Hofbräuhaus Dubai
Dubai
ARE

„In München steht ein Hofbräuhaus – oans, zwoa, g’suffa.“

Und in Dubai…

Mein Studium in München vor rund 35 Jahren hat mich das eine oder andere Mal auf irgendwelchen Bierfesten, gerne auch mal im Oktoberfestzelt, den alten Gassenhauer aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts mitsingen und -schunkeln lassen. Studentischer Frohsinn, große Maßkrüge, begeistertes Volumentrinken.

Wer hätte gedacht, dass ich im Jahr 2019 in einer futuristischen Stadt sitzen und Münchner Hofbräu werde, die es damals eigentlich noch nicht gab? Dubai war Anfang der 80er Jahre gerade auf dem Weg, von einem kleinen, ehemaligen Perlentaucher- und Fischerdörfchen zu einer ernstzunehmenden Stadt heranzuwachsen. Das Erdölgeschäft boomte, vor etwas mehr als zehn Jahren hatten sich sieben Emirate zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammengeschlossen, und am Dubai Creek begann die Herrscherfamilie unter Raschid bin Said, ihren Reichtum durch protzige Paläste, riesige Villen und gewaltige öffentliche Bauten zu demonstrieren.

Mittlerweile steht hier mitten in der Wüste eine Millionenstadt, deren Wolkenkratzer und riesigen Shopping-Malls auf der Welt nicht ihresgleichen finden. Überall trifft man auf wahrhaftige Superlative. Das höchste Gebäude, der schnellste Aufzug, das luxuriöseste Hotel, die größte Shopping-Mall.

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ein klassisches Wirtshausschild weist den Weg

Und im JW Marriott Hotel Dubai trifft man im ersten Stock auf das berühmteste Brauhaus der Welt, das Hofbräuhaus. Natürlich nicht auf das Original, denn erstens ist es unvorstellbar, dass in einem Staat islamischer Prägung eine Brauerei aufgebaut werden würde, und zweitens achtet da vermutlich noch der Freistaat Bayern darauf, dass die Scheiche am Golf das echte Hofbräuhaus nicht einfach aufkaufen, zerlegen, in die Wüste transportieren und dort wieder aufbauen.

Aber einen echten Brauereiausschank des Hofbräuhaus findet man hier in der Tat, das Hofbräuhaus Dubai. Ein klassisches Wirtshausschild weist den Weg, wir gehen an verschließbaren Schrankfächern vorbei, in denen die Stammgäste ihren Maßkrug verstauen können, und kommen in einen Schankraum, der genau so, wie wir ihn sehen, auch irgendwo im Oberbayerischen stehen könnte. Sogar einen kupfernen Sudkessel hat man mitten in den Raum gestellt. Eine Attrappe zwar, kein funktionsfähiges Sudwerk, aber immerhin…

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stilechte Dekoration

Eine junge Dame, offensichtlich orientalischer Abstammung, aber stilecht im Dirndl, empfängt uns und empfiehlt uns einen Tisch in einem kleinen Seitenraum. Holzfässer, Bierkrüge und zahlreiche weißblaue Dekorationen beamen uns von der Arabischen Halbinsel nach Bayern, und Sekunden später stehen auch die robusten Glaskrüge randvoll mit bestem Münchner Hell vor uns. Sauber eingeschenkt, gut gepflegt – echtes Münchner Bier.

Nur, leider: Viel zu kalt. Es ist nicht nur der gefühlte Kontrast zur Wüstenhitze tagsüber, sondern es ist objektiv eine eisige Kälte, die wir spüren. Die Zapftemperatur ist knapp über dem Gefrierpunkt, in Sekundenschnelle überzieht sich der Glaskrug mit einer dicken, tropfenden Schicht Kondenswasser.

