Wer durch die Londoner Pub Szene zieht und hie und da ein leckeres Ale trinkt, wird ob kurz oder lang an einem der Tresen, irgendwo im Eingangsbereich eines Pubs oder in einer gemütlichen Sitzecke auf den London Drinker stoßen, auf das Magazin der Campaign for Real Ale CAMRA. Es liegt kostenlos aus und soll den Bierliebhaber über die aktuellen Entwicklungen der Bierszene informieren – insbesondere natürlich über die im Bereich Greater London.
London Drinker – der Londoner Trinker. Ein etwas merkwürdiger Name, der auf den ersten Blick Assoziationen von in Schlafsack und Decken eingehüllten Betrunkenen auf den Abluftschächten der U-Bahn weckt. Aber Drinker muss nicht notwendigerweise diesen negativen Beigeschmack haben, es ist im Englischen wesentlich neutraler als das deutsche Wort Trinker, dessen negative Konnotation eher mit Drunkard zu übersetzen wäre. Es deckt eher neutral alles vom Genießer bis zum Komasäufer ab.
London Drinker also. Ein etwa DIN-A-5-großes Heftchen, überraschende 64 Seiten stark, glänzendes Papier, durchgehend farbig und … gratis. Finanziert über Werbeanzeigen, die denn auch satt mehr als die Hälfte des Heftumfangs ausmachen.
Alle zwei Monate erscheint es und informiert kleingedruckt, also mit viel Inhalt, über alles Wissenswerte der Bier- und Pubszene in London. Die Qualität des Layouts ist verbesserungswürdig, insbesondere die Bilder, die die Artikel zum Teil auflockern, sind von sehr zweifelhafter Qualität. Grobkörnig, schlecht belichtet, merkwürdige Bildausschnitte. Selbst das Titelbild der Ausgabe No 1, Vol 39 für die Monate Februar und März 2017 ist so unscharf, dass man das Gefühl bekommt, hier hätte jemand aus einem alten Zeitungsartikel ein Bild mit einer alten Wegwerfkamera abfotografiert und dann eingereicht. So ungefähr sahen Handy-Fotos vor zehn Jahren aus…
Der Inhalt ist da schon deutlich besser. Nach einem recht langen Editorial – immerhin zwei kleingedruckte Seiten lang, man macht sich also Gedanken – folgen im Telegrammstil Termine für Treffen, gemeinsame Touren, Veranstaltungen und Ereignisse für die verschiedenen Branches der CAMRA in Greater London. Es folgen Berichte und Ankündigungen von Bierfestivals, und eine Reihe von längeren Berichten. Meinungsartikel, Erlebnisberichte, Reportagen aus der Politik, und in der zweiten Hälfte des Heftchens ist auch noch Raum für News from the Continent, Leserbriefe, Buchvorstellungen und für – in England wohl unvermeidlich – zwei Seiten mit Rätseln und Denksportaufgaben.
Insgesamt recht viel Information, und für den unregelmäßigen Gast in London ist selbst die Werbung hilfreich, weist sie doch neben Brauereien und Pubs auch oft auf Veranstaltungen und Festivals hin.
Ein nettes Heft, und wann immer ich in London bin, suche ich in den Pubs danach, um mich auf den neuesten Stand zu bringen.
Wer nicht in London wohnt, gleichwohl aber regelmäßig über alles informiert bleiben möchte, hat die Möglichkeit, den London Drinker zu abonnieren. Dann ist es aber nicht mehr umsonst, sondern kostet 9,00 GBP pro Jahr für sechs Ausgaben (innerhalb des Vereinigten Königreichs, außerhalb sind die Preise mit der CAMRA zu verhandeln).
London Drinker
Campaign for Real Ale
Cliffe Enterprise
London, 2017
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