Brouwerij Timmermans
Itterbeek
BEL

Reklame?*

Eigentlich eine uralte Brauerei mit ewig langer Tradition: Die Geschichte der Brouwerij Timmermans lässt sich bis ins Jahr 1692 zurückverfolgen, als Jan Vandermeulen die Farm in Itterbeek kaufte, auf der er zehn Jahre später die Brouwerij De Mol gründete, die Maulwurfsbrauerei. Bis heute findet sich der Maulwurf im Logo der Brauerei, ergänzt um den Hinweis Anno 1702.

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der Maulwurf findet sich nach wie vor im Logo der Brauerei

Uneigentlich macht es uns die Brauerei aber schwer, von Tradition zu sprechen: Häufig wird (und wurde) das Produktportfolio angepasst, der Name und die Eigentumsverhältnisse änderten sich, und das eine oder andere Bier, das hier produziert wurde und wird, ist geeignet, den eher konservativ geprägten Bierliebhaber abzuschrecken und ihn von Touristennepp sprechen zu lassen.

Ihren jetzigen Namen erhielt die Brauerei 1911, als Gerard Frans Timmerman in die Brauerei einheiratete. Bis Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelte sich die Brauerei zu einem der größten Lambik-Produzenten in Belgien und lieferte insbesondere viel Bierwürze an andere Lambik-Brauer und -Blender und Geuze-Steker. 1993 wurde sie von John Martin NV übernommen, und das war auch so ungefähr die Phase, wo ich mit immer wieder neuen Bieren aus Itterbeek konfrontiert wurde, die mich oft ratlos hinterließen. Man füllte die Lambiks plötzlich in Dosen ab, kam mit immer wieder neuen, teils merkwürdigen Fruchtkombinationen auf den Markt (Waldfrucht-Lambik, Lambik für Glühbier, Kürbis-Lambik, …), und vor lauter Vielfalt mit immer wieder sehr ähnlichen Bezeichnungen konnte der Biergenießer schon die Übersicht verlieren und vom Inhalt einer Dose, durchaus auch einmal unangenehm, überrascht werden.

Irgendwann schien man das auch seitens des Managements der Brauerei erkannt zu haben, und in den letzten Jahren wurde das Angebot wieder etwas übersichtlicher. Es gibt wieder die schönen 0,75-l-Flaschen, und es gibt auch wieder traditionelle Geuze, die Oude Geuze.

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am Eingang der Brauerei

Mit diesem etwas unzufrieden machenden Halbwissen im Hinterkopf stehe ich am Eingang der Brauerei als letzter Station unseres heutigen Ausflugs im Rahmen der Toer-de-Geuze. Durch ein kleines Labyrinth aus Bierkasten-Wänden betreten wir die Brauerei und kommen als erstes ins Museum. Der alte, kupferne Läuterbottich fasziniert mich ganz besonders. Ein komplexes Gestänge dient dazu, den Treber vorsichtig aufzuhacken, sein Verdichten zu vermeiden und den Läuterprozess effizienter zu gestalten. Beeindruckend, wie man das damals gemacht hat.

Ich schaue genauer hin und sehe den dicken Treberkuchen. Täuschend echt sieht er aus. Darunter der Läutergrant. Aus den Hähnen tropft Wasser, und die Simulation wirkt perfekt.

Neugierig halte ich einen Finger unter einen der Hähne. Die Flüssigkeit ist warm. Ich lecke am Finger, und es schmeckt süß… Das wird doch wohl nicht…?

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der Treberkuchen erweist sich als echt

Von wegen Museum. Die alten Gerätschaften werden tatsächlich noch benutzt und sind hier und heute in Betrieb. Es ist ein echter Treberkuchen, und es ist echte Bierwürze, in die ich gerade meinen Finger gesteckt habe! Ein paar Schritte weiter nur, und ich sehe das alte Räderwerk. Breite Treibriemen sausen über die Rollen und treiben die Rührwerke und Pumpen an. Ein zentraler Motor bedient alle Geräte, die im Brauprozess notwendig sind – und je nach Bedarf werden die Lederriemen von einer Rolle auf die nächste umgeworfen. Faszinierend. Mittendrin steht der junge Brauer Thomas, gestikuliert und erklärt, was er gerade macht. Life-Brewing!

