Strömender Regen. Dunkelheit. Die Landstraße wird immer schmaler. Ich befinde mich im südöstlichsten Winkel von Rheinland Pfalz. Nur wenige hundert Meter neben mir fließt der Rhein, dahinter ist Baden Württemberg; irgendwo kurz vor mir in der Dunkelheit liegt Frankreich. Hinter mir der letzte Lichtschein von Wörth und Karlsruhe.
Hagenbach heißt das kleine Städtchen, durch das ich fahre. Gerade mal 5000 Einwohner, die sich auch noch auf ein paar Ortsteile verteilen.
Da taucht rechts neben mir, am Rande eines kleinen Gewerbegebiets, ein orange leuchtende Reklame auf: Stadtbrauhaus Hermann Bräu. Zwei gewaltige, ausrangierte Kupferkessel stehen auf dem Parkplatz und machen unmissverständlich darauf aufmerksam, dass es hier eine Brauerei gibt.
Die dicken Holzbänke des Biergartens sind heute, am 29. Januar 2015, verwaist, bei dem Regen stehen noch nicht einmal die Raucher hier draußen und frieren; und hinter den dicken Wassertropfen, die die Panoramascheibe herunterrinnen, sieht man auf die kleineren Kupferhauben der „richtigen“, weil nicht nur als Deko benutzten, sondern betriebenen Brauerei. Schaut warm und gemütlich aus.
Warm und gemütlich ist das Stichwort: Nichts wie hinein, bevor der Mantel ganz durchgeweicht ist!
Eine riesige Halle, geschmückt wie die Festzelte vom Oktoberfest. Ein gemalter blauer Himmel mit weißen Wölkchen; riesige Bierhumpen, ein Kranz, ein Kronleuchter. Und große Holzwappenschilder mit den Initialen HBH – Hermannbräu Hagenbach. Ist es die Oktoberfestzeltatmosphäre, oder warum erinnern mich die Wappenschilder an das Hofbräuhaus?
Rechter Hand ist eine Reihe von Tischen direkt an einer langen Fensterreihe mit Blick ins Sudhaus. Prima. Hier lässt es sich gut sitzen, mit diesem Panoramablick.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gasthausbrauereien steht die Anlage nicht mitten im Gastraum, sondern es gibt ein über zwei Stockwerke hohes Sudhaus, in dem nicht nur das Sudwerk, sondern alle Gär- und Lagertanks ihren Platz finden. Der Brauer hat Platz zum Arbeiten, alle Gerätschaften liegen griffbereit. Das ist natürlich nicht so schmuck wie eine auf Hochglanz polierte Schau-Brauerei, und außer den Kupferhauben auf den Geräten ist auch nichts auf Ansehnlichkeit getrimmt, sondern eher auf Zweckmäßigkeit. Aber es ist sauber, aufgeräumt, ordentlich.
Während ich mir noch die Wandmalereien im Sudhaus betrachte, kommt mein Winterbier. Kräftig orangefarben leuchtend, intensiver malziger Duft, ganz leicht brotige Noten, ein Hauch von Malanoidin vielleicht. Stabiler Schaum, sehr schön. Und im Geschmack malzig und fest, sehr schön rund und kräftig. Ich bin sehr zufrieden – ein schönes Märzen- oder Festbier. Die 5,5% Alkohol und 15% Stammwürze schmeckt man – es ist vollmundig und kräftig.
Dazu eine Kleinigkeit nur – einen Obatzten. So wollte ich es eigentlich. Der Käseberg, der sich vor mir auftürmt, ist aber mehr als nur eine Kleinigkeit. Dazu noch einen Korb voll frischem, knusprigem Brot. Viel mehr, als ich eigentlich wollte. Aber wenn’s doch schmeckt…
Die Bedienungen sind schnell und freundlich, die Atmosphäre sehr angenehm. Und die große Überraschung beim Zahlen: Das Bier und der Riesenberg Käse für weniger als acht Euro. Ich kann es fast nicht glauben, würde nicht der Werbeflyer auf dem Tisch Ähnliches versprechen: Donnerstags ist hier Haxentag. Eine Schweinshaxe plus zwei Halbe Bier für 9,99 Euro.
Hier lässt sich’s leben.
Wenn’s doch nur nicht so abgelegen wäre! Die S-Bahn fährt zwar noch in diesen Winkel, aber bis zur Station ist es ein gutes Stück zu laufen, da greift man doch lieber auf’s Auto zurück und sucht sich einen Chauffeur.
Das Stadtbrauhaus Hagenbach ist mittwochs bis freitags ab 16:00 Uhr, sonnabends ab 14:00 Uhr und sonntags ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet; montags und dienstags ist Ruhetag. Der große Saal und der Bierkeller bieten auch für größere Gruppen Platz.
Nachtrag 1. März 2019: Im Herbst vorigen Jahres gab es die ersten sorgenvollen Zeitungsartikel, und letztlich hat sich bewahrheitet, was geargwöhnt worden war. Das Stadtbrauhaus Hagenbach hat unwiderruflich seine Pforten geschlossen.
Hauptgrund scheint die Arbeitsmarktlage zu sein. Ungünstige Arbeitszeiten der Gastronomie, eine verhältnismäßig niedrige Bezahlung und eine Lage am Rand der Republik. Alles gemeinsam macht es wohl zu schwierig, ausreichend gute Service- und Küchenkräfte zu finden.
Stadtbrauhaus Hagenbach Hermannbräu
Stixwörthstraße 2-4
76 767 Hagenbach
Rheinland Pfalz
Deutschland
Hallo wer ist den Ansprechpartner für den Nachlass der Hausbrauerei speziell für die Garten oder Holzmöbel
Hallo, liebe Damen und Herren vom Rastetter Hofgut,
ich glaube, hier liegt eine Verwechslung vor. Diese Seite enthält einen Artikel ÜBER das Stadtbrauhaus Hagenbach, es ist nicht die Website DES Stadtbrauhauses Hagenbach. Insofern kann ich Euch bezüglich des Nachlasses leider nicht helfen.
Mit bestem Gruß,
VQ