BRŁO Brewhouse
Berlin
DEU

Nachtrag 20. Mai 2023: Mit einer Gruppe Schweizer Biersommeliers besuchen wir heute das Gleisdreieck, die achtunddreißig Seecontainer der BRŁO-Brauerei. Bei ihrer Gründung vor einigen Jahren ging man noch davon aus, das Grundstück am Gleisdreieck vielleicht bald wieder räumen zu müssen und konstruierte die Brauerei und den Schankraum daher aus Seecontainern, die rasch wieder hätten zerlegt und andernorts wieder aufgebaut werden können.

Mittlerweile ist aber rund um die Containerburg ein schönes Freizeitzentrum gewachsen, mit Biergarten, Spielplatz, Außenausschank … Man kann (und mag) sich gar nicht vorstellen, das alles hier wieder aufgeben zu müssen.

Neugierig betreten wir den Innenraum, und da wartet auch schon der Biersommelier Nils auf uns, der uns in der kommenden Stunde in die Welt der Beer&Food-Pairing einführen möchte.

Wir sammeln uns zwischen den Lagertanks im Sudhaus – wohl wissend, dass hier nur noch einzelne Bierspezialitäten gebraut werden und die Masse der erfolgreichen Biere aus dem Grundsortiment von BRŁO etwas außerhalb in einer viel größeren Anlage entsteht.

fünf kleine Häppchen für das Beer&Food-Pairing

Mit viel Ehrgeiz, aber leider auch ein bisschen hölzern bleibend, so dass der Funke nicht so wirklich überspringt, bringt uns Nils nun fünf Biere in Kombination mit fünf kleinen Leckerbissen nahe. Den Auftakt macht – Überraschung! – ein alkoholfreies Bier, das Naked, kombiniert mit frittiertem Croissantteig. Zum einen schmeckt uns das Bier hervorragend, man merkt nur an einer feinen Restsüße, dass es ein Alkoholfreies ist, zum anderen passt das Teigstückchen sehr gut dazu. Ein gelungener Auftakt!

Weiter geht’s mit dem 5,0%igen Happy Pils, das mit Shiitake-Pilzen kombiniert wird. Das Pils allein schmeckt hervorragend, die Shiitake-Pilze ebenfalls. Aber die Kombination überrascht: Aroma und Würze der Shiitake-Pilze verschwinden, stattdessen wird die Bittere des Pils sehr breit und regelrecht schroff. Was für ein unerwarteter Effekt!

Das dritte Bier ist die Berliner Erdbeerweisse mit dem Namen Berlin Jam. 4,0% Alkohol, und gebraut mit frischen Erdbeeren von Karls Erdbeerhof, wie Nils stolz erklärt. Kombiniert wird dieses Bier mit einem kleinen Klecks rotbrauner Paste, die sich als Himbeer-Miso entpuppt. Hm, das ist fein. Ich bin hoch zufrieden – eine ganz wunderbare Kombination. Mit meinem Lob ernte ich Zustimmung, aber nicht von allen – die Kombination spaltet unsere Gruppe. Gut die Hälfte ist begeistert, die anderen, etwas weniger als die Hälfte, machen lange Gesichter.

fünf Biere, fünf Häppchen

Es geht Schlag auf Schlag weiter – als viertes Bier bekommen wir das Blurry Vision, ein Hazy IPA mit 6,5% Alkohol. Es ist gar nicht so extrem hazy und milchig, wie manche anderen Vertreter dieses Bierstils, und auch seine aromatische und fruchtige Bittere ist aus meiner ganz persönlichen Sicht sehr angenehm und ausgewogen. Ein gutes Bier. Die dazu servierten Schoko-Popcorns schmecken zwar, bleiben aber eher zusammenhanglos neben dem Bier stehen. Weder entsteht etwas Neues aus der Kombination, noch ergeben sich spannende Kontraste. Es ist einfach nur ein Snack zum Bier.

Die Kombination Nummer 5 wird dafür jetzt aber ganz besonders interessant. Im Glas befindet sich ein Collab von BRŁO mit der norwegischen Brauerei Lervig namens Rosinenbomber. Es ist ein zwölfprozentiges Rum Rosinen Imperial Stout, und es begeistert beim ersten Schnuppern schon genau mit den namensgebenden Aromen – Rum und Rosinen. Aber nicht nur süßlich-fruchtig, wie in der berüchtigten Ostfriesischen Bohnensuppe, sondern in Kombination mit malzigen Röst- und Mokka-Aromen, wie es sich für ein Imperial Stout gehört.

