Die ehemaligen Tanglin Barracks, jetzt eine Art Freizeitzentrum mit vielen Bars, Shops, Restaurants. Gerade einmal ein paar hundert Meter vom Südende des Botanischen Gartens entfernt. Gar nicht schwierig zu erreichen.
Sollte man meinen. Wir stehen am Südende des Botanischen Gartens und warten auf den Bus. Zwei Stationen die Holland Road entlang sind es, könnte man ja fast auch laufen. Aber da kommt er ja, der Bus, schnell hinein, und die Odyssee beginnt. Mit dem unendlichen Glück des Unwissenden haben wir genau einen von vielleicht drei Schnellbussen am Abend erwischt, die die Pendler möglichst rasch in den Westen Singapurs bringen sollen und nach dem Botanischen Garten für die nächsten acht Kilometer nicht mehr anhalten. Danach wieder an jeder Milchbank, aber auf dieser Strecke zunächst nicht. Wir sehen die Lichter des RedDot BrewHouse in der Dempsey Road in den Tanglin Barracks an uns vorbeifliegen und verschwinden irgendwo in den Vororten der Stadt.
erster Eindruck von außen
Gut anderthalb Stunden später, denn so lange dauert die Fahrt mit dem regulären Bus wieder zurück, stehen wir endlich vor dem RedDot. Der rote Ball, der Red Dot, ist das Wahrzeichen dieser Brauerei. Als Eigner und Brauer Ernest Ng im Jahr 1997 mit dem Hausbrauen begann, waren seine Brew Kits mit einem roten Klecks gekennzeichnet, und wer hätte damals gedacht, dass dieser rote Klecks Namensgeber für die Brauerei werden sollte, die 2008 dann in der Dempsey Road eröffnet wurde.
Inmitten bunt leuchtender und kitschiger Weihnachtsdekoration ist der Red Dot heute fast nicht zu erkennen. Alles leuchtet, blitzt und blinkt in den buntesten Farben, dazu laufen quietschig elektronisch verfremdet Weihnachtslieder in Endlosschleife.
Linker Hand vom Eingang das gewaltige 80-hl-Edelstahl-Sudwerk, ebenfalls mit bunten LED-Girlanden geschmückt.
das mit Lasern und LEDs bunt illuminierte Sudwerk
Das große, halboffene Schankareal ist rappelvoll, es herrscht ohrenbetäubender Lärm. Auf der kleinen Bühne steht ein halbes Dutzend junger und nicht mehr ganz so junger Männer; testosterongesteuert oder von ihren Damen ermuntert haben sie sich zum Speed-Drinking-Contest angemeldet, haben ein großes Bierglas in der Hand und warten auf das Startsignal der Moderatorin.
„Los!“ Und während die Männer ihr Glas um die Wette leeren und es sich anschließend umgestülpt über den Kopf halten, sich die letzten Bierreste in den Nacken rinnen lassen, machen wir es uns an einem kleinen Tischchen bequem. Ein Märzen und ein Kölsch bestellen wir uns, dazu ein paar Nachos und Potatoe-Wedges. Ein typisches Brauhausmahl. Nichts zum Verkosten, das haben wir am Vortag schon am Boat Quay gemacht, wo die selben Biere angeboten werden. Nein, jetzt nur zum schnellen Durstlöschen und gegen den dann unvermeidlichen kleinen Hunger.
ein Bier im Mini-Winterwunderland
Neben unserem Tisch eine Modelllandschaft, ein kleines verschneites Dörfchen. Fachwerkhäuser, kleine Figürchen. Rothenburg o.d.T. lässt grüßen. Den anderen Gästen gefällt’s.
Spitze Schreie am Nachbartisch: Ein Mann in den Fünfzigern, begleitet von einem Dutzend junger bis mittelalterlicher Damen, einem ganzen Harem, hat sich einen großen Spender mit knallgrünem Bier bestellt. Eine rote Tisch-Zapfanlage, randvoll mit grünem Bier. Die ganze Bande ist begeistert, und feierlich wird ein Glas nach dem anderen mit dem mit Spirulina (Blaualge) gefärbten Bier gefüllt.
grünes Bier in rotem Spender
Im Bereich rund um die Bühne dröhnt Disco-Musik, im Bereich der Tische dudeln Weihnachtsmelodien. Alles überlappt sich zu einer Kakophonie sondergleichen. Dazu die bunten Farben, das Gekreische der Damen, die feuchte tropische Luft, der Geruch vom vergossenen Bier auf dem Fußboden, und ab und zu eine Knoblauch- und Bratenfett-Wolke aus der Küche. Es ist unbeschreiblich. Mit der in der deutschsprachigen Internetseite beworbenen bayerischen Biergartenstimmung hat das nicht mehr viel zu tun, und auch der „gemütliche innere Essbereich“ hat sich ein eine dampfende Hölle verwandelt.
Die Stimmung ist gewaltig. Es herrscht Party ohne Ende. Freitagabend in der Dempsey Road. Auch so geht Advent …
Das RedDot BrewHouse @ Dempsey Road ist täglich ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags für den Brunch schon ab 10:30 Uhr. Kein Ruhetag. Mit dem Bus der Linie 140 ist es problemlos in wenigen Minuten von der Orchard Road zu erreichen; mit der Linie 140e („e“ für Express) definitiv nicht. Die Haltestelle ist direkt unterhalb des Brauhauses.
RedDot BrewHouse @ Dempsey Road
Tanglin Barracks
25A Dempsey Rd, #01-01
249691 Singapore
Singapore
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