Les BerThoM à Metz
Metz
FRA

Les BerThoM – eine Kette von netten Bierbars in Frankreich, deren Geschichte schon bis ins Jahr 1994 zurückreicht. Fast 25 Jahre Bierbar-Geschichte also. Immerhin.

1994 beendete Herbert Grégoire seinen Militärdienst und stand mit gerade einmal 20 Jahren vor der Frage: Was nun? Offensichtlich schien er Bier zu mögen, und offensichtlich besaß er auch ausreichend Überzeugungskunst, um von seiner Bank einen hinreichend großen Kredit zu bekommen. Das Resultat? Seine erste Bierbar, und zwar das Pierre Qui Mousse in Nancy.

Schon zwei Jahre später kamen zwei weitere Bierbars hinzu, eine in Metz und eine in Chaumont. Und 1998 traf er Thomas Kolb, mit dem er die kleine Kette von Bierbars fortan gemeinsam betrieb. Und abgeleitet von ihren Vornamen wurde aus Pierre Qui Mousse der Name Les BerThoM.

Unter diesem Namen gibt es mittlerweile 17 Bars in ganz Frankreich – von Nord bis Süd und von West bis Ost. Nein, eigentlich sind es noch 16, denn die ganz neue Bar in Paris eröffnet erst im Januar 2018, in wenigen Wochen.

Heute stehe ich vor einer der ältesten Bars, der in Metz.

Einen schönen Spaziergang durch das historische Stadtzentrum hatte ich machen wollen, mir die Kathedrale und die alten Bürgerhäuser ansehen, mal hierhin, mal dorthin spazieren. Aber im buchstäblichen Sinne sind alle diese Pläne ins Wasser gefallen. Strömender Regen trieb mich vor sich her, und so wurde aus dem recht ziellosen Bummel ein sehr zielgerichtetes Eilen, direkt in die rue du Palais en Nexirue. Ein kurzer Blick nur auf die Fassade mit dem schwarzgelben Schild Les BerThoM und auf den Aufsteller vor dem Eingang, der zehn Fassbiere und eine große Auswahl an Flaschenbieren, insbesondere einiger 0,75-l-Flaschen „à partager“, zum Teilen also, anpreist, und schon husche ich hinein ins Trockene.

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ein bierig-adventliches Stillleben

Mich begrüßen ein Stapel KEGs und ein Weihnachtsbaum. Ein bierig-adventliches Stillleben, komponiert aus Einweg-Kunststoff-KEGs, Stahl-KEGs und einer weiß dekorierten Tanne.

Dahinter herrscht ein dichtes Gedränge. Die feuchte und leicht stickige Luft zeigt mir, dass ich nicht der einzige bin, der hier mit pitschnassem Mantel eingekehrt ist und nun sachte ausdampft. Es läuft Musik, die Gäste versuchen, sie in ihren Gesprächen zu übertönen, hinzu kommt das Klirren von Gläsern und das Rumpeln, wenn Tische und Stühle hin und her gerückt werden. Die dichte Lärmwand erzeugt das, was man gemeinhin unter Atmosphäre versteht.

Ich quetsche mir zur Bar durch und beäuge die zehn Zapfhähne. Direkt davor ist noch ein letzter Platz frei, ich setze mich, überfliege die Bierliste und bestelle ein Virmalised des estnischen Brauerei Põhjala, ein kerniges IPA. Meine Bitte um ein kleines, une petite, überhört der Barmann geflissentlich, stellt mir aber ein Schüsselchen Nüsse dazu.

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zehn Zapfhähne laden ein

Im Nu bin ich mit meinen Sitznachbarn an der Bar im Gespräch. „Kleine Biere? Wozu?“ heißt es, und meine Begründung, dass ich nur dann versuchen könne, so viele verschiedene Biere wie möglich zu probieren, wird es dann akzeptiert, als ich sage, dass ich nur eine Nacht in Metz sei und eben nicht die nächsten Tage jeden Abend wiederkommen und mich systematisch durch das Angebot trinken könne.

Abgesehen vom Überhören meines Wunschs nach einem kleinen Bier ist der Service ausgezeichnet. Der Barmann ist aufmerksam, zapft fleißig und gekonnt, und die jungen Damen und Herren, die mit den Tabletts durch das Halbdunkel flitzen, um selbst im dichtesten Gedränge die Tische zu bedienen, sind wahre Akrobaten und Balancekünstler.

Die zehn Zapfhähne, deren Auswahl auf den ersten Blick interessant erscheint, bieten bei genauerem Hinsehen aber dann doch nicht so viel Exotisches, wie zunächst gedacht. Hahn 1 liefert irgendein Pils, gedacht für die Gäste, die sich eigentlich nicht für besondere Biere interessieren, sondern einfach nur irgendwas Gelbes und Spritziges herunterzischen wollen. Die Hähne 2 bis 9 sind von recht gut bekannten und über die einschlägigen Distributoren leicht erhältlichen Bieren aus Belgien (und Estland) dauerhaft belegt, und lediglich Hahn Nummer 10 rotiert: „Une nouvelle bière tous les 15 jours“ – ein neues Bier alle 15 Tage.

Aber das Angebot an Flaschenbieren macht vieles wieder wett. Zwar auch hier viele bekannte Biere, aber die haben es dann in sich – schließlich ist zum Beispiel das Aecht Schlenkerla Märzen immer eine gute Option, egal wo auf der Welt.

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eine angenehme Atmosphäre

Eine nette und offensichtlich sehr beliebte Bar, vorwiegend von jungen Leuten besucht, aber auch der oder die eine oder andere aus meiner Generation ist zu finden – man wird nicht als alter Sack wie ein Exot bestaunt.

Die Bar Les BerThoM à Metz ist täglich ab 17:00 Uhr (sonnabends schon ab 16:00 Uhr) mindestens bis Mitternacht geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie bequem zu Fuß, sie liegt mitten in der historischen Altstadt, etwa einen Kilometer nördlich vom Hauptbahnhof (was bei wegen des strömenden Regens eiligem Schritt höchstens zehn Minuten sind).

Bilder

Les BerThoM à Metz
24 rue du Palais en Nexirue
57000 Metz
Frankreich

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