Der Snack dazu: Ein Stückchen geräucherte Sellerie in zerlassener Butter. Sehr aromaintensiv und auch deutlich am anderen Ende des sensorischen Spektrums angesiedelt, aber gerade darum spannend. Der Kontrast zwischen Bier und Snack gefällt mir außerordentlich gut. Ein aus meiner Sicht sehr schöner Abschluss unserer Beer&Food-Pairing-Verkostung, auch wenn diese Kombination erneut polarisiert hat.

Wir dürfen uns das Sudhaus noch in allen Details ansehen, und dann entlässt uns Nils in den Biergarten, wo wir nun den Spätnachmittag und Abend ausklingen lassen wollen.

das Sudhaus

Mit viel Glück und Überredungskunst gelingt es uns, einen großen Tisch für uns zu finden, und in der warmen Sonne machen wir es uns gemütlich. Der Biergarten ist rappelvoll, und die Schlangen am Außenausschank sind ewig lang. Aber nachdem wir entdeckt haben, wie die Online-Bestellung funktioniert, sieht alles schon viel besser aus: Ein paar Klicks auf dem schlauen Taschentelefon, und bis wir dann an den Ausschank vorgelaufen sind, ist das Bier gezapft und wartet an einem separaten Schalter bereits auf uns. So geht das gut!

Nach der vielen Verkosterei tut nun ein großes, simples Pale Ale gut. Ein Bier zum Zischen, aber trotzdem mit Geschmack. 5,0% Alkohol sind nicht zu viel in der Sonne – das passt jetzt mal hervorragend.

Und weil der Durst immer noch groß ist und es gerade so schön passt, trinke ich doch glatt noch ein Berlin Jam – diesmal praktischerweise aus der Dose, das geht noch schneller als mit dem Zapfen.

farbenfrohe Biergartenatmosphäre

Nach und nach holt sich auch jeder aus unserer Gruppe etwas zum Essen dazu – quasi jetzt unser ganz persönliches Beer&Food-Pairing. Und dabei bleiben wir ganz klassisch: Zum Zischbier passen am besten die Spareribs. Deftig und fettig, auf dass der Durst nicht nachlasse.

Ach, und da um die Ecke steht ja auch ein Eisbüdchen – wie schön! Schnell noch ein paar Kugeln feines Eis, und die Biergartenidylle ist nahezu perfekt.

Wir genießen die angenehme Atmosphäre und merken gar nicht, wie die Zeit verfliegt. Irgendwann kommt aber doch der Blick auf die Uhr, und die Stimme der Vernunft mahnt: „Ein Bier noch, und dann lass uns aufbrechen. Es waren drei harte Tage!“

So schwer es mir auch fällt, aber ich muss meiner holden Ehefrau Recht geben. Also: Ein letztes Bier, und Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nicht auch noch ein queeres Bier gäbe. Also: Pride – das Queer Beer. Gerne auch als Statement.

Es ist zwar mit seiner Botschaft ein besonderes Bier, als Stil (Helles), mit seinem Alkoholgehalt (5,0%) und mit seinem Geschmack (solider Durchschnitt) aber leider nur ein Allerweltsbier. Grelles Etikett, bunter, lebensfroher Claim und Alltagsgeschmack.

So, das war’s aber dann für heute, schön war’s!

Bildergalerie

BRŁO Brewhouse

Nachtrag 30. Juli 2019: Schlechtes Wetter war angesagt. In ganz Berlin sollte es in Strömen regnen und kräftig dazu wehen, und natürlich hat man beim BRŁO Brewhouse darauf reagiert. Der Bierausschank im Biergarten bleibt zu, und ein kleiner Zettel informiert die hartgesottenen und wetterfesten Gäste, sich ihr Bier doch bitte drinnen an der Theke zu holen. So weit, so gut.

Außer, dass die Wettervorhersage für heute völlig daneben lag. Schöner, warmer Sonnenschein, ein blauer Himmel, ein rappelvoller Biergarten. Im Resultat: Eine Schlange von der Biertheke im Innern bis vor den – glücklicherweise geöffneten – Imbissstand draußen. Geduld muss man also mitbringen.

trotz großem Gedränge bleibt der Barmann die Ruhe selbst

Oder pfiffig sein. Ich balanciere drei Biergläser zurück zum Biertisch, wo ein paar aus unserer Gruppe die Plätze freigehalten haben und gleich separat ihr Bier holen wollen. „Oh, Du hast gleich mehreren das Bier mitgebracht?“

„Nein.“ Ich schüttele den Kopf. „Die sind alle drei für mich – ich habe lediglich keine Lust, mich noch zweimal anzustellen. Ihr seht doch, was da los ist!“

Ich lasse mich erweichen und gebe eins von den drei Gläsern ab. Die anderen zwei gehören aber mir, da wird jetzt nicht mehr diskutiert. Der Durst ist groß!

