Browar pod Zamkiem
Szczecin
POL

Nachtrag 29. Oktober 2023: Eine Brauerei steht noch aus im großen Programm „alle Stettiner Brauereien in zweieinhalb Tagen“ – und zwar die Browar pod Zamkiem, die Brauerei unter’m Schloss.

Volker R. Quante & Conrad Seidl

Es ist früher Abend, als Bierpapst Conrad Seidl und ich hier mit unseren Ehefrauen einkehren. Gegessen und getrunken haben wir schon reichlich und sehr gut vorhin in der Rodzinny Browar Wyszak, gerade einmal hundert Meter entfernt. Dann folgte ein kleiner Spaziergang über die Hakenterrassen, die Wały Chrobrego, und jetzt haben wir wieder Durst auf ein paar neue Biere.

Zu unserer Überraschung ist nicht allzu viel los im Schankraum der Browar pod Zamkiem, und so finden wir einen schönen Tisch mit sowohl Blick aus dem Fenster als auch auf das Sudwerk.

Essen wollen wir heute nichts mehr, aber die fünf Biere, die im Angebot sind, natürlich gern probieren. „Gar kein Problem“, bedeutet uns die junge und ausnehmend fröhlich-freundliche Dame im Service, und Augenblicke nach unserer Bestellung stehen bereits die Getränke auf unserem Tisch.

Neben den drei Standardbieren, die es hier immer im Ausschank gibt, variieren die zwei Saisonbiere im Wechsel der Jahreszeiten, und so lohnt es sich natürlich immer wieder, hier auf’s Neue einzukehren.

die „Strecke“ für heute

Machen wir’s kurz – dies ist die „Strecke“ für heute:

  • Warszewo Pils 5,5%
  • Niebuszewo Marcowe 6,2%
  • Słoneczne Pszeniczne
  • American Pale Ale
  • Gocław English Porter 5,4%

Eine interessante Mischung, und auch wenn fast alle Biere einen viel zu hohen Diacetyl-Gehalt aufweisen und somit deutlich buttrig schmecken, so ist es doch ein schöner, fröhlicher und gelungener Abend – nicht zuletzt wegen des guten Gefühls, tatsächlich alle Stettiner Brauereien abgehakt zu haben.

Browar pod Zamkiem

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Nachtrag 28. März 2023: Kaum mehr als zwei Wochen sind vergangen, und ich finde mich schon wieder in der Browar pod Zamkiem ein. Diesmal ist es allerdings beruflich bedingt, und mit einer größeren Gruppe sitzen wir heute im rustikalen Ziegelkeller der Brauerei.

geheimnisvoll illuminierte Gär- und Lagertanks

Ein großes Büffet ist aufgebaut, und während wir Essen und Bier genießen, schauen wir durch die großen Panoramascheiben auf die in geheimnisvoll blaues und rotes Licht getauchten Gär- und Lagertanks.

Habe schon schlechtere Konferenzabende verbracht …

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Browar pod Zamkiem

Nachtrag 12. März 2023: Gemeinsam mit meiner holden Ehefrau besuche ich die Browar pod Zamkiem. Unsere Absicht: Eine Kleinigkeit essen und vielleicht ein oder zwei Biere dazu.

Die Realität: Statt einer Kleinigkeit gab es zwei gewaltige Portionen, von denen wir uns jeweils die Hälfte haben einpacken lassen … Und statt ein oder zwei Bierchen habe ich einen Tester mit fünf kleinen Bieren getrunken. Nun ja, auch recht, oder?

das Sudwerk heute mal aus einer anderen Perspektive

Geschmeckt hat es auch, und der Service war, obwohl heute etwas langsam, sehr freundlich und geradezu liebevoll. Es bleibt aber ein kleiner Beigeschmack: Müssen die Portionen wirklich so übertrieben groß sein? Nicht jeder lässt sich die Reste einpacken, und so werden, wie wir an den Nachbartischen gesehen haben, gewaltige Mengen an Speisen in den Müll geworfen. Sind wir die einzigen, die das dekadent finden? Immerhin ist bei den meisten Gerichten sogar ein Tier dafür gestorben – nur um hinterher weggeworfen zu werden?

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Browar pod Zamkiem

Nachtrag 7. Oktober 2022: Eigentlich wollte ich nur auf ein Feierabendbier und eine Kleinigkeit zum Essen, und mit großen Augen staune ich, als mich die Bedienungen in Dirndl und Krachledernen begrüßen: Die Browar pod Zamkiem feiert Oktoberfest.

