalerie

Kalea GmbH
Biberngasse 31
5020 Salzburg
Österreich

BierIG Österreich
Dietraching 24
5271 Moosbach
Österreich

Verkostungnotizen

Bierprobe 54 – Pils German Style

Die Farbe ist ein schönes Goldgelb; das Bier ist blankfiltiert. Der Schaum entwickelt sich üppig, ist feinporig, aber nicht kremig, sondern wirkt eher „trocken“. Er ist schneeweiß und hält sehr lang.

Der Duft ist angenehm hopfig mit feinen Heunoten.

Dem spritzigen Antrunk folgt ein frischer, schlanker Eindruck auf der Zunge. Eine nur leichte Malzsüße, eine gut spürbare Hopfenbittere und eine mittelstarke Spundung ergänzen sich recht gut. Retronasal kommt erneut der heuartige Charakter hervor, begleitet von ein paar dezenten Schwefelnoten.

Nach dem Schluck zeigt sich das Bier unverändert schlank; die Bittere klingt rasch ab, und für einen kurzen Moment spüre ich noch den ganz leicht schwefligen, etwas skunky wirkenden Hauch. Die Schleimhäuten zeigen sich angenehm trocken, so dass Lust auf den nächsten Schluck entsteht. Gut durchtrinkbar.

Bierprobe 30 – Märzen Austrian Style

Das Bier hat eine schöne goldgelbe Farbe und ist klar. Der üppige und schneeweiße Schaum zerfällt verhältnismäßig rasch, hinterlässt dabei aber schöne Schaumränder im Glas.

Der Duft ist malzig mit Biskuitnoten und einem Hauch von Honig im Hintergrund.

Der Antrunk ist weich, dezent süßlich und leitet über zu einem ebenfalls leicht süßlich wirkenden Eindruck auf der Zunge. Auch hier sind Honignoten spürbar, die jetzt auch den Biskuitcharakter überdecken. Die Hopfenbittere ist sehr zurückhaltend, man muss sie schon mit der Lupe suchen. Trotzdem wirkt das Bier nicht zu malzig und süß, sondern kommt durchaus noch relativ schlank daher.

Der Schluck zeigt zweierlei: Herbe ist wirklich kaum zu finden, aber der Honigcharakter manifestiert sich.

Bierprobe 46 – Märzen Austrian Style

Die Farbe ist ein schönes Goldgelb; das Bier ist klar. Der Schaum entwickelt sich nur zaghaft und fällt anschließend blitzschnell wieder zusammen.

Der Geruch ist sehr zurückhaltend. Ein Hauch Malz ist zu spüren, mit einem leichten Akzent nach Kuchenteig.

Der Antrunk ist sehr spritzig, fast schon scharf und zeigt eine feine, milde Süße. Auf der Zunge wirkt das Bier ein bisschen zuckrig, und dahinter verbirgt sich eine sanfte, sehr dezente Herbe. Retronasal bietet das Malz erneut einen Hauch von Kuchenteig auf, aber das war es dann auch schon.

Nach dem Schluck folgt ein leicht viskoses Gefühl auf den Schleimhäuten – schleimig oder seifig wäre zu viel gesagt und zu negativ, aber es geht leicht in diese Richtung. Trotz des hohen Kohlensäuregehalts wirkt das Bier in seiner Textur also ein wenig „basisch“.

Insgesamt ein aromatisch sehr zurückhaltendes Bier, dessen Sensorik eher von der Textur und der Kohlensäureschärfe geprägt ist.

Bierprobe 50 – Helles

Eine schöne goldgelbe Farbe, die, weil das Bier gefiltert ist, besonders ins Auge sticht, und ein üppiger, schneeweißer und lange haltbarer Schaum machen das Bier optisch zum Genuss.

Der Geruch ist leicht hopfig-bitter mit einer metallischen Note.

Der Antrunk ist frisch und spritzig. Auf der Zunge ist das Bier überraschend bitter für ein Helles. Der nur dezent malzige Körper, die metallische und kräftige Bittere und die Spritzigkeit stünden einem deutschen Pils gut zu Gesichte, sind für ein Helles aber an der äußersten Grenze des aus meiner Sicht Erlaubten.

Gleichwohl: Die Aromen sind sauber, die retronasalen Akzente fein kräuterig und ganz leicht biskuitartig, der Abgang sauber und sachte abklingend. Insofern ein schön durchtrinkbares Bier, bei dem mich einzig die recht hohe Spundung davon abhält, das Glas nach den Verkostungsnotizen einfach wegzuexen.

Bierprobe 38 – Helles

Das Bier wirkt einen Hauch dunkler als die vorherigen, aber das liegt wohl vor allem an der leichten und gleichmäßigen Trübung. Also: Dunkelgoldgelb. Dazu kommt ein üppiger, aber nicht übermäßig lange haltbarer Schaum.

Der Duft ist sehr, sehr zurückhaltend. Ich spüre eigentlich nur einen Hauch Malz – simples Pilsner Malz, so wie es riecht, wenn ich es vor dem Schroten leicht befeuchtet habe, damit es nicht so staubt und die Spelzen nicht brechen.

