Nagelneu und doch uralt – der Brauerei Gasthof Blomenhof verbindet ferne Vergangenheit mit der Neuzeit. Viele Jahre ist es her, dass dieses Anwesen zum ersten Mal auf einer Karte verzeichnet worden war, aber fragt man in Neumarkt nach der Brauerei, wird immer nur von „der neuen Brauerei da draußen“ gesprochen, und das nicht zu Unrecht, denn als Gasthausbrauerei ist der Blomenhof gerade ein paar Monate alt.
Das alte Fachwerkhaus hat viel erlebt. Ein seinerzeit gewaltiges und beeindruckendes Gebäude, das den Reichtum seiner unbekannten Besitzer deutlich zeigte, dann im Dreißigjährigen Krieg Plünderungen durch schwedische Truppen. Später kamen wechselnde Besitzer, von denen nicht alle großen Respekt gegenüber der historischen Bauweise hatten. Wunderbare Eichenbohlen verschwanden hinter dicken Putzschichten, Holzvertäfelungen wurden abmontiert und andernorts genutzt, kleine und größere Umbauten wurden vorgenommen, schnöde Rigipswände eingezogen. Die Nutzer wechselten immer häufiger und blieben irgendwann ganz aus. Schließlich stellte man fest, dass dieser einst so schöne Hof kurz vor dem Verfall stand und rettete wenigstens den alten Stadel und verfrachtete ihn in ein Freilichtmuseum.
2014 wurde der Hof verkauft, von Grund auf renoviert und zu einer Gasthausbrauerei mit Biergarten umgebaut.
der Blomenhof mit Biergarten
Bei bestem Frühlingswetter spazieren wir in rund zwanzig Minuten vom Stadtzentrum Neumarkts bis zum Blomenhof und stehen schließlich im Biergarten. Leise knirscht der Kies unter unseren Füßen, ein paar noch nicht allzu große Bäume spenden ein wenig Schatten, und zwischen den zu früher Stunde noch spärlich besetzten Bierbänken hindurch geht es in die Gaststube im Hauptgebäude.
Die gewaltigen Balken, die das tragende Skelett des großen Hauses bilden, sind nun überall sichtbar. Sie prägen die Innenarchitektur, die Einrichtung passt sich ihnen an. Holzvertäfelungen an den Wänden, robuste Holzmöbel. Wir setzen uns ein eine Ecke des Schankraums und lassen uns vom jungen Brauer im Rahmen einer Bierprobe und Verkostung etwas mehr über die Brauerei und ihre Biere erzählen.
Ein 10-hl-Sudwerk habe man hier, eine gebrauchte, aber sehr schöne Anlage. Kupfergeräte, mit Holz verkleidet. Das mache allein optisch schon viel her und die Arbeit mache daher auch besonders viel Spaß, berichtet der Brauer. Seine unverkennbare Berliner Schnauze fällt auf, und auch sein selbstbewusstes Auftreten und seine Sprüche identifizieren ihn eindeutig als einen aus der Hauptstadt Zugezogenen.
das Sudhaus
Ich muss mich bei der Verkostung leider zurückhalten und probiere lediglich einen kleinen Schluck des frisch aus dem Tank gezwickelten Festbiers. Noch etwas jung ist es, und es weist noch einige Schwefelaromen auf, die im Laufe der weiteren Lagerung vermutlich noch verschwinden werden. Davon abgesehen ist es aber von schöner, goldgelber Farbe, ganz gleichmäßig opak, hat einen festen, weißen Schaum und einen angenehmen Malzkörper.
Vom Maibock, der als Heller Bock bereits im Ausschank ist und daher direkt von der Theke serviert wird, trinke ich ebenfalls nur einen Schnitt, also wie hier in der Region üblich, einen Halbliter-Krug, der mit viel Schwung und Schaum gefüllt wird, so dass sich der Inhalt irgendwo zwischen 0,25 und 0,35 l einpendelt. Im Gegensatz zum gerade gezwickelten Festbier findet sich im Maibock vom Schwefel keine Spur. Stattdessen ein runder, malziger, leicht süßlich-estriger Geschmack, nur zarte Hopfenaromen im Hintergrund. Nicht zu stark gespundet, und ein Teil der Kohlensäure ist auch beim schwungvollen Zapfen entwichen, so dass sich eine hohe Süffigkeit ergibt. Gefährlich für ein starkes Bier – problemlos könnte man einige Halbe davon hintereinander wegtrinken und den Durst löschen, und erst beim Aufstehen würde man vermutlich merken, dass die letzten beiden Gläser doch des Guten zu viel waren …
Zur Bierprobe gibt es leckere Gebäckstangen. Überdimensionalen Salzstangen gleich werden die daumendicken Brote in Maßkrügen auf den Tisch gestellt. Ein kleiner Snack zum leckeren Bier.
Ein kurzer Rundgang noch durch das alte Gebäude. Im oberen Stockwerk sieht man das offene Gebälk des Dachstuhls und bekommt einen Eindruck vom wirklichen Alter des Anwesens. An einer Trennwand zwischen zwei Schankräumen im Obergeschoss ist der Putz teilweise entfernt worden und gibt den Blick auf das Weidengeflecht frei, mit dem die Fächer im Fachwerk ursprünglich verschlossen worden waren. Sehr schön.
im Obergeschoss
Das kleine und wirklich ansehnliche Sudwerk steht im Erdgeschoss, vor der Küche, und kann durch eine Glasscheibe bewundert werden, während sich die Gär- und Lagertanks im Nebengebäude, im neu errichteten Stadel befinden.
Ein ansprechendes Ambiente, ein leckerer Maibock, eine schöne Atmosphäre. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Brauerei Gasthof Blomenhof langfristig etabliert. Zwar liegt er nicht mehr wie vor vielen Jahren weit außerhalb der Stadt, Neumarkt ist mittlerweile bis an den Blomenhof herangewachsen, aber von der Altstadt aus ist es schon ein gutes Stück zu laufen.
Der Brauerei Gasthof Blomenhof ist täglich von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist er bequem mit dem Auto – er liegt direkt an der Umgehungsstraße und verfügt über ausreichende gebührenfreie Parkplätze. Alternativ kann man ihn in etwa zwanzig Minuten zu Fuß von der Altstadt aus erreichen.
Brauerei Gasthof Blomenhof
Berliner Ring 8
92 318 Neumarkt in der Oberpfalz
Bayern
Deutschland
Bei so tollen Berichten von so tollen Brauereien möchte man sofort mit Dir „loswandern“.
Allzeit Gut Sud
Hans L. ;-)
Danke für die netten Worte, Hans!
Mit bestem Gruß,
Volker
Hallo Hr. Langenkamp,
Ich wollte einmal nachfragen ob Ihre Braukurse noch zu buchen sind ?
VG Markus
Hallo Volker, danke für den schönen Bericht vom Blomenhof. Mein Titan-Haxen hinderte mich ja, weiter zu marschieren. Nun habe ich aber einen guten Überblick.
Schöne Grüße
Hermann und Karin vor München
Lieber Hermann, Titan-Haxen hin, Titan-Haxen her – Ihr wart bei der Tour dabei, und das ist es, was zählt. Es war schön, Euch wieder getroffen zu haben! Liebe Grüße an Euch beide, Volker & Karin