Vorsichtig trinken wir an, können aufgrund der Temperatur zunächst nur kleine Schlucke nehmen. Aber, soviel stellen wir fest: Es schmeckt. Das Bier hat den weiten Transport von München bis Dubai gut überstanden, ist genau richtig gespundet und gut gezapft. Nur halt zu kalt.

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schmackhaft, aber viel zu kalt

Von unserem Platz aus können wir in die offene Küche sehen. „Bayerische Brotzeit“ steht dort auf einem Holzschild, und darunter stehen klassische, weiße Porzellanterrinen, in denen Knödel, Sauerkraut oder Weißwürste serviert werden. Wären nicht an der einen oder anderen Stelle kleine Hinweisschilder in arabischer Schrift, nichts würde darauf hindeuten, dass wir uns nicht am Platzl in München befinden, sondern eigentlich mitten in der Wüste.

Im Schankraum verteilen sich ein paar internationale Gäste. Viele schauen europäisch aus, einige Asiaten sitzen dazwischen, aber der eine oder andere schaut auch recht orientalisch aus. An der Theke sitzt sogar ein Gast in lokaler arabischer Kleidung – seine weiße Kandura und die Ghuttra auf dem Kopf fallen sofort auf. Er trinkt zwar kein Bier, sondern genießt eine Tasse Tee, gleichwohl ist es interessant, zu sehen, das die bayerische Wirtshauskultur auch die lokale Bevölkerung interessiert.

Noch ein zweites Bier aus deutscher Produktion wird hier angeboten: Klassisches Hefeweißbier. Ebenso wie das Münchner Hell wird es aus dem Fass gezapft, und leider ist es ebenso kalt. Hochwertiges Bier, geschmacksfehlerfrei, gut gepflegt, aber eben viel zu kalt.

Wir lassen es uns trotzdem schmecken und freuen uns, hier neben dem Belgian Beer Café Grand Millennium einen der wenigen Plätze gefunden zu haben, wo es gutes, schmackhaftes Bier jenseits der globalen Massenproduktion von Dosenbieren gibt.

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eine gemütliche Sitzecke

Der Genuss hat allerdings seinen Preis. Mit umgerechnet knapp zehn Euro für den halben Liter Bier sind wir dabei – das ist fast doppelt so teuer wie in den eigentlich auch schon unverschämt teuren Festzelten auf dem Oktoberfest. Ein stolzer Preis für einen kurzen, fast schon heimatlichen Genuss.

Die klassischen bayerischen Gerichte, die das Hofbräuhaus Dubai anbietet, sind preislich nicht so extrem wie die Biere. Teuer auch sie, aber angesichts des Umfelds noch akzeptabel. Und, überraschend: Es gibt auch die üblichen Gerichte mit Schweinefleisch. Wurstsalat, Schweinsbraten und selbst eine große Schweinshaxe sind im Angebot. Groß und in roten Lettern leuchtet allerdings ein Hinweis an jedem dieser Gerichte: „PORK!“ warnt die Speisekarte vor dem versehentlichen Bestellen.

Angesichts der fortgeschrittenen Stunde verzichten wir auf das Essen, sehen aber, dass die Gerichte, die an den anderen Tischen serviert werden, durchaus appetitlich aussehen.

Das Hofbräuhaus Dubai, sicherlich keine landestypische Adresse, aber für den deutschen Bierliebhaber vielleicht doch einen Besuch wert!

Das Hofbräuhaus Dubai ist täglich ab 18:00 Uhr geöffnet; freitags zusätzlich von 12:00 bis 16:30 Uhr. Kein Ruhetag. Es befindet sich im ersten Stock des JW Marriott Hotel Dubai. Zu erreichen ist es am komfortabelsten mit dem – preiswerten – Taxi. Alternativ geht auch die Metro, grüne Linie, Haltestelle Abu Baker Al Siddique, und von dort aus etwa zehn Minuten zu Fuß.

Bilder

Hofbräuhaus Dubai
Abu Baker Al Siddique Road
Deira
Dubai 16590
Vereinigte Arabische Emirate

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