Madrid – was diese Stadt alles bietet! Sehenswürdigkeiten, Bars, Restaurants, Museen, liebenswerte Menschen und meist gutes Wetter. Und eine geniale Silbe, die Szene-Bars und -Restaurants zu Wortspielen geradezu einlädt: Mad.
Mad als Kurzform für Madrid. Mad wie verrückt.
Und so gibt es denn auch mitten in der Stadt das Burger und Bier Restaurant Mad Grill. „Welcome, we are Mad Grill“, heißt es schon an der Schaufensterscheibe, und blickt man hinein, so sieht man eine kleine Theke in der Mitte, rundherum viele kleine Tische, und an der Decke jede Menge Fahrradfelgen. Manche noch mit Reifen, manche ohne. Kleine und große, dicke und dünne. Viele davon umgebaut zu einfachen Leuchten. Der Eigner von Mad Grill scheint Fahrrad-Freak zu sein.
Ich betrete den Mad Grill und stelle fest: Alle Tische besetzt. Ich scheine nicht der erste und nicht der einzige heute zu sein, der Appetit auf Burger und auf gutes Bier hat. Ein junger Kellner kommt zu mir, fragt, ob ich reserviert habe. Habe ich natürlich nicht, seufz! Er berät sich kurz mit seiner Kollegin, und die schnappt mich und führt mich nach hinten, in einen zweiten Gastraum. Der ist noch nicht völlig überfüllt, und an einem winzigen Tischchen hat sie noch einen Platz für mich. Glück gehabt!
Sie drückt mir ein Klemmbrett mit der Speisekarte in die Hand: „Ich komme gleich wieder, blättere schon mal durch!“ Ich greife das Klemmbrett. Beziehungsweise das Stück Pappe, denn es ist gar kein Klemmbrett, sondern ein auf ungefähres Format geschnittenes Stück Pappkarton, wie aus einem alten Umzugskarton. Mit einer Metallklammer werden Pappkarton und die Blätter der Speisekarte zusammengehalten.
Eine interessante Bierliste finde ich auf einer der hinteren Seiten. Kunststück – dessentwegen war ich doch hergekommen. Wegen des Biers. Und wegen der Burger. Sechs Fassbiere werden angepriesen, rund zwanzig Flaschenbiere. Erste von Freaks Brewing, einer kleinen Wanderbrauerei aus Madrid, letztere vorwiegend aus Spanien und den USA, meistens bekanntere, größere Marken und Brauereien – allerdings keine Konzerne. Obwohl … das Blue Moon Witbier ist bekannterweise ja ein SAB-Miller-Produkt. Also doch Konzern. Um es mit US-amerikanischen Termini auszudrücken: Kein Craft Beer, sondern Crafty Beer.
Die nette Kellnerin ist zurück – mit einer schlechten Nachricht: „Also, wir haben nur zwei Fassbiere“, erklärt sie, „das Flying Rebel Lager und das Lord Cobra India Pale.“ Sie kuckt mich entschuldigend an. „Es stehen immer alle sechs Biere in der Karte, und wir haben immer zwei davon, das wechselt ständig durch“, fügt sie erklärend hinzu.
Nun denn, dann also diese beiden, und in dieser Reihenfolge. Dazu bestelle ich mir einen Jalapeño-Burger, lecker und höllisch scharf. Da passen die beiden Biere perfekt dazu.
Zunächst das Flying Rebel Lager. Leicht, nicht übermäßig, aber doch präsent gehopft. Recht frisch und sehr trinkbar. Zum scharfen Burger hätte es gerne auch ein großes Glas sein können – das media Pinta, das Halfpint also, verdunstet geradezu auf der Zunge.
Das Lord Cobra India Pale Ale dann etwas kräftiger. Hopfig, kernig, nicht übermäßig fruchtig, stattdessen harzig-bitter. Und nicht mit übermäßig viel Alkohol. Im Gegenteil, für ein India Pale Ale sogar durchaus leicht. Ebenfalls angenehm zu trinken und ein guter Durstlöscher zu den scharfen Chilis.
Ich bin nicht unzufrieden, und falls mir die beiden Fassbiere nicht zugesagt hätten, hätte die Liste der Flaschenbiere noch einige leckere Optionen bereitgehalten. Und vielleicht mit Ausnahme des Vanilla Black Velvet, eines Imperial Stout von La Quince und Guineu, mit 9,5% Alkohol, sind auch alle Biere perfekte Begleiter zu den deftigen Burgern. Gut gepaart.
Der echte Bierfreak, der eher auf die exotisch-intensiven Geschmackserlebnisse aus ist, die auf den ersten Schluck begeistern, dann aber rasch ermüden, wird hier im Mad Grill weniger glücklich sein – hier geht es bei der Bierauswahl eher um Trinkbarkeit und um das Durstlöschen zum kräftigen Mahl. Passt!
Noch einmal ein Blick in die Runde. Die Dekoration mit den Fahrradfelgen zieht sich durch alle Räume. Witzig. Das Publikum ist gemischt, Jung und Alt, zum Teil ganze Familien. Bier gehört aber auf allen Tischen dazu. Burger ohne Bier? Nur bei den Kindern.
In einer Ecke steht ein kleiner Drahtgitterschrank, und dahinter, quasi eingesperrt, ein paar Flaschen Corona. Industriebier hinter Gittern, gewissermaßen. Ob das Absicht ist? Eine Botschaft an die Kunden?
Mir hat es jedenfalls gefallen hier im Mad Grill. Eine entspannte Atmosphäre, der Burger ausgezeichnet und die Bierauswahl zwar nicht übermäßig exotisch, aber passend und sehr lecker.
Der Mad Grill ist täglich von 13:30 bis 16:30 Uhr und von 20:30 bis 23:30 Uhr (freitags und sonnabends bis 00:30 Uhr) geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist er von der U-Bahn-Station Alonso Martínez (Linien 4 [braun], 5 [grün] und 10 [blau]) in drei Minuten zu Fuß.
Mad Grill
Calle de Campoamor, 13
28004 Madrid
Spanien
Be the first to comment