Same Krafty
Warszawa
POL

Als die Craftbier-Welle über Polen hinwegrollte, sparte sie Warschau zunächst aus. Wunderlicherweise entstanden zwar überall kleine und Kleinstbrauereien und Multitaps, also Bars mit einem Dutzend und mehr Zapfhähnen, nur nicht hier. Es dauerte in der Hauptstadt fast zwei Jahre länger als im Rest des Landes.

Und innerhalb Warschaus dann das gleiche Bild. In nahezu allen Stadtteilen konnte man gutes Bier finden und trinken, nur nicht in der Starówka, der Altstadt. In eben der Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg von den Nazis und im Rahmen der Warschauer Aufstände so gründlich in Schutt und Asche gelegt worden war, dass buchstäblich kein Stein auf dem anderen blieb. In der Altstadt, die anschließend bereits in den fünfziger Jahren beginnend aus den Trümmern originalgetreu wiedererrichtet wurde und bis heute Zeugnis ablegt von der Restaurierungskunst der polnischen Handwerker. In der Altstadt aber eben auch, die bis heute wie ein Freilichtmuseum wirkt, durch das man spaziert, in dem man mal in ein gutes Restaurant geht, durch das man seinen Besuch führt und ihm stolz die wunderschönen Fassaden zeigt, in dem man aber nicht wohnt, lebt, feiert. In der Altstadt, in der abseits vom Markt manche Gasse einsam und dunkel vor sich hin vegetierte, höchstens in ihrem Eingangsbereich ein bisschen Touristennepp präsentierte.

Schritt für Schritt wird das jedoch besser. Buntes Leben erfüllt die Gassen, und mittlerweile sieht man nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische durch die Altstadt streifen und insbesondere die kleinen Gässchen füllen sich langsam auch mit buntem Leben.

Same Krafty

Und seit Dezember 2014 gibt es hier, in der schmalen Nowomiejska-Straße, nur wenige Schritte von der Barbakane entfernt, endlich auch eine Craftbier-Bar mit dem vielsagenden Namen Same Krafty, „nur Kraftbiere“. Mit K, in der Tat. Im Polnischen genauso seltsam, falsch gar, wie im Deutschen.

Das Design außen erinnert eher an eine Teestube als an eine Bierbar, ebenso der kleine Gastraum direkt hinter der Eingangstür. Wäre nicht am Fenster eine Attrappe einer Zapfhahngarnitur angebracht (an deren Zapfhähnen übrigens in der Tat die gerade im Ausschank befindlichen Biere markiert sind), würde man als Bierliebhaber achtlos weiter schlendern, höchstens mal einen schnellen Blick in die gemütliche „gute Stube“ werfen.

Erst wenn man genauer hinsieht, durch den schmalen Gang hinter dem Gastraum bis in den eigentlichen Schankraum geht, erfasst man es in Gänze, erst dann sieht man die kleine Theke mit den zehn Zapfhähnen.

Das obligatorische Schwarze Brett mit den angebotenen Bieren ist aufwändig gemacht – es ist nicht einfach nur mit Kreide mehr oder weniger leserlich beschriftet, sondern für jeden einzelnen Zapfhahn ist ein Feld mit dem Logo der Brauerei, eines mit dem Logo (oder Etikett) des individuellen Biers und eines mit dem originalen Schriftzug des Biernamens vorgesehen. Dazu die technischen Daten, also Bierstil, Stammwürze, Alkoholgehalt und – wenn bekannt – Bittereinheiten, und natürlich die Preise. Perfekte Orientierung für den ratlosen Gast. Und an der Seite hängt eine Pinnwand, Poczekalnia genannt, also Warteraum. Hier hängen schon vorbereitet die Täfelchen für die nächsten zehn Biere. Ist also ein Fass leer, wird es abgeklemmt, durch ein neues ersetzt und flugs die Informationstafel aktualisiert. Nett!

ein aufwändig gemachtes Schwarzes Brett

Sowohl die aktuellen als auch die im Warteraum angekündigten Biere sind samt und sonders aus der polnischen Szene, lediglich in Kollaboration mit der Brauerei Stu Mostów haben sich die drei Berliner von BRŁO hier mit „eingeschlichen“. Vom leichten und erfrischenden Sauerbier mit gerade mal drei Prozent Alkohol bis zum schweren Barley Wine mit zehn Prozent und mehr ist die Palette vielfältig.

Drei Gößen gibt es, 500 ml, 300 ml oder 200 ml. Ein paar Säfte und Limonaden stehen ebenfalls bereit, alkoholfreies Bier gibt es aber nicht, da müsste man schließlich auf Industrieprodukte zurückgreifen und würde seinem Motto Same Krafty, nur Kraftbiere, nicht mehr gerecht.

Eine angenehme Atmosphäre, ein bunt gemischtes Publikum, vom Freak bis zur Familie mit Kindern und Großeltern, gute Biere, noch faire Preise und eine gute Beratung am Tresen – schön, dass mittlerweile auch die Warschauer Altstadt, das lebende Freilichtmuseum, dem Bierliebhaber eine gute Adresse zu bieten hat!

Same Krafty ist täglich ab dem frühen Nachmittag durchgehend geöffnet (zu den Öffnungszeiten gibt es unterschiedliche Angaben, sie haben offensichtlich schon mehrfach gewechselt); kein Ruhetag. Durch die Lage in der Fußgängerzone der Altstadt ist die Bar nur zu Fuß zu erreichen; die Altstadt selbst ist aber mit Bus und Straßenbahnen aus allen Himmelsrichtungen problemlos anfahrbar.

Bilder

Same Krafty
ulica Nowomiejska 10
00-271 Warszawa
Polen

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