„Oh, da ist heute bestimmt alles ausreserviert“, stelle ich mit Bedauern in der Stimme fest, als mich der nette Kellner am Eingang anspricht. „Hm, wir kucken mal, was wir machen können“, lautet die Antwort. „Es ist ja noch früh!“

Einen Augenblick später kommt der junge Mann zurück. „Wenn Dir zwei Stunden zum Essen und Trinken ausreichen, dann kannst Du hier Platz nehmen“, sagt er und weist mir einen schönen Tisch direkt neben dem kupferglänzenden Sudwerk (und unter einer bayerischen Fahne!) zu.

Passt doch!

Im Angebot ist heute ein Festbier, das Piwo Festiwalowe. Ein kräftiges Märzen mit 6,5% Alkohol – passend zum Oktoberfest. Obwohl die Biere in München ja mittlerweile gar nicht mehr so kräftig sind – weder in der Farbe noch im Geschmack oder dem Alkohol. Aber hier, in Szczecin, da ist es noch ein klassisches, sehr intensiv malziges und sogar schon bockbierstarkes Märzen.

Oktoberfestbier unter bayerischer Fahne

Zu den geräucherten Rippchen mit einer Honig-Senf-Marinade und ganzen Senfkörnern und einer recht gut gelungenen Breze passt das Festbier gut, auch wenn es recht sättigend wirkt.

Als zweites (und zum Runterspülen) gönne ich mir das Warszewo, ein Pils mit 5,5% Alkohol. Deutlich durchtrinkbarer, lange nicht so mastig, und geschmacklich eher an der tschechischen Interpretation ausgerichtet, soll heißen mit viel blumigem und kräuterigem Hopfenaroma und einem winzigen Hauch Diacetyl. Aber wirklich winzig. So winzig, dass selbst die deutschen Biertrinker, die Diacetyl ja als Geschmacksfehler sehen und es vermeiden, wie der Teufel das Weihwasser, dieses Bier mögen werden.

Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, und ich muss den reservierten Tisch langsam räumen. Passt aber, denn für heute reicht es ohnehin.

Ein schöner Besuch!

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Browar pod Zamkiem

Ähnlich wie in Deutschland werden auch in Polen Gastwirtschaften, Bierschänken und Herbergen nach Tieren oder Gegenständen, die sich im Wappen oder Wirtshausschild befinden, benannt. So gibt es die Karczma pod Kogutem, die Schänke zum Hahn, oder die Restauracja pod Złotym Karpiem, das Restaurant zum Goldenen Karpfen. Im Mittelalter dienten die Wirtshausschilder mit Tieren oder Symbolen denen zur Orientierung, die nicht lesen und schreiben konnten.

Während man in Deutschland jedoch die Präposition „zum“ benutzt, bedeutet das im Polnischen verwendete „pod“ eigentlich „unter“ und kennzeichnet damit die Tatsache, dass der Eingang zu einer Wirtschaft sich „unter“ dem Wirtshausschild befindet.

Im Falle der Browar pod Zamkiem, der Brauerei zum Schloss, in Szczecin (Stettin) könnte man nun das „pod“ tatsächlich ganz wörtlich übersetzen – Brauerei unterm Schloss, denn die erst im März 2019 eröffnete Gasthausbrauerei befindet sich unmittelbar unterhalb des Stettiner Schlosses, des Schlosses der pommerschen Herzöge.

der Eingang und die kleine Terrasse zur Straße hin

Zwei, drei Minuten brauche ich, um das steile Sträßchen vom Schloss vorsichtig hinunter zu gehen, dann biege ich links ab, und nach wenigen Schritten stehe ich vor der Brauerei.

Das Gebäude ist noch neu, die gesamte Häuserzeile wurde erst im Zuge von Renovierungsarbeiten 2001 neu errichtet. Die Ziegelsteine rund um den Eingang zum Brauereirestaurant wollen zwar ein bisschen historisches Flair verbreiten, aber angesichts der schlichten, grau-weißen Fassade des Hauses gelingt das nur bedingt. Ist aber eigentlich auch egal, den wichtig ist, wie es drinnen aussieht.

