Brouwerij De Troch
Wambeek (Ternat)
BEL

Reklame?*

„So, wir sind in der dritten Brauerei angelangt“, höre ich im Halbschlaf. Gemütlich war der Bus am Tag der Toer de Geuze über die Dörfer geschaukelt, und nach zwei besichtigten Brauereien und unzähligen verkosteten Bieren waren die Augenlider schwer geworden…

Jetzt ist die Aufmerksamkeit aber schnell wieder da. Wir stehen vor der Brouwerij De Troch, unauffällig in einem alten Hof untergebracht, bei dem außer dem außen angebrachten Schriftzug nichts auf die Brauerei hindeutet.

Brouwerij De Troch, Wambeek (Ternat), Bier in Belgien, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Brauerei
von außen deutet außer diesem Schild nicht viel auf eine Brauerei hin

Während wir durch die Hofeinfahrt in den Innenhof gehen, muss ich überlegen – habe ich von De Troch überhaupt schon mal ein Lambik oder eine Geuze probiert? Die Antwort fällt mir sofort ein, als ich die Preiseliste am Tresen sehe: Chapeau! Genau, das ist der Markenname, unter dem die De-Troch-Biere verkauft werden, und natürlich habe ich Chapeau-Fruchtbiere schon einmal getrunken, schließlich stehen sie in jedem Souvenirladen als typisch belgisches Produkt herum.

Chapeau. Die Meinungen zu diesen Bieren sind geteilt. Während sich die anderen Lambik-Brauereien darauf beschränken, ihre Lambiks klassisch mit Krieken, also belgischen Sauerkirschen zu brauen, und nur ab und an auch einmal Himbeeren verwenden, hat die Brouwerij De Troch schon vor vielen Jahren damit begonnen, auch Südfrüchte in ihren Bieren zu verbrauen. Oder besser zu mazerieren.

Aprikosen, Bananen, Zitronen, Ananas, Pfirsiche, Erdbeeren, Mirabellen – es gibt nicht viele Obstsorten, die hier nicht schon in den Bottich gewandert wären und dem Lambik ihren jeweils eigenen Charakter verliehen hätten. Die Resultate sind ganz unterschiedlich. Manche Früchte harmonieren ganz wunderbar mit der kräftigen Säure des Lambiks und verleihen ihm das gewisse Etwas, andere wiederum warten nur mit aufdringlicher Süße und fast schon künstlich wirkenden Aromen auf. Und wie so oft: Die individuellen Meinungen gehen auseinander. Was der eine als olfaktorische und degustatorische Zumutung empfindet, schmeckt dem anderen vorzüglich und stellt für ihn eine interessante, die ausgetretenen Pfade verlassende Duft- und Aromenkreation dar.

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Oude Geuze

Ich möchte mir eine eigene Meinung bilden und beginne meine ganz persönliche Verkostung mit der Oude Geuze, ganz klassisch, ohne Früchte. Sie ist deutlich gewöhnungsbedürftiger als die Geuzes, die wir in den anderen Brauereien verkostet haben. Deutlich kräftiger, fast schon bissig spielt sich ihre Säure in den Vordergrund, wirkt ein bisschen harsch, und es bedarf einiger kleiner Schlucke, bis sich die Zunge an den besonders niedrigen pH-Wert gewöhnt hat und beginnt, feinere Geschmacksnuancen wahrzunehmen. Da ich sowieso kein großer Freund von Sauerbieren bin, geht mir das ein bisschen weit – zufrieden bin ich nicht.

Wesentlich besser gefällt mir die Winter Gueuze (in französischer Schreibweise Gueuze statt Geuze), die der ebenfalls vorhandenen, kräftigen Säure eine fruchtige und fast schon zuckrige Süße entgegensetzt. Das Zusammenspiel von Zucker und Säure gefällt mir in diesem Bier sehr gut, es harmoniert und regt an, mehr als nur einen kleinen Probierschluck zu nehmen. Was sich mir bei diesem 5,5%igen Bier aber nicht erschließt, ist, warum es sich Winter Gueuze nennt – was dieses Bier mit der kalten Jahreszeit wohl zu tun hat? Es passt mit seinem durchaus spielerischen Charakter gerne auch in den Frühling, in den Mai, und damit hier und heute ganz ausgezeichnet.

