Beinahe…
Beinahe wäre es passiert, und ich hätte an der diesjährigen Tour de Bier nicht teilnehmen können. Die Woche vorher beruflich auf Reisen, die Woche nachher beruflich auf Reisen, und irgendwie sollte ich auch noch die Tour de Bier 2017 nach Neumarkt in der Oberpfalz dazwischen quetschen?
Nun, dank der Flexibilität aller beteiligten Planer hat es dann doch geklappt, wenn auch vorne und hinten jeweils ein paar Stündchen fehlten.
Um 13:30 Uhr sollte es am Freitag, dem 19. Mai 2017, im Hotel Dietmayr in Neumarkt losgehen. Lockeres Treffen aller Tour de Bier-ler, und vor allem schon einmal ein erstes leckeres Bierchen zum Einstimmen auf ein fröhliches gemeinsames Wochenende. Ohne zu diesem Zeitpunkt selbst schon dabei gewesen zu sein, wage ich die Behauptung, dass um Punkt 13:30 Uhr schon mehr als nur eine Handvoll Tour-ler beisammensaß, und viele von ihnen auch schon nicht mehr beim ersten Bier saßen…
Trotzdem schien es aber mit dem geplanten Stadtrundgang pünktlich losgegangen zu sein, denn als wir endlich in Neumarkt eingetroffen waren und unser Auto abgestellt hatten, konnten wir uns direkt auf den Weg machen, die Gruppe zu suchen. – Nun, groß ist die Altstadt von Neumarkt nicht wirklich, und so war es nur eine Angelegenheit von wenigen Minuten, bis wir sie entdeckt hatten und uns anschließen konnten.
Auf den Spuren der Neumarkter Brauereien sollte der Stadtrundgang ablaufen, und auch wenn unser Führer viel zu erzählen wusste, gab es nicht allzu viel Neues zu entdecken. Die noch existierenden Brauereien sind bekannt, und es war nett, sie von außen zu sehen, aber was spannend gewesen wäre, nämlich alte, längst geschlossene Brauereien aufzuspüren und von ihnen vielleicht auch noch ein paar Spuren zu entdecken, das wurde nicht geboten. Das war vergangenes Jahr in Weismain interessanter – aber vielleicht hat Neumarkt da auch einfach nicht so viel zu bieten wie Weismain.
Wir beendeten unseren Rundgang in einer kleinen, ehemaligen Schänke, die nicht mehr regulär betrieben wird, aber von der Stadt als Versammlungsraum oder, so wie heute, als kleiner Ausschank zum Abschluss eines Rundgangs genutzt wird. Und während sich die anderen Tour-ler am leckeren Gansbräu labten, flitzten wir schnell zum Auto zurück und checkten erstmal im Altstadt-Hotel Stern ein.
Nach dem Auspacken der Koffer erreichten wir die Gruppe gerade rechtzeitig wieder, als es in der Gansbrauerei mit der Brauereibesichtigung losging. Die Brauerei bietet zwar eigentlich keine geführten Rundgänge an, aber für unsere Gruppe war eine Ausnahme gemacht worden und der Brauer, Herr Ludwig, führte uns mit viel Leidenschaft durch sein Reich. Was für höchstens eine Stunde geplant war („Ich habe noch einen Termin heute, ich kann nicht länger, wirklich nicht!“), dauerte im Endeffekt volle zwei Stunden („Jetzt wird es aber wirklich knapp!“) und umfasste einen Rundgang, bei dem wir unsere Nasen wirklich in jeden Winkel der Brauerei stecken konnten und durften. Höchst unterhaltsam!
Höchste Zeit wurde es nun aber für ein ordentliches Abendessen. Das Besichtigungsbier auf nüchternen Magen hatte schon Wirkung gezeigt, und angesichts der zeitknappen Anreise hatte es ja auch kein Mittagessen gegeben. Bei deftiger und leckerer Kost und reichlich Gansbräu ließen wir es uns im Oberen Ganskeller gut gehen, und bei lustigen Gesprächen klang der Abend hier langsam aus.