Das erste Bier passt zum heutigen Wetter. Erfrischend, leicht säuerlich, aromatisch: Das Killer Cucumber Pale Ale von Steam Works. 4,7% Alkohol, und durch die Verwendung von Gurken ein richtig schönes Getränk für einen warmen Sommernachmittag. Man mag zwar diskutieren, wieviel dieser Geschmack noch damit zu tun hat, was man unter einem klassischen Bier versteht, aber die gleiche Diskussion bricht bei Lambik, Gose oder, sagen wir mal, einem im Whiskyfass gereiften Rauchweizendoppelbock auch aus. Besondere Aromen und Geschmäcker, fern vom Mainstream der Fernsehbiere.

eine schöne Biergartenatmosphäre

Bier Nummer 2 ist dann ein wenig konservativer. Ein Kollaborationssud zwischen BRŁO und Samuel Adams ist es, nennt sich Hopped and Humid und ist ein Hazy Pale Ale. Viel, viel, viel Hopfen ist drin, und das Bier hat dadurch ein intensiv fruchtiges Aroma. Fast meint man, an einem Fruchtsaft zu schnuppern, aber spätestens beim ersten Schluck holt einen die Hopfenbittere ein. Bäm! Mit nur 4,5% Alkohol ist aber auch dieses Bier – trotz seiner Geschmacksintensität – gut für einen heißen Tag geeignet und wirft einen nicht gleich um.

Die kleinen Speisen, die der Imbissstand anbietet, sind wie immer originell. Etwas Leichtes möchte ich, und ich bekomme einen Salat mit Rote Bete. Frisch und aromatisch. Fein.

Preiswert ist es hier nicht, aber wie auch bei meinen Besuchen vorher stimmt die Atmosphäre, das Personal ist überall ausnehmend freundlich, und es schmeckt. Sowohl das Bier als auch das Essen. So simpel ist das.

Bildergalerie

BRŁO Brewhouse

Nachtrag 18. Mai 2018: Es ist Sommer. Naja, vielleicht noch nicht im Kalender, aber wettermäßig schon. Die Sonne scheint, es ist kuschelig warm, und die Menschen zieht es ins Freie. Und so hat sich auch das BRŁO Brewhouse angepasst. Einen großen Biergarten hat man vor den Containern angelegt. Mittendrin ein paar laaange Reihen von schwarz-weißen Bierbänken und -tischen, überspannt mit dünnem, weißem Vliesstoff, der ein wenig Schatten liefern soll. Links und rechts in den großen Pflanztöpfen beginnen Hopfenpflanzen, sich hochzuranken und das noch etwas merkwürdig wirkende Weiß des Vlieses zu begrünen und den Biergarten noch gemütlicher zu machen.

der Biergarten

Davor kommt der Strand. Zwar ohne Meer oder Fluss, aber der aufgeschüttete weiße Sand mit der großen Spielbox für Kinder in der Mitte und den bequemen Liegestühlen, auf denen man sich mit seinem Bier in die Sonne fläzen kann, wirkt wie ein richtiger Strand. Mediterranes Feeling mitten in der Stadt.

Ein kleiner Bierausschank und ein Imbissstand sind schon tagsüber geöffnet, noch bevor die eigentliche Bar mit dem Restaurantbereich in den Schiffcontainern öffnet, und so kann man es sich hier bei leckerem BRŁO-Bier und feinem, kreativem Essen gemütlich machen und den Tag verstreichen lassen. Sehr schön!

Bildergalerie

BRŁO Brewhouse

Oh, Mann, das ist der totale Übermut.

Gerade habe ich einen langen Tag auf der Wurst & Bier 2017 verbracht, habe wahrlich genügend Biere getrunken und viel leckere Wurst gegessen, und nun zuckele ich mit der U-Bahn in Richtung Hotel, das direkt am Gleisdreieck liegt.

Und während die U-Bahn noch in die Station einrollt, sehe ich linker Hand im Dunklen einen großen, schwarzen Klotz und die Leuchtschrift BRŁO. Das BRŁO Brewhouse. Seit 17. Januar in Betrieb und jetzt schon, also am 5. Februar 2017, DIE Neueröffnung des Jahres 2017 in Berlin. Aus großen Containern zusammengesetzt, somit von Anfang an als nur halbstationäre, temporäre Lösung geplant, aber trotzdem solide gebaut.

Nur für einen kleinen Moment schwanke ich, ob ich dort wirklich noch hingehen soll, oder ob es nicht besser wäre, heute früh ins Bett zu gehen und sich auszuschlafen. Aber als ich am Ende der Treppe den Wegweiser sehe, steht der Entschluss fest: Ich gehe da noch auf ein winziges Bierchen hin. Wenigstens dagewesen sein muss ich, wenn das Hotel doch schon direkt nebenan liegt.