Eine kleine Treppe geht es nun hoch, und ich komme zum großen kupfernen Kühlschiff. Dampfend ergießt sich die kochend-heiße Würze über die großen Kupferplatten, und dicke, weiße Schwaden wehen an mir vorbei. Es duftet nach Malz, und ich kann gar nicht genug bekommen von diesem Anblick und diesen Düften. Wie auf einer Zeitreise fühle ich mich – so wurde schon vor hundert Jahren gemaischt, geläutert, gekocht und gekühlt.

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das dampfende Kühlschiff

Als wäre es noch nicht genug Historie gewesen, folgt nun in den weiteren Räumen wirklich noch ein Museum. Alte Flaschen, Reklameschilder, eine Miniaturbrauerei, ein Plattenfilter, Bierkästen, ein alter Flaschenfüller, Werkzeuge einer Büttnerei – so viel gibt es zu sehen!

Mal geht es nach links, mal nach rechts. Mal ein paar Stufen hoch, dann wieder hinunter. Ich habe längst die Orientierung verloren und trotte einfach weiter, bis ich mich zwischen endlosen Reihen großer Holzfässer wiederfinde und mich mitten in dieser großen Halle ein Mitarbeiter mit einem Tonkrug begrüßt: „Auch einen Schluck Lambik direkt aus dem Holzfass?“

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Ein Schluck Lambik direkt aus dem Fass?

Natürlich lasse ich mir das nicht zwei Mal sagen und schmecke das trockene, stille Gebräu. Leicht adstringierend ist es, mit etwas säuerlichen Noten. Spüre ich einen Hauch dunkle Früchte? Etwas Baumharz? Oder bilde ich es mir nur ein? Wie immer bei einem komplett ausgegorenen Lambik fällt es schwer, die richtigen Begriffe für die Aromen zu finden. Zu eigen, zu exotisch ist der Geschmack.

Bevor mich der Weg hinaus in den Hof führt, wo es noch mehr Biere zu verkosten gibt, komme ich noch an Dutzenden kleinerer Holzfässer vorbei, in denen offensichtlich das junge Lambik kräftig vor sich hin gärt. Aus den Spundlöchern quillt der Schaum, und ich bin versucht, schon wieder meinen Finger hineinzustecken und heimlich zu probieren…

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die Kräusen des Jungbiers quellen aus den Spundlöchern der Fässer

Im Innenhof schließlich stehen die Bierbänke und warten auf die Besucher. Das mit Kandiszucker gesüßte Geuze, Faro genannt, können wir hier probieren, aber auch das knochentrockene Oude Kriek und das süßliche White Lambicus. Ein paar kräftige Windböen und ein leichter Regenschauer treiben uns aber wieder hinein ins Gebäude, und wir finden uns schließlich im überfüllten Bierkeller wieder. Hier herrscht Oktoberfeststimmung, und wir lassen uns darauf ein, trinken hiervon eine Flasche, bestellen davon eine. Noch einige Geschmäcker gilt es, zu erfahren, bevor es irgendwann heißt, dass unser Bus nun aber wirklich fahren müsse…

Was bleibt, ist ein gemischter Eindruck. Die Brouwerij Timmermans scheint bestrebt zu sein, sich wieder auf ihre eigentlichen Wurzeln, auf ihre wahre Tradition zu besinnen und die Eskapaden der letzten beiden Dekaden hinter sich zu lassen. Vielleicht ist dann irgendwann auch das Produktportfolio so sortiert, dass man in den Bars des Landes auch genau weiß, was man bekommt, wenn man ein Lambicus oder ein Kriek ohne weitere Erläuterung auf der Getränkekarte sieht.

Die Brouwerij Timmermans kann jeden zweiten Sonntag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr besucht werden; Führungen für Gruppen gibt es auch nach individueller Absprache. Zu erreichen ist die Brauerei mit dem Auto in zwei Minuten von der Nationalstraße N8 oder mit den Bussen der Linien 116 und 117.

Bilder

Brouwerij Timmermans
Kerkstraat 11
1701 Itterbeek
Belgien

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Berichte in meinem Blog als Reklame verstanden werden können. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag also entsprechend gekennzeichnet werden. Daher: Der Besuch in der Brouwerij Timmermans und die Verkostung der Biere wurden mir ermöglicht und gesponsort von #VisitFlanders, der Touristenorganisation für Flandern und Brüssel. Ich sage für diese einzigartige Gelegenheit herzlichen Dank.

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