Nach einem leckeren und deftigen Frühstück mit vielen selbstgemachten Spezialitäten im Altstadt-Hotel Stern trafen wir uns am Vormittag dann vor der Neumarkter Lammsbräu. Die Brauerei ist deutschlandweit bekannt dafür, dass sie als eine der ersten Brauereien, wenn nicht sogar als die erste, ihre gesamte Produktion auf biologische und organische Zutaten und umweltfreundliche, nachhaltige Techniken umgestellt hat, und zwar beginnend vom Anbau der Rohstoffe bis hin zur Abfüllung und zum Vertrieb. Dass man dabei an der einen oder anderen Stelle vielleicht auch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist und neben Ökologen auch Esoterikern eine Bühne geboten hat, scheint ein Kollateralschaden dieses Engagements geworden zu sein.
Im Gegensatz zur Besichtigung der Gansbrauerei war die in der Neumarkter Lammsbräu sehr professionell und routiniert organisiert, was den Vorteil eindrucksvoller technischer Präsentationen mit sich brachte, aber auch den Nachteil hatte, dass vieles nur durch Glasscheiben oder über Absperrungen hinweg betrachtet werden konnte. Die Hoffnung, auch hier die Nase überall reinstecken zu dürfen, trog – es lief alles etwas steriler und distanzierter ab.
Gleichwohl durften wir natürlich in leckeres Festbier aus dem Lagertank zwickeln, und nach der Besichtigung konnten wir im Vortragssaal auch alle anderen Produkte der Brauerei verkosten – einschließlich aller alkoholfreien Erfrischungsgetränke, die wie die Biere streng biologisch hergestellt werden.
Die nächste Station hatte mir Bier nun nichts zu tun: Wir besichtigten das Maybach-Museum. Aus einer beeindruckend großen Privatsammlung ist hier, in einem stillgelegten ehemaligen Fahrradwerk ein sehr schönes Museum geworden. Mehrere Dutzend alte Maybach-Fahrzeuge sind hier in professionellster Weise präsentiert, und die Sammlung schließt nicht nur die gewaltigen Maybach Schiffs- und Lokomotiv-Motoren mit ein, sondern stellt auch ein Exemplar der von Mercedes-Benz vorübergehend wieder aufgelegten Marke Maybach zur Schau. Sehenswert und unterhaltsam – und das ganz ohne Bier!
Letzteres, das Bier also, gab es dann wieder im Brauerei Gasthof Blomenhof 1571, einer kleinen Gasthausbrauerei, die erst vor wenigen Monaten im von Grund auf renovierten und sehr schön wieder hergerichteten Fachwerkbau eröffnet hat. Der Brauer, ein Berliner, erzählte uns ein wenig über die Geschichte des Hofs und über sein Sudwerk und ließ uns seine Biere verkosten. Insbesondere der sehr süffige Maibock hatte es uns angetan.
Ein gemütlicher Spaziergang führte uns wieder zurück in die Altstadt und zum Hotel Dietmayr, wo der kleine Saal heute für uns reserviert worden war. Erneut gab es deftige Kost – es sage keiner, auf der Tour de Bier habe es nichts Anständiges zu essen gegeben. Leckere Schäuferla oder Schweinshaxen – von Diät war heute nichts zu spüren.
Am frühen Sonntagmorgen, dem 21. Mai 2017, war der Hunger eigentlich noch gar nicht wieder so richtig groß, aber irgendwie schmeckte das Frühstück trotzdem schon wieder. Und während die meisten Tour-ler nun überlegten, wo sie sich zum Abschluss noch einen leckeren Frühschoppen gönnen könnten, mussten wir uns leider schon wieder auf den Weg machen, um unseren Flieger zu erreichen, der mich zur nächsten beruflichen Reise in München erwartete.
Der dort im Airbräu nachgeholte Frühschoppen ist aber schon nicht mehr Bestandteil der Tour de Bier 2017, sondern eine ganz andere Geschichte.
Und so bleibt mir als Chronisten nur noch, den Organisatoren erneut von ganzem Herzen zu danken, um Verständnis zu bitten, dass wir nur verkürzt und unter Zeitdruck teilnehmen konnten und schließlich natürlich noch zu hoffen, dass es auch 2018 wieder eine Tour de Bier geben wird.
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