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wunderbare alte Gerätschaften, mit denen das Bier produziert wird

Die dritte Kostprobe erdet mich schlagartig. Das Chapeau Banana mit lediglich 3,5% schmeckt wie ein Chemiecocktail. Ohne den Brauern etwas unterstellen zu wollen, aber das, was vom Bananenaroma übriggeblieben ist und den Weg in das Bouquet des Biers gefunden hat, schmeckt künstlich, als habe man in eine klassische, neutrale Geuze einfach nur ein paar Tropfen eines Backaromas hinzugegeben.

Auf den Schreck mache ich erstmal eine Verkostungspause und erkunde die Brauerei, die heute, während der Toer de Geuze, offensteht und von jedermann besichtigt werden kann.

Die alten Gerätschaften faszinieren. Ob Maischebottich oder Kühlschiff, Läuterbottich oder Flaschenabfüllung – die Installationen sind Jahrzehnte alt. Von Energieeffizienz oder Automatisierung kann kaum die Rede sein, aber dafür tun sie zuverlässig und ohne zu mucken ihren Dienst. Viel Handarbeit steckt in der Produktion eines Lambiks oder einer Geuze, und viel Geduld bedarf es während der langen Lagerzeiten. Schön, wenn dann ein so rundes Bier wie die Winter Gueuze dabei herauskommt – schade, wenn am Ende des langen Prozesses ein künstlich wirkendes Bananenbier auf die Flasche gezogen wird.

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bei genauem Hinsehen offenbart die alte Technik ihre Funktion

Eine letzte Probe gönne ich mir noch, bevor der Bus zur nächsten Station weiterfährt: Die Oude Geuze Mega Blend, also eine verschnittene („geblendete“) Kombination der jeweils besten verfügbaren Geuzes. Wie bei vielen Naturprodukten variiert der Geschmack der Geuze von Jahr zu Jahr, eigentlich sogar von Fass zu Fass, und so kommt dem Kombinieren, dem Mischen, dem Verschneiden und dem Blenden eine ganz besondere Bedeutung zu. Im Ergebnis ist die Säure zwar nach wie vor sehr prägnant, aber sie wirkt wesentlich weicher und ist in eine rundere, komplexere Aromenmatrix eingebettet. Mega Blend? Die Kombination ist gelungen. Ein geschmacklicher Schlusspunkt, der mich doch wieder mit der Brauerei versöhnt.

Die bis weit ins neunzehnte Jahrhundert zurückreichende Tradition in der Brouwerij De Troch wird von den derzeitigen Eigentümern Pauwel und Kristel Schelfthout aufrechterhalten. Mithilfe der ganzen Familie halten sie den alten Betrieb am Leben. Mit den exotischen und manchmal merkwürdigen Früchtebieren, die in erster Linie in den Export gehen oder in Souvenirgeschäften verkauft werden, haben sie ein offensichtlich ausreichend stabiles Geschäft, um auch weiterhin einen Beitrag zur bunten Szene der Lambik-Brauereien im Pajottenland zu leisten.

Die Brouwerij De Troch ist dienstags bis freitags von 08:30 bis 12:00 Uhr und von 13:00 bis 17:30 Uhr für den Rampenverkauf geöffnet, sonnabends von 10:00 bis 12:00 Uhr. Zu erreichen ist sie sinnvoll nur mit dem eigenen Auto; man nimmt die N285 von Brüssel in Richtung Westen und verlässt die Straße an der Ausfahrt Steenvoort in Richtung Süden.

Bilder

Brouwerij De Troch
Langestraat 2
1741 Wambeek (Ternat)
Belgien

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Berichte in meinem Blog als Reklame verstanden werden können. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag also entsprechend gekennzeichnet werden. Daher: Der Besuch in der Brouwerij De Troch und die Verkostung der Biere wurden mir ermöglicht und gesponsort von #VisitFlanders, der Touristenorganisation für Flandern und Brüssel. Ich sage für diese einzigartige Gelegenheit herzlichen Dank.

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