Eine beruflich bedingte Reise nur für eine Nacht ins Zentrum Serbiens, nach Kruševac / Крушевац. Eine schnelle Internet-Recherche ergab, dass es sich hier um eine alte, historische Stadt handelt. Gegründet bereits 1371 vom Fürsten Lazar und zur Hauptstadt seines Fürstentums gemacht. Genau, dem Lazar, der dann auf dem Amselfeld die Schlacht gegen das Osmanische Reich geführt hat.
Heute ist Kruševac eine Mittelstadt mit etwa 55.000 Einwohnern, eigentlich groß genug für eine eigene Bierszene.
Voller Optimismus nahm ich Kontakt mit serbischen Biergenießern auf; zentraler Ankerpunkt für die Welt des Biers in Serbien ist die Seite Svet Piva, die Welt des Biers. Eine Antwort kam sehr schnell, sehr freundlich und… sehr enttäuschend: „Hi, Volkere. Sadly, Kruševac doesn’t have any really good breweries or some nice brauhaus. There isn’t even any stores you could buy some Serbian craft beer.” Aber verbunden mit dem Tipp, doch einmal das serbische Hausbrauerforum zu bemühen.
Getan wie geheißen, bekam ich auch dort eine rasche, ebenfalls wieder sehr freundliche und… erneut enttäuschende Antwort: „Greetings Volker (…). Sadly most of us are not from Kruševac.” Und das war noch dezent geschrieben, der in der Tat gibt es wohl überhaupt keinen im Forum organisierten Hausbrauer in Kruševac.
Und so blieb mir am 15. April 2015, als sich am späten Nachmittag ein kleines Zeitfenster auftat, nur die Alternative, auf gut Glück die örtlichen Kneipen abzuklappern und das angebotene Industriebier zu verkosten.
Erste Station: Das Kulturny Centar Kruševac, das Kulturzentrum. Direkt an der Straße gelegen, gibt es hier einen kleinen Ausschank mit drei serbischen Biermarken: Das Jelen Pivo, ein helles, leicht oxidiert wirkendes Lagerbier. Und das Nikšičko in Hell als unauffälliges, leicht süßliches Lagerbier, und in Dunkel, als durchaus interessantes Schwarzbier mit leichten schokoladigen Noten.
Zweite Station: Die Lobby Bar. Am zentralen Platz schräg gegenüber des Rathauses gelegen. Eine kleine Allerweltsbar, uninteressant, aber hier gab es das Lav, ein Bier aus der Region. Erneut ein uninteressantes Lagerbier. Wenig Malz, wenig Hopfen, viel Wasser. Ein Durstlöscher für heiße Sommertage.
Und schließlich die dritte Station, kurz nach Einbruch der Dunkelheit: Das Cafe Grizzly. Endlich ein wenig Bierkneipenatmosphäre. Das hier angebotene und getestete Bier: Jagodinsko Pivo. Das bei weitem preiswerteste. Die Halbliterflasche im Ausschank in der Kneipe gerade mal umgerechnet 85 ct. Der erste Schluck begründete, warum. Süßlich, estrig-fruchtig, ein eigenartiges Bier. Noch nicht untrinkbar, aber eine Flasche war definitiv genug.
Kruševac. Eine kleine Stadt mit großer Historie und trauriger Bierszene.
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