Und so laufe ich auf den pechschwarzen Klotz zu. Jetzt im trüben Februar-Smog sieht er von der U-Bahn-Seite her nicht wirklich einladend aus – der einzige Lichtschein kommt von der kleinen Eingangstür. Ein paar Schritte, und ich stehe drinnen.

Keine Spur mehr von abweisender Atmosphäre. Ganz im Gegenteil. Eine große Halle, mit vielen modernen Stilelementen, Leuchtstäbe an der Decke als stylische Beleuchtung. Und an der Stirnwand die Theke. Eine lange Batterie von Zapfhähnen, rund zwanzig Stück dürften es geschätzt sein. Darüber ein großes Gitter mit schwarzen Tafeln. Auf jeder Tafel ein Bier. Brauerei, Stil, Name des Biers, Alkoholgehalt und der Preis für ein kleines beziehungsweise ein großes Glas. Sauber und übersichtlich präsentiert, und ich bin nicht der einzige, der davor steht und einen langen Hals macht.

Aber nicht nur wegen der Qual der Wahl. Sondern auch, weil hinter der Theke, nur durch eine Glasscheibe abgetrennt, blutrot illuminiert das Sudwerk steht. Beeindruckend.

Theke und Sudhaus

Ich drehe mich noch einmal um, lasse meinen Blick durch die ganze Halle schweifen. Am anderen Ende kann man auf zwei Ebenen sitzen und von oben über die Brüstung eine tolle Aussicht in den Schankraum genießen.

Und das soll wirklich ein Provisorium sein? Eine temporäre Installation?

Katharina, Christian und Michael, das Team hinter dem BRŁO Brewhouse, behaupten es auf ihrer Website: „mobil und temporär“. Kein Architekturwunder für die Ewigkeit, sondern für das hier und jetzt. Deutlich schneller zu bauen als der BER-Flughafen, aber dennoch robust und stabil genug, um eine Weile betrieben zu werden. Die 38 Überseecontainer, aus denen es zusammengesetzt wurde, sind schließlich gebaut worden, um die Unbill der sieben Meere zu trotzen, da werden sie dem Berliner Nieselregen schon auch eine Weile standhalten.

Übermütig, weil eigentlich doch satt und biermüde, bestelle ich mir ein Tasting Board mit fünf BRŁO Bieren. Und dazu, weil es gar so lecker aussieht, auch noch etwas zu Essen. Brokkoli, Zwiebelkreme, Schweinebraten – nur eine „Kleinigkeit“.

Es schmeckt genauso gut, wie es aussieht. Ein großes Lob an das Team in der Küche. Ich habe eigentlich keinen Hunger, aber ich genieße das Essen rundum.

das Tasting-Board

Die Biere dazu? Ebenfalls prima: Eine leichte Berliner Weisse, schön frisch säuerlich, mit gerade mal 4,0% Alkohol. Eigentlich kein Bier für die kalte, trübe Jahreszeit, aber trotzdem fein. Das Helle weich und rund, süffig. 5,0% Alkohol. Das Pale Ale mit 6,0% stärker und schön hopfenbetont, ohne zu bitter zu sein. Das IPA mit 7,0% schon ziemlich stark. Hopfig, kernig, mit einer schönen, knackigen Bittere. Und schließlich das Porter. Dunkelbraun, leicht ins rubinrote changierend. Ebenfalls 7,0% Alkohol, und mit einem schön komplexen Aromenspiel.

Das Ganze serviert auf einem Tisch, der aus dicken, alten Bohlen gezimmert ist, die an Eisenbahnschwellen erinnern. Rustikal. Freundliches Personal, das sich nett um die Gäste kümmert. Auch wenn es vielleicht manchmal etwas länger dauert, denn es ist voll, und sie haben alle Hände zu tun.

Übermut hin, Übermut her – es war trotzdem eine gute Entscheidung, hier noch auf einen Absacker (oder mehr …) einzukehren.

Das BRŁO Brewhouse ist dienstags bis freitags ab 17:00 Uhr und sonnabends und sonntags ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet. Montags ist Ruhetag. Wie an vielen Orten in Berlin. Ist also doch noch keine Weltstadt – will erst eine werden. Vielleicht, wenn der Flughafen fertig ist… Zu erreichen ist das BRŁO Brewhouse perfekt mit der U-Bahn (U1 und U2), die Container stehen unmittelbar neben der U-Bahn-Station.

Bildergalerie

BRŁO Brewhouse – Braukunst Berlin GmbH
Schöneberger Straße 16
10 963 Berlin
Berlin
Deutschland

Merken

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.