Ich gehe durch die Tür und laufe direkt auf das Sudwerk zu. Schöne kupferglänzende Geräte der Firma Joh. Albrecht präsentieren sich auf einem Sockel aus Ziegelsteinen und Holz. Sehr nett. Linker Hand die Theke mit sechs Zapfhähnen, und rundherum Tische, Stühle und Bänke in ansprechender, dezent rustikaler Eleganz. Schön!

das Sudwerk der Firma Joh. Albrecht

Eine Treppe führt in den Keller hinunter, in dem es deutlich zünftiger zugeht. Ziegelwände und Gewölbe, die wohl viel älter sind als das darüber stehende Gebäude, lassen klassische Bierkelleratmosphäre aufkommen. Die urige Dekoration dazu passt, und durch dicke Glasscheiben kann man im gemütlichen Halbdunkel auch auf die Gär- und Lagertanks schauen, die stählern im Lichte von bunten LED-Lampen glänzen.

Sowohl Schankraum als auch Bierkeller sind aber menschenleer. Kunststück – zum einen ist es erst Nachmittag, und zum anderen ist es heute, am 12. Juli 2019, ein wunderschön sonniger Tag. So sammeln sich die Gäste dann auch lieber im kleinen Biergärtchen im Hinterhof. Die graue Betonmauer, die den Hof vom Schlossberg trennt, ist zwar nicht wirklich hübsch, aber grüne Ranken geben sich Mühe, den Beton verschwinden zu lassen. Nächstes Jahr im Sommer sieht es hier bestimmt schon viel besser aus.

im Biergarten

Tische, Stühle, Bänke, aber auch ein paar Liegestühle laden ein, die Sonne und das Bier zu genießen – eine Einladung, die ich nicht ausschlagen kann. Die aufmerksame und freundliche junge Kellnerin bringt mir ein Probierbrettchen mit den drei hier gebrauten Standardbiersorten, und eine deftige Roggenmehlsuppe, der in Polen so beliebte Żurek, liefert mir die passende Grundlage dazu.

Die Biere sind ordentlich und ohne Höhen und Tiefen. Das Pilsner ist nach dem im Norden Stettins gelegenen Stadtteil Warszewo benannt. Eine feine Hopfenherbe, nicht zu stark, und ein für ein Pils vielleicht etwas zu malziger Charakter zeichnen das Bier aus. Gut zu trinken, es passt auch zum deftigen Essen, aber es bleibt Dutzendware.

Bierprobe

Das Weizenbier (polnisch pszeniczne piwo) nennt sich Słoneczne, benannt nach einem im Osten der Stadt, also auf dem rechten Oderufer, gelegenen Stadtteil. Leicht kräuterige, ins leicht Kümmelige gehende Aromen gefallen durchaus, es fehlt allerdings ein bisschen an Spritzigkeit. Vielleicht liegt’s daran, dass zu langsam und vorsichtig ins Probierglas gezapft wurde.

Den Abschluss meiner kleinen Verkostung macht das dunkle Bitter (polnisch ciemne goryczkowe), geschmacklich ein Crossover zwischen einem klassischen Dunkelbier und einem englischen Bitter. Nicht unsympathisch, dieses nach dem im Westen gelegenen Stadtteil Turzyn benannte Bier, aber es bleibt ein bisschen zu zurückhaltend.

deftiger Żurek als Begleiter zum Bier

Alle drei Biere scheinen ist erster Linie Wert darauf zu legen, wenig Ecken und Kanten, wenig kontroversen Charakter zu haben. Allen wohl und niemand weh. Kann man so machen, und man wird wohl insbesondere bei Touristen, die hier zwischen dem Stettiner Schloss und dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Alten Rathaus Rast machen, mit diesen Bieren gut ankommen, gleichwohl wäre es nicht verkehrt, neben diesen drei Standardbieren auch für den eher der Kreativität zugeneigten Bierliebhaber etwas anzubieten. Nun, die Gasthausbrauerei ist erst vor wenigen Monate eröffnet worden – vielleicht findet sich das noch.

Grundsätzlich ist es aber eine schöne Adresse. Das Interieur ist ansprechend, der Service freundlich, die Preise nicht sehr hoch, und die Küche bietet deftige, meistens regionale Speisen, die gut zum Bier passen.

Die Browar pod Zamkiem ist mit Stand 12. Juli 2019 täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu Fuß erreicht man sie vom alten Rathaus in einer Minute, vom Schloss in zwei. Die Straßenbahnlinien 3, 6 und 12 halten am Bulwar Piastowski etwa 250 Meter entfernt.

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Browar pod Zamkiem
Panieńska 12
70-535 Szczecin
Polen

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