Hopaholic – In Hop We Trust
Budapest
HUN

Lindgrün, fast schon neongrün – ist das die neue Farbe des Craftbiers? In der Akácfa Straße in Budapest könnte man fast den Eindruck bekommen, denn der Farbton zieht sich konsequent durch Reklame, Einrichtung und Beleuchtung der kleinen Bierbar Hopaholic – In Hop We Trust.

In der nur schwach erhellten kleinen Straße blendet die leuchtend grüne Neonreklame schon fast, macht aber auf den ersten Blick klar: Hier bin ich richtig. Hopaholic. Hinter der unauffälligen Eingangstür geht es dann genauso grietschgrün weiter. Die Theke – grell grün. Die Hintergrundbeleuchtung der obligatorischen Tafeln hinter der Theke, auf der die aktuell angebotenen Biere verzeichnet sind – grell grün. Die Beleuchtung des rechten Kühlschranks mit den Flaschenbierspezialitäten – grell grün. Die Grafik unter der Theke mit dem Bierschaum und dem helm- und skibrillenbewerten Bierliebhaber – grell grün. Die Beleuchtung des linken Kühlschranks mit weiteren Flaschenbierspezialitäten – ätsch, reingefallen, die ist orange. Ein kleiner Kontrapunkt zur Orgie in Grün.

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Giftgrün ist die Farbe der Wahl

Aber ich bin nicht als Kunststudent hierhergekommen, sondern als Bierliebhaber, und insofern blende ich jetzt mal alle kunstästhetischen Aspekte aus, setze mich an die Theke und studiere die Bierliste. Das Squirrel Orchestra fällt mir ins Auge. Das Eichhörnchen-Orchester. Was immer es mit diesem Namen auf sich hat, es klingt originell. Und ein Belgian IPA, also vermutlich ein mit einer belgischen Hefe vergorenes IPA, klingt ebenfalls spannend. Monyo, eine Brauerei in Budapest, und armando_otchoa, ein Gipsy-Brauer, ebenfalls hier aus Budapest, haben gemeinsam dieses Bier produziert.

Es ist rasch gezapft – Augenblicke nach meiner Bestellung steht das Glas auf der giftgrünen Theke. Nun, das Bier ist wenigstens nicht giftgrün, sondern ganz normal kupferfarben. Es riecht ein wenig fruchtig-estrig, hat ganz feine phenolische Noten im Hintergrund, und der Hopfen schimmert ebenfalls schon im Geruch durch. Angenehm und vielversprechend. Im Schluck hingegen ist es ein wenig unausgewogen, die Bittere zu präsent und fast auch schon ein wenig harsch. Das Bier weiß nicht, ob es fruchtig-lieblich daherkommen soll oder doch lieber trocken und herb; es tanzt unentschlossen zwischen diesen beiden Positionen hin und her und lässt mich als Trinker ratlos zurück. Nee, eine wahre Offenbarung ist es nicht, wenn auch trotzdem kein schlechtes Bier gegen den Durst.

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Die alten Holzkisten, die als Regal dienen, sind nicht giftgrün!

Erneut studiere ich die Bierliste. Einige deutsche Biere sind dabei, neben der Erdinger Urweissen auch ein paar von Stone aus Berlin. Ich finde Spanien, Kanada, die USA und Tschechien, aber Ungarn selbst ist kaum vertreten. Na gut, dann finde ich vielleicht bei den Flaschenbieren etwas Lokales.

Ich frage den Barmann nach einer Empfehlung, und nach ein, zwei Rückfragen bietet er mir von der Hopfanatic Sörfőzde ein saures Bier an, das Sour Side of the Fruits. Ein Sour Ale, das auf Waldfrüchten gelagert worden ist. Das Etikett der Flasche ist schlicht, einfach nur schwarz-weiß gestaltet. Das Bier hat eine tief-orangene Farbe, einen schönen Schaum, der aber schnell zerfällt, und einen zunächst erdig-moosigen Geruch, in den sich dann aber rasch auch säuerliche Fruchtaromen mischen. Im Antrunk kräftig sauer, auf der Zunge und beim Schluck dann aber kremiger und milder, die Säure ist also recht gut eingebettet. Hinzu kommen komplexe Fruchtaromen, aber nicht spielerisch leicht, sondern, wie schon der erste Aroma-Hauch, eher erdig, waldig, moosig. Wer zu Sauerbieren keinen Zugang findet, mag es als muffig empfinden. Mir hat es heute, obwohl ich sonst den Sauerbieren auch nicht so zugeneigt bin, aber durchaus geschmeckt. Ein ziemlich eigener Ansatz.

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The Sour Side of the Fruits

Während ich an meinem Bier nuckele, betrachte ich mir die Dekoration der Bar noch ein wenig genauer. Über der Theke sind in soliden Holzkisten, die zu Regalen zusammengesetzt sind, ‘zig verschiedene Bierflaschen präsentiert. Raritäten und berühmte Biere und Marken aus aller Welt. In den Kühlschränken hinter und rechts neben der Theke finden sich Flaschenbiere, ebenfalls ein reichhaltiges Sortiment. Links der Theke geht es noch in ein oberes Stockwerk, wo es weitere Sitzmöglichkeiten gibt, und vor der schmalen Treppe stapeln sich Pappkartons und Kisten, bei denen ich anfangen muss, zu überlegen, ob es sich hier um chaotische Lagerhaltung oder doch eher um gewollte Dekoration handelt. Bis zum Schluss bin ich mir nicht sicher…

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Chaotische Lagerhaltung oder Dekoration?

Das Publikum im Hopaholic ist bunt gemischt. Junge und ältere Gäste, viele Einheimische, man hört aber auch viele internationale Stimmen; wie es scheint, gehören letztere aber eher zu Expatriates, temporären Einwanderern, als zu Touristen. Kein Brüllsaufen oder große Sprüche, stattdessen Begegnungen, die deutlich machen: Man kennt sich, man hat sein Netzwerk, man gehört dazu.

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Good Beer? Was sonst!

Für mich eine Adresse, zu der es sich mit Sicherheit lohnt, noch einmal zu kommen. Angenehme Atmosphäre, einladend, gute Beratung an der Bar, eine große Auswahl. Was will ich mehr?

Die Bar Hopaholic – In Hop We Trust ist täglich ab 16:00 Uhr bis mindestens Mitternacht geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Mit den Straßenbahnlinien 4 und 6 ist sie problemlos erreichbar; einfach an der Station Wesselényi Utca / Erzsébet Körút aussteigen und nach rund 200 m die Wesselényi Utca entlang erreicht man bereits die Akácfa Utca.

Bilder

Hopaholic – In Hop We Trust
Akácfa utca 38.
1072 Budapest
Ungarn

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