Nachtrag 21. Mai 2024: Die Piwoteka Narodowa ist umgezogen. Nur etwas mehr als hundert oder zweihundert Meter, aber immerhin.
Auch in den neuen Gemäuern (die in Wirklichkeit auch ein altes Steingebäude sind) fühlen wir uns sofort wohl. Die grau gestrichenen Wände hängen voll mit Emaille-Werbeschildern und Serviertabletts von Brauereien aus aller Welt, das schwarze Gestühl harmoniert sehr schön mit den Holztischen und dem Holzfußboden, und am liebsten würden wir uns gleich hinsetzen und unser Bier trinken.
Aber: Am Nachmittag ist es hier noch gähnend leer, und das aus gutem Grund. Die Sonne scheint, draußen stehen Tische und Stühle, und da genießen die Gäste natürlich lieber die Frühlingssonne, solange sie noch scheint.
Für eine Moment stehe ich noch unschlüssig vor der Theke und überlege, welches Bier ich mir den zu recht früher Stunde gönnen soll. Immerhin einundzwanzig Zapfhähne, davon einer heute nicht bespielt und einer mit Prosecco (sic!) bestückt, bieten eine riesige Auswahl – vom leichten 3,5%igen Sauerbier bis hin zum 11,0%igen Hammer, einem tiefschwarzen Imperial Baltic Porter.
Die Hausherren stammen ja ursprünglich aus dem produzierenden Bereich, insofern fühle ich mich fast schon moralisch verpflichtet, ein Bier der Piwoteka zu nehmen, und so entscheide ich mich schließlich – auch aufgrund des Namens – für das German Pils „Cierpienia Młodego Piotera“, die „Leiden des jungen Peters“. 4,5% Alkohol hat es.
Biergenuss auf orangenen Liegestühlen
Mit dem Glas in der Hand geht es nach draußen, und wir haben Glück: Gerade werden zwei Liegestühle frei, und so können wir nicht nur draußen sitzen, sondern uns sogar bequem hinfläzen. Wie schön!
Doof nur, dass das Bier unsere Erwartungen nicht erfüllt. Mit seinem mickrigen Schaum sieht es schon mal nicht so richtig einladend aus, aber das akzeptieren wir noch, weil der Eichstrich ziemlich oben am Rand angebracht ist und nicht viel Platz für Schaum bleibt … Aber dass das Bier relativ muffig-dumpf, ja geradezu erdig riecht und schmeckt, das hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen.
Nun ja. Genießen wir also einen kleinen Moment im Liegestuhl in der Sonne, schenken dem Bier mal keine große Aufmerksamkeit („ …!“), und dann geht es.
Ähnlich wie am alten Standort ist die Piwoteka Narodowa auch unter der neuen Adresse völlig problemlos erreichbar: Die Straßenbahnlinien 2, 3, 6, 8, 11 und 19 halten an der Station „Kościuszki – 6 Sierpnia (1403)“, und von dort aus sind es höchsten zwei Minuten zu Fuß in ostwärtiger Richtung.
Piwoteka Narodowa
Gen. Romualda Traugutta 4
90-107 Łódź
Polen
Piwoteka Narodowa
Was zunächst als ein Spezialitätengeschäft begonnen hat, wurde rasch mehr: Im Mai 2011 haben die Inhaber des Bierspezialitätengeschäfts Piwoteka (was man wohl als Bierothek übersetzen kann) einen eigenen Ausschank in der Innenstadt von Łódź eröffnet, die Piwoteka Narodowa (National-Bierothek).
Außenansicht
An rund einem Dutzend Zapfhähnen wird eine ebenso große Anzahl unterschiedlicher Biere gezapft, die meisten davon aus Polen, einige aber auch aus dem Ausland. Natürlich nur Craft-Biere aus kleinen Brauereien, keine Konzernbiere. Auf der Internet-Seite rühmt man sich sogar mit der Bemerkung „Es ist uns eine Ehre, Ihnen weder Tyskie noch Żywiec oder Okocim anzubieten, sondern nur gute Biere!“ Und in der Tat: Die Auswahl ist sorgfältig getroffen und umfasste am 30. November 2014, zum Zeitpunkt meines Besuchs, neben den mittlerweile schon fast als einschlägig geltenden polnischen Craft-Bieren von AleBrowar, Pinta, Artezan, Podgórz und Szałpiw auch Biere von To Øl, Rohozec oder Harviestoun. Die Biere rotieren, wie in jedem guten Multitap, regelmäßig durch. Ist ein Fass leer, wird ein anderes einer anderen Marke angeschlagen, und so lohnt sich ein Besuch in der Piwoteka Narodowa nahezu täglich.
Neben den Fassbieren gibt es noch eine große Flaschenbierauswahl.
eine solide Auswahl von Fassbieren
Die Biere werden vom freundlichen Personal hinter der Bar gerne näher erläutert; es gibt auch kleine Gläser (100 ml), und wenn man sich nun überhaupt nicht entscheiden kann, gibt es auch mal einen winzigen Probierschluck, der eben schnell über die Theke gereicht wird. So sollte schließlich jeder ein Bier nach seinem Gusto finden.
Piwoteka
Die Piwoteka Narodowa bietet auch jede Menge Aktivitäten rund ums Bier an. So finden hier regelmäßig Schaubrauveranstaltungen der Hobbybrauer aus Łódź statt, und einmal im Jahr auch der städtische Hausbrauwettbewerb. Oft sind die Brauer der kleinen Handwerksbrauereien auch mal persönlich vor Ort und stehen Rede und Antwort, wenn es um ihre Biere und Brauereien geht. Im Ergebnis ist die Piwoteka Narodowa gewissermaßen die Heimatbasis der Ortsgruppe der polnischen Hausbrauervereinigung.
Durch die günstige Lage im Stadtzentrum ist die Piwoteka Narodowa problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen – die Straßenbahnhaltestelle Kościuszki-Zielona mit den Linien 2, 3, 6, 11 und 16 ist nur etwa 150 m entfernt. Die Piwoteka ist täglich ab 15:00 Uhr geöffnet, sonntags erst ab 17:00 Uhr.
Piwoteka Narodowa
ulica 6 Sierpnia 1/3
90-606 Łódź
Polen
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