Der Antrunk ist weich und ebenfalls mild und zurückhaltend. Auf der Zunge bleibt das Bier weich und zurückhaltend. Ein dezenter Malzcharakter bringt eine feine Süße, eine Hopfenbittere ist nur bei aufmerksamem Hinschmecken zu spüren und hält sich ansonsten völlig unbemerkt im Hintergrund. Retronasal spüre ich einen ganz leicht brotigen Hauch – aber brotig nicht im Sinne von kernigem Roggenbrot, sondern von frisch aufgeschnittenem, simplem Mischbrot, so wie es für einen Dumpingpreis im Supermarkt verkauft wird.

Nach dem Schluck kommt für einen kurzen Moment eine schwach estrig-fruchtige Note hervor, blitzt aber nur kurz auf. Dann klingt das Bier rasch und spurlos ab.

Alle, aber wirklich alle sensorischen Eigenschaften liegen haarscharf über der Wahrnehmungsschwelle. Die holde Ehefrau neben mir bezeichnet es als „Bier, das gut geeignet ist, einen Anfänger, der eigentlich gar kein Bier mag, an Bier heranzuführen.“

Von allem sehr wenig, das aber schön ausbalanciert. Kann man so machen.

Bierprobe 52 – Helles

Die Farbe ist ein schönes Goldgelb; das Bier ist blank filtriert. Der Schaum entwickelt sich zwar reichlich und gut, fällt aber blitzschnell wieder zusammen.

Der Duft ist nur schwach ausgeprägt. Ein paar zurückhaltende, eher neutrale Malznoten und ganz im Hintergrund ein Hauch, der mich an den alten Holzschrank auf dem Dachboden meiner Eltern erinnert (Nonenal? Was würde der Chemiker sagen?).

Der Antrunk ist weich und nicht allzu spritzig. Auf der Zunge dominiert zunächst das Malz mit einem feinen, brotigen Charakter, aber auch mit etwas eher süßlichem Biskuit. Die Bittere ist zurückhaltend und nur an den Zungenrändern und hinten am Gaumen spürbar. Retronasal spüre ich ein paar teigige Aromen – so, als wenn ich bei einem simplen Weißmehlbrötchen den weißen Teig aus dem Inneren rausknibbele und pur vorweg esse. So, wie es Kinder gerne machen. Aber nur ganz schwach.

Der Abgang ist ebenso weich wie der Antrunk; die Hopfenbittere traut sich auch jetzt nicht so recht nach vorne. Alle Aromen, die eh schon nur zurückhaltend sind, klingen rasch ab, und Augenblicke nach dem Schluck bleibt die Frage: War da was?

Ich nehme noch einen Schluck und stelle fest: Da war nur wenig. Ein sehr zurückhaltendes Bier, ein angemessener Begleiter für Gelegenheiten, wo man nur nebenbei trinken möchte.

Jetzt kommt aber noch ein Nachtrag: Nach ein paar Minuten des Aufwärmens und des „Atmens“ entwickelt dieses Bier retronasal ein paar weinige Aromen – milder, süßlicher Weißwein. Das passt nicht so wirklich.

Bierprobe 40 – Zwickel / Kellerbier

Das Bier hat eine schöne Kupferfarbe und ist leicht und gleichmäßig trüb. Der dezent beigefarbene Schaum entwickelt sich reichlich, hält allerdings nicht übermäßig lang.

Der Duft ist stark malzbetont mit leicht brotigen Noten und erinnert ein wenig an ein Wiener Lager oder ein klassisches, deutsches Märzenbier. Im Hintergrund spüre ich noch eine leicht erdige Note – wie frische Blumenerde.

Der Antrunk ist frisch, angenehm rezent, und auf der Zunge setzt sich die feine Rezens unverändert fort. Das Malz bringt einen vollen, runden Körper mit, offeriert eine sämige Süße und macht retronasal wieder mit brotigen (Roggenbrotkruste) Aromen auf sich aufmerksam. Die dezent erdige Note im Hintergrund ist auch hier wieder zu spüren.

Die Bittere ist zurückhaltend; sie wird erst nach dem Schluck etwas deutlicher spürbar, ohne jedoch dominant zu werden. Sie klingt langsam und gleichmäßig ab, und es bleibt ein etwas zu lange haftender, etwas viskoser und brotiger Malzcharakter zurück.

In der Summe sehr sättigend – ein Bier ersetzt eine Mahlzeit, nach zwei Bieren würde ich mich saturiert fühlen.

Bierprobe 32 – Pils German Style

Das Bier ist hellgelb und gleichmäßig leicht trüb. Der Schaum ist schneeweiß, für ein Pils angemessen reichlich, aber er hält nicht lang genug.

Der Duft ist leicht blumig und parfümig, mit dezenten Rosennoten (Geraniol?).

Der Antrunk ist spritzig, frisch und fast schon pfeffrig scharf. Auf der Zunge ist das Bier schlank mit einer präsenten, aber nicht zu dominanten Bittere, und es überrascht auch retronasal mit ausgeprägt blumigen Aromen – erneut Rosenblätter.

