1. Slovak Pub
Bratislava
SVK

Eine der eher unbekannten Hauptstädte Europas: Bratislava. Ständig kämpft sie mit der Ignoranz der Menschen. Nicht nur, dass kaum jemand weiß, dass Bratislava, das frühere Pressburg, tatsächlich Hauptstadt eines europäischen Landes ist, nein, meistens verwechseln die Menschen dann auch noch das Land, das von hier aus regiert wird, sagen Slawonien, meinen Slowenien, und dabei handelt es sich doch um die Slowakei. „Es ist zum Heulen“, sagt mein Kollege und Freund, der in dieser Stadt wohnt.

Obwohl, andererseits: So haben die Touristenmassen die kleine, aber sehr schöne Altstadt noch nicht völlig überschwemmt, und so ist der 1. Slovak Pub auch noch nicht zur Touristenfalle verkommen, auch wenn er viele Merkmale aufweist, die ihn dafür prädestinieren würden.

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ein langer Gang führt in den 1. Slovak Pub

Wir steigen aus der Straßenbahn aus und stehen direkt vor dem Eingang. Ein langer mit Holzpanelen getäfelter Gang führt uns zu einer schmalen Treppe und diese wiederum in das obere Stockwerk. Dicke, dunkelbraune Fachwerkbalken und hohe, schmale gotische Fenster, die aus einer alten Kirche sein könnten (es vermutlich sogar sind…), machen schon den Aufstieg zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

Im oberen Stockwerk angekommen, haben wir die Wahl zwischen vielen, verschiedenen Schankräumen. Das alte und verwinkelte Gebäude birgt in seinen schiefen Wänden so viele verschieden eingerichtete Räume, dass jeder von ihnen quasi wie ein eigener Pub wirkt.

So gibt es die Básnická Izba, die Poetenstube, die den Autoren und Dichtern des Landes gewidmet ist, insbesondere dem Janko Matuška, dessen berühmtes Gedicht zur Nationalhymne der Slowakei erklärt worden ist.

Jánošíks Stube, die Jánošíkovská Izba, erinnert an den Robin Hood der Slowakei, Jánošík, der zunächst Theologie studiert hat, sich dann aber, wie sein englisches Pendant, darauf verlegte, die Reichen zu berauben und den Armen zu geben, und so zu einem Nationalhelden wurde.

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in der Jánošíkovská Izba

Štúrs Stube wiederum, die Štúrovská Izba, erinnert an eine Gruppe Intellektueller des 19. Jahrhunderts. Diese Gruppe rund um Ľudovit Štúr entwickelte und kodifizierte die slowakische Orthographie und machte Slowakisch zu einer eigenständigen Sprache, die in dem Land bis heute gesprochen wird.

Etwas ganz Besonderes ist die Koliba, die Schäferhütte. Bei diesem Schankraum handelt es sich um eine echte, rund 200 Jahre alte Schäferhütte aus dem Raum aus den Bergen im Norden der Slowakei, die abgebaut und hier innerhalb des Pubs wiederaufgebaut wurde – rund 80% des Materials konnte wiederverwendet werden.

Besonders viel Symbolcharakter hat die Stube von Pribinas Rittern, die Izba Pribinovych Rytierov. Der Tisch in der Mitte des Raums hat die Form des slowakischen Doppelkreuzes, das auch das Staatswappen und die Flagge des Landes ziert. Zwölf Sitzplätze hat die Tafel, weil Pribinas Kohorte zwölf Ritter zählte. Und schließlich ist auch die Gesamtzahl der Sitzplätze im 1. Slovak Pub auf 500 begrenzt, da Pribinas Kohorte der Legende nach genau 500 Söldner zählte. An der Wand steht die Silhouette des Doppelkreuzes ein zweites Mal und spiegelt somit die Form der Tafel noch einmal wider.

Wir könnten noch lange durch die insgesamt elf verschiedenen Gasträume schlendern, immer auf den Spuren der Geschichte und Kultur des Landes, vielleicht noch die beiden Heiligen Kyrill und Method besuchen (in der Izba Svätého Cyrila a Metoda), aber uns treiben jetzt Hunger und Durst an einen der Tische, und zwar in der Jánošíkovská Izba.

Die Speisekarte bietet eine große Auswahl an lokalen Gerichten, insbesondere zahlreiche Variationen von Kartoffelnocken mit Schafskäse (Bryndzové Halušky). Eigentlich recht simple Gerichte, aber sehr sorgfältig zubereitet, schmackhaft und sättigend, und zum größten Teil mit Zutaten eines Biobauernhofes zubereitet, mit dem das Pub eng zusammenarbeitet.

Dazu gibt es Bier. Na klar. Deswegen sind wir ja hier, und so kommt die Erzählung vom Besuch im 1. Slovak Pub nun auch endlich zum Thema: Ein paar Biere der Marke Zlatý Bažant gibt es hier, aus der gleichnamigen Brauerei in Hurbanovo, die mittlerweile zum Heineken-Konzern gehört. Ordentlich gezapft und gut gepflegt zwar, aber dennoch: Konzernbier bleibt Konzernbier.

Glücklicherweise liegt aber gerade um die Ecke des Pubs die Kláštorný Pivovar, die Klosterbrauerei, die zum Pub gehört, und von dieser werden ebenfalls einige Biere angeboten. Frisch, wie sie nur sein können – die Fässer haben einen Transportweg von gerade einmal hundert Metern hinter sich.

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das feine Bier aus der Kláštorný Pivovar

Das Ležiák 11°, ein einfaches Helles, schmeckt so typisch, wie ein lokales Bier nur schmecken kann. Kremiger Schaum, ein leicht malziger Duft, ein Hauch von Diacetyl. Im Antrunk ausgewogen, nicht sehr herb, aber auch nicht zu süßlich, und auch nicht zu stark gespundet. Ein schöner Durstlöscher zum deftigen Essen.

Wer am helllichten Tage zwar schon Bierdurst hat, aber noch nicht so richtig die Wirkung des Alkohols spüren möchte, für den bietet die Kláštorný Pivovar eine gute Möglichkeit, nämlich das Dobre Pifko 9°. Neun Grad Stammwürze, das ist ein Alkoholgehalt von deutlich unter vier Prozent. Ein leichtes und erfrischendes Bier, dass nicht sofort müde macht. Optisch ist es kaum vom elfgrädigen Lager zu unterscheiden, und auch im Geschmack ist es überraschend intensiv – es schmeckt definitiv nicht wässrig oder verdünnt, und auch der kartonartige Oxidationsgeschmack, der viele Leichtbiere begleitet, fehlt hier. Ein Bier für tagsüber. Oder eines, von dem man richtig große Mengen trinken kann.

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Blick zurück in das kathedralenartige Treppenhaus

Es ist noch früh am Tag, und Bratislava hat noch so viel mehr zu bieten. Insofern belassen wir es heute bei diesen beiden Bieren und dem guten Essen. Noch einmal bummeln wir durch die verschiedenen verwinkelten Stuben der großen Gastwirtschaft. So viele Kleinigkeiten könnte man hier noch entdecken…

Das 1. Slovak Pub ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends und sonntags erst ab 12:00 Uhr. Kein Ruhetag. Zu erreichen ist es am besten mit der Straßenbahn – die Linien 1 und 8 halten direkt vor der Eingangstür, Station Vysoká.

Bilder

1. Slovak Pub
Obchodná 62
811 06 Bratislava
Slowakei

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