Nach dem Schluck klingt die Bittere rasch und gleichmäßig ab, aber der blumige Rosenduft bleibt noch ein Weilchen haften und „dampft“ nur ganz langsam aus.

Bierprobe 44 – Märzen Austrian Style

Das Bier ist dunkelgoldgelb, blank filtriert und trägt eine üppige, weiße Schaumkrone. Der Schaum wirkt fest und hält verhältnismäßig lang.

Der Duft ist sehr zurückhaltend – ein Hauch von kräuterigem Hopfen und ein Hauch von hellem Malz. Aber wirklich nur jeweils ein Hauch.

Der Antrunk ist frisch und recht rezent. Auf der Zunge wirkt das Bier leicht zuckrig-süßlich; eine Hopfenbittere suche ich fast vergeblich. Retronasal glaube ich, einen Hauch reifer, roter Äpfel zu spüren; nach dem Schluck wird dieser Eindruck ein bisschen stärker. Ansonsten bleibt das Bier sehr neutral und zurückhaltend; eine Bittere entwickelt sich auch am Gaumen fast gar nicht.

Ein Bier für den großen Schluck nebenher.

Ein kleiner Nachtrag: Nach dem Aufwärmen und „Atmen“ im Glas wird das Bier noch sehr kräftig estrig und bekommt fruchtige Gummibärchenaromen.

Bierprobe 36 – Märzen Austrian Style

Das Bier ist kräftig dunkelgoldgelb und blank filtriert. Der Schaum entwickelt sich üppig, fällt aber rasch zusammen. Immerhin hinterlässt er schöne „Brüsseler Spitzen“ im Glas.

Der Duft ist schwach malzig und ein bisschen muffig-phenolisch – letzteres aber nur ganz, ganz leicht. Er erinnert fast ein bisschen an nicht-parfümiertes Spülmittel.

Der Duft ist sehr spritzig; das Bier sehr hoch (zu hoch …) gespundet. Auf der Zunge ist es dezent-malzig, mit einer zurückhaltenden, aber spürbaren Restsüße. Die Bittere ist nur schwach ausgeprägt und wird eigentlich erst mit dem Schluck richtig spürbar. Dominierend ist eher die Spritzigkeit, die quasi schon eher eine Kohlensäureschärfe ist.

Auch nach dem Schluck bleibt diese Kohlensäureschärfe noch für einen Moment dominierend. Mit ihrem Abklingen kommen dann retronasal die feinen Malzaromen wieder hervor – leicht in Richtung Biskuit gehend. Die unverändert schwache Bittere macht aber immerhin angenehm trockene Schleimhäute, die wiederum den Durst auf einen weiteren Schluck versuchen, anzufachen, daran aber wegen der zu hohen Spundung scheitern.

Nach weiterem Aufwärmen des Biers im Glas kommen noch leichte Aromen von grünen Äpfeln (Acetaldehyd?) hervor.

Bierprobe 48 – Märzen Austrian Style

Das Bier ist goldgelb, blank gefiltert und trägt eine üppige, schneeweiße Schaumschicht, die nach ein paar Minuten trocken und flockig wirkt, aber eisern stehen bleibt.

Der Duft ist dezent hopfig-herb, ganz leicht metallisch und weist unmittelbar nach dem Öffnen der Flasche für einen ganz kurzen Moment einen „skunky“ Hauch auf.

Der Antrunk ist nicht so spritzig, wie die entstandene Schaummenge vermuten ließ. Das Bier wirkt vom ersten Moment an ein wenig dumpf und weist leichte Aromen nach feuchtem Karton auf, die in Richtung Oxidationsgeschmack deuten. Die dezente Malzsüße und die sehr leichte Hopfenherbe können sich dahinter nicht so recht entfalten. Auch nach dem Schluck bleibt es bei diesen Kartonaromen, und es gesellt sich ein – überraschend für diesen Bierstil – leicht spritiges Wärmegefühl in der Speiseröhre hinzu.

Bierprobe 42 – Helles

Das Bier ist goldgelb, fast blank (nur beim Gegen-das-Licht-Halten wirkt es ganz leicht opalisierend), und trägt eine schöne, schneeweiße Schaumschicht, die recht rasch großporig wird und dann in sich zusammensackt.

Der Duft ist dezent malzig mit einer zurückhaltenden Kuchenteignote.

Der Antrunk ist rund und zwar zurückhaltend, aber dennoch malzbetont. Auf der Zunge wirkt das Bier ebenfalls angenehm rund und weich, der Malzcharakter steht unverändert im Vordergrund, und auch die schwachen Kuchenteig- oder Biskuitaromen zeigen sich retronasal erneut. Eine Hopfenbittere ist zwar zu spüren, aber nur sehr zurückhaltend und eigentlich erst nach dem Schluck am Gaumen, wo sich eine feine Trockenheit auf den Schleimhäuten entwickelt, die Lust auf den nächsten Schluck macht. Angenehm; das fördert die Durchtrinkbarkeit. Ein Bier eher für den